Internationale Kunst im Esszimmer
Anthroposophisch, gesellschaftskritsch oder ohne ...

Mathieu erklärt seine Spiegelwand. | Foto: we

Kessenich - (we) „Kunst funktioniert überall auf der Welt gleich“, sagt
Alexander Mood. Alexander kommt aus Stockholm und kuratiert eine
Ausstellung von 10 Künstlern, die üblicherweise in seiner
ID:I-Galerie in Stockholm ausstellen. Er und seine
Esszimmer-Präsentation sind somit Teil einer Kooperation zwischen
Sibylle Feucht, der Esszimmer-Galerie-Chefin, und der Stockholmer
Galerie.

Bis Mitte Juli sind die Arbeiten der 10 in Kessenich zu sehen. Danach
zeigt dann das Esszimmer seinerseits seine Werke umgekehrt in
Stockholm. „Ich stelle in Schweden Werke von Künstlern, die im
Esszimmer waren oder sein werden, aus“, so Sibylle Feucht. „Und
meine eigenen Arbeiten.“

Alexander hat nach Kessenich zum Beispiel eine MRT-Aufnahme des Hirns
seines verstorbenen Vaters mitgebracht. Davor hängen zwei
Lautsprecher, die leise vor sich hin summen. „Meine Arbeiten haben
immer einen anthroposophischen Hintergrund“, sagt er. „Ich will
wissen, was uns Menschen die Vergangenheit in der heutigen Zeit zu
sagen hat. Die Jetztzeit ist aufgeladen mit Geschichten aus der
Vergangenheit.“

Helena malt mit Wasserfarben. „Die kann ich leicht ändern.“ Ihre
Bilder zeigen leere Räume. „Das hat überhaupt keine Botschaft. Im
Gegenteil, jeder soll und kann sich dabei denken, was er mag. Die
Räume befüllen mit Erinnerungen oder Personen.“ Johanna hat aus
ihrer Vorstellung heraus das Wohnzimmer ihrer Großmutter gemalt. Die
lebte in Deutschland.

Mathieu kommt aus Quebec: „Da haben Alexander und ich uns getroffen
und beschlossen, etwas gemeinsam zu machen.“ Nach Kessenich hat er
eine Riesen-Spiegelwand mitgebracht. Zunächst glaubt man, die sei mit
einem abstrakten Muster beflockt. Schaut man genauer, erkennt man die
Logos internationaler Unternehmen wie die Playboy-Bunnies, das
Mc-Donalds-Signet oder auch das Lacoste-Krokodil. „Damit zeige ich,
wie sehr wir in unserem Alltag bestimmt werden von internationalen
Konzernen und mahne eigenständiges Denken an“, sagt Mathieu.

Sibylle Feucht betreibt die Galerie seit 2011. Damals sagte sie, sie
präsentiere Kunst für jeden, der Lust habe, vorbeizukommen. Eben so,
als ginge man zum Essen. Also, auf ein Treffen in der Mechenstraße
25, im Esszimmer.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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