Kreative Karnevalisten
Zo Foss noh Kölle jonn

V. l. Olly Heßler, Oliver Lohr und Sascha Hillebrand mit den Schääl Sick Mädsche unter der Kennedybrücke | Foto: Foto: MÜller
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Oberkassel - Wenn Oliver Lohr (46), 1. Vorsitzender der Werbegemeinschaft
Oberkassel, Senator der Oberkasseler KG und Mitglied des Elferrates
der Selhofer KG aus Bad Honnef schon keine Haare mehr schneiden und
Oliver Heßler (49) Literat der Selhofer KG, ebenfalls wegen der
Pandemie keine Karnevalsitzung organisieren darf, muss Abhilfe
geschaffen werden.
Karneval im Wohnzimmer mit Kölsch vor dem Laptop, Kamelle essen,
Miniaturwagen bauen und Umzug spielen, kam weder für die beiden und
schon gar nicht für Sascha Hillebrand (45) ebenfalls jeckes Mitglied
des Selhofer Elferrates nicht in Frage.

Wenn schon Kölsche Karnevalsbands und Redner nicht ins Siebengebirge
anreisen können, hieß es am letzten Samstag für die drei
Vollblutkarnevalisten: „Mir jon zo Fooß noh Kölle“, so wie es
1936 Willi Ostermann in seinem Mundartlied „Heimweh nach Köln“
besungen hatte.
Publik wurde die Jecke über 47 km lange Tortur in den sozialen Medien
gemacht, was dazu führte, dass ab dem Start in der Bäderstadt um
08:11 Uhr bis zur Ankunft am Kölner Dom jeweils Abordnungen von
örtlichen Karnevalsvereinen an der Strecke standen, die die
Karnevalisten anfeuerten, ihnen Orden überreichten, sie verpflegten,
mit Musikeinlagen in Stimmung brachten und damit über die Strapazen
halfen.

Im Beueler Stadtbezirk wurden sie auf dem Leinpfad vor den
Oberkasseler Bootshaus bei Treibgut und steigendem Rheinpegel von den
„Anjeschwemmte“ mit „Ich möcht zo Fuß noh Kölle jon“
begrüßt. Klar, dass auch die „Alten Kameraden“ Spalier standen
und der Frühstückstisch in der Wagenhalle der „KG Kaasseler
Jonge“ bei ihrer Ankunft um 10:15 Uhr gedeckt war.

Eigentlich hätte das jecke Wandertrio da schon an der Kennedybrücke
sein müssen, aber sowohl die stündlichen Live Videos auf Facebock
und Gespräche mit den Zuschauern verhinderten dies. Die Beueler
Stadtsoldaten und die Bützoffiziere warteten beim „Kniepes“ und
dem „Bröckemännsche“ an der Beueler Hochwasserschutzwand und die
„Schääl Sick Mädsche“ hatten ihre Uniformen aus dem Schrank
geholt und jubelten den Karnevalshelden zu.

Nach Beuel wechselte die Strecke hochwasserbedingt und bis nach Porz
auf Rad- und Fußwege an den Landstraßen, aber auch dort schallte
ihnen „Allaaf“ und „Maht et jood“ entgegen. Auf der gesamten
Strecke, bis zum Eintreffen an der Kölner Hohenzollernbrücke um
19:18 Uhr herrschte bei ca. 2-4° Niesel-, Dauer- und Schneeregen. Als
es dann aber am Aufgang zur Brücke mit den Liebesschlössern hieß:
„Schuhe und Strümpfe aus und op bläcke Fööss över die
Bröck“, hörte es auf zu nieseln und ab ging es zum Dom, wo die
Gruppe von ihren Fans mit Fahnen, Pauken und Trompeten um 19:22 Uhr,
genau nach 11 Stunden und 11 Minuten empfangen wurde.

Nicht nur dem rheinischen Brauchtum wurde an diesem Tag Ehre erwiesen,
sondern auch an Willi Ostermann und sein „Ich mööch zo Foß noh
Kölle gon“ sowie mit dem Gang über die Brücke der Karnevalband
„Bläck Föös“, im Jahr Ihres 50-jährigen Jubiläums, gedacht.

V. l. Olly Heßler, Oliver Lohr und Sascha Hillebrand mit den Schääl Sick Mädsche unter der Kennedybrücke | Foto: Foto: MÜller
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