Sixties United
"Alt-Rocker" spielen Benefiz-Konzert in der Harmonie
Endenich - (we) Es war eigentlich wie immer: Man kriegt in Endenich keinen
Parkplatz, es gießt in Strömen, ist kalt und dunkel. Plötzlich
reißt einer aus dem Dunkel ein Riff an: Und du bist in einer anderen
Welt. Mit rund 500 Leuten gemeinsam nehmen Sixties United dich mit in
eine Zeit, als wie heute auch nicht alles gut war. Als die Leute aber
an sich glaubten und wussten, dass ihnen die Welt gehörte und sie sie
verändern konnten. Kurzum: Sie spielen Oldies der 60er und frühen
70er. Ob Wild Thing von den Troggs oder auch mal was von den Shadows.
Das Publikum, meist aus der Generation der damaligen Ersthörer, ist
hin und weg. Sixties United spielen eng am Original. Und die Zuhörer
schwelgen meist in Erinnerungen an alte, vermeindlich bessere,
zumindest aber jüngere Zeiten. Da bleibt kein Auge trocken, kein
Rücken ungebeugt, keine Tanzbewegung ungetanzt.
Die Musiker von damals sind ihrem Hobby treu geblieben. Sie haben
schon damals jeweils eigene Bands gehabt. Und das ist meist auch heute
noch so. Für die Auftritte als Sixties United kommen die gut 20
Freunde 4 bis 5 mal im Jahr zusammen: „Wir proben nicht mehr
regelmäßig“, sagt Bea, die Frontfrau. „Das muss einfach
sitzen“. Zum 10-Jährigen Jubiläum in der Harmonie ließen sie
wieder mal die Fetzen fliegen. Jedes Jahr sind sie hier. Eben dieses
Jahr zum 10. Mal.
Fredy kam dazu extra aus Iserlohn: „Ich spiel‘ da auch in einer
Band“, so der 69-Jährige. Und er singt sich die Seele aus dem Leib.
„My generation, damals ein Welthit von den Who, heißt, aktiv zu
bleiben und sich nicht unterkriegen zu lassen, Das Leben frei zu
genießen, haben sie damals gesungen. Und das ist die Botschaft dieses
Abends: Lasst Euch nicht unterkriegen, bleibt ihr selbst, glaubt an
Euch. Aus einer Zeit, als die Texte noch eine authentische Bedeutung
vermittelten. Und wenn Jens Hoffmeister sich am Mikro verbiegt wie
ganz ganz früher, stören auch die Blumenkränze in den Haaren von Ü
60-Damen im begeisterten Publikum nicht weiter.
Sie alle haben ihre Verdienste um die Pop-Musik im Raum Bonn. Und
zeigen, dass sie es immer noch drauf haben. Ob mit ‚All over
Beethoven‘ oder ‚Proud Mary‘ wie mit ‚Nights in White
Satin‘. Schön, diese Reise in die Vergangenheit. Vielleicht nicht
mehr ganz so wild wie seinerzeit John Kay und Steppenwolf und ihr
„Born to be wild“. Aber dafür vielleicht „Wild at heart“.
Unabhängig bleiben. Ungebeut seine Wege gehen. Eben eigene Wege gehen
und dem menschlichen Zusammensein Achtsamkeit schenken.
Ein vergnüglicher Abend in der Harmonie mit viel Spaß auf allen
Ebenen. Kultur kann auch Spaß machen. Und einem guten Zweck dienen.
„Sixties United“ spielen immer für einen guten Zweck. In diesem
Fall für die Lebenshilfe, die mit einer Spende von „satten“ 3.000
Euro rechnen kann.
- Harald Weller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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