Gastronomie in Corona-Zeiten
Zurück aus dem „Dornröschenschlaf"
Beuel - Einfach mal wieder ausgehen! Seit letzter Woche haben
Lieblingsrestaurants, Stammkneipen, Ausflugslokale, Cafés und
Eisdielen wieder geöffnet. Die Wirte haben sich auf die Vorgaben
gemäß den Corona-Schutzbestimmungen eingestellt.
Aber noch immer gibt es viele Fragen. Nicht zuletzt bei den Abstands-,
Kontakt- und Hygienebestimmungen herrscht nach wie vor Unsicherheit.
Beispielsweise geht es um die „Vollvisiermasken“, die man häufig
sieht: Sie sind nicht nur beliebt, weil sie das Gesicht zeigen,
sondern werden auch als bequemer empfunden, als die textile
Mund-Nase-Bedeckung.
Das war auch vielerorts in der rechtsrheinischen Gastronomie,
insbesondere in den Ausflugslokalen mit Außengastronomie, fest zu
stellen. Auch die Mitarbeiter der Ordnungsämter aus Bonn und dem
Rhein-Sieg-Kreis waren offensichtlich nicht immer ausreichend und
richtig informiert. Vielfach wurde den Gastronomen bestätigt, dass
diese Art von Masken den geltenden Bestimmungen entsprechen würden.
Ein Irrtum: Auf Anfrage der Redaktion beim Ministerium für Arbeit,
Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen teilte dieses
mit, dass: „Beschäftigte mit Kontakt zu den Gästen (Service etc.)
eine Mund-Nase-Bedeckung tragen müssen. Diese muss bei Durchfeuchtung
gewechselt werden.“ Nach jedem Abräumen von Speisengeschirr sollten
zudem Händewaschen/ -desinfektion erfolgen, ansonsten mindestens alle
30 Minuten, „soweit dies noch nicht erfolgt ist.“
Das Tragen einer textilen Mund-Nase-Bedeckung diene, so Heiko Hoffmann
Pressesprecher der Behörde, vor allem dem Drittschutz, also dem
Schutz vor der Übertragung von SARS-CoV-2 durch potentiell infizierte
Personen via Aerosole in der Atemluft, beim Niesen etc. Diesen Schutz
stelle, auch nach Einschätzung des Robert Koch-Institutes, das Tragen
eines Visieres (z.B. aus Plexiglas) nicht in der gleichen Weise
sicher, wie eine eng am Gesicht anliegende Mund-Nase-Bedeckung.
„Daher stellen Visiere keinen grundsätzlichen Ersatz für eine
Mund-Nase-Bedeckung dar.“
Insgesamt war die Zahl der Besucher in Kneipen und Restaurants in den
vergangenen Tagen eher überschaubar, obwohl sich viele im Vorfeld auf
die Wiedereröffnung gefreut hatten. So gehörten Anja und Michael
Urban zu den ersten Gästen im „Milan“, einem der Restaurants in
Vilich-Müldorf. Die ausgebildete Köchin bekochte in Folge der
coronabedingten Schließung ihres Betriebes seit März mit Liebe und
Leidenschaft ihren Mann und sich am eigenen Herd. „Jetzt dürfen wir
endlich wieder raus und das genießen wir sehr. Das „Milan“, das
wir als letzte Gäste vor dem Shut-down besuchten, sollte auch unsere
erste Anlaufstelle nach der Durststrecke sein. Jeder Tisch entsprach
den Abstandsreglungen und war belegt. Mundschutz war für uns, die
anderen Gäste und den Service kein Thema. Was etwas fehlte war die
liebgewonnene Herzlichkeit und Wärme der Inhaber bei der Begrüßung,
allerdings den Vorgaben der Behörden geschuldet. Der Neubeginn macht
allerdings für alle Hoffnung“
Die Hoffnung auf ein volles „Stadion“ bei den Geisterspielen der
Fußball Bundesliga verfüllte sich beim Wirt der Beueler Gaststätte
El Horizonte“, Kamel Bssissa, allerdings nicht. Wo vor der
Corona-Krise regelmäßig mehr als 40 Gäste Tore bejubelten, oder
trauerten wenn ihr Verein Punkte liegen ließ, saßen am Samstag
lediglich sechs Zuschauer gut verteilt in der Lounge. Die
„Südkurve“ an der Theke blieb hingegen leer.
Gut besucht war allerdings der Beueler Rathausvorplatz. Nachdem die
Stadt grünes Licht gegeben hatte, stellten das Restaurant „Da
Giovanni“ und das Eiscafe „Teatro“ noch ein paar Tische und
Stühle mehr auf die erweiterten Terrassen und machten den sonst eher
tristen Platz zu einer Piazza.
Hochbetrieb auch am Beueler Rheinufer: Endlich mal wieder Gelegenheit
die Räder abzustellen und in eines der Lokale einzukehren. Hatte sich
das Bundeshäuschen während des Shut-down auf den Außer-Haus-Verkauf
konzentriert und damit einigermaßen die laufenden Kosten gedeckt,
wurde jetzt wieder an den reduzierten Sitzplätzen ordnungsgemäß
maskiert und desinfiziert bis in die Abendstunden serviert.
Serviert wird seit Montag auch wieder auch vor dem Küdinghovener
Familienhotel „Zur Post“, das auch ab sofort wieder Touristen
beherbergen darf. John Füllenbach hatte sein Hotel durchgängig
geöffnet, allerdings nur für Geschäftsreisende: „Bedingt durch
den Rückgang von Dienstreisenden der Telekom und weiteren Unternehmen
im Bonner Bogen, hatten auch wir weitaus weniger Gäste im Haus. Das
wird auch noch einige Zeit so weitergehen und auf Touristen werden
wir, bedingt durch die nicht für Urlaubsgäste vermarktete
Destination Bonn, weiterhin warten müssen.“ Gut angenommen wurde
der Außer- Haus und Lieferservice der Hotelküche während der
Schließung des Restaurants. Hier setzte der Hotelier auf den Verkauf
von Drei-Gang-Menüs. Ab sofort können diese wieder in den
Gasträumen verzehrt werden. Gelegenheit mal mit der Familie oder
Freunden gem. den Kontaktbeschränkungen gepflegt zu essen, gibt es
besonders an den bevorstehenden Feiertagen.
- Helmut Müller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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