Hausdorffs Abschiedsbrief
Archiv der Universität Bonn übergibt den Brief an die Un ...
Bonn - (red) Der Bonner Mathematikprofessor Felix Hausdorff wählte den
Freitod, um der Verfolgung und drohenden Ermordung durch das
Nazi-Regime auf diesem Weg zu entgehen. Sein bewegender Abschiedsbrief
vom 26. Januar 1941 wurde jetzt vom Archiv der Universität Bonn auf
die andere Seite des Hofgartens gebracht und an die Universitäts- und
Landesbibliothek Bonn (ULB) übergeben. So ist nach über 60 Jahren
der Nachlass Felix Hausdorffs wieder vollständig an einem Ort
vereint.
In der Feier zur Übergabe des Schriftstücks in der Universitäts-
und Landesbibliothek Bonn nahm der Direktor, Dr. Ulrich
Meyer-Doerpinghaus, den Brief entgegen: „Wir freuen uns sehr, dass
der Brief nun mit dem Nachlass Hausdorffs an einem Ort zusammen
kommt.“
Bis es jetzt soweit war, reiste der Brief über verschiedene
Stationen. 1980 wurde der Nachlass Felix Hausdorffs der ULB
übergeben, damals ohne Abschiedsbrief. Der tauchte ein Jahr später
im Mathematischen Institut auf und wurde dem Universitätsarchiv
übergeben. Fortan wurde der Brief auch ausgeliehen, immer wieder und
im Jahr 1997 verschwand der Brief dann vermeintlich. Im Jahr 2012
fällt dem Archivar der Universität Bonn, Dr. Thomas Becker, bei der
Durchsicht eines Stapels vermeintlich leerer Schnellhefter, die
entsorgt werden sollten, der Abschiedsbrief buchstäblich in die
Hände. „Ich war schockiert und glücklich zugleich. Beinahe wäre
der Brief entsorgt worden. Seither haben wir den Brief in einer
Vitrine des Universitätsmuseums zum Andenken an Felix Hausdorff
ausgestellt.“, erläutert Becker. Jetzt hat er den Abschiedsbrief
der ULB übergeben und so ist er mit dem Nachlass Felix Hausdorffs
vereint.
Der Abschiedsbrief vom 26. Januar 1942 richtet sich an Hausdorffs
Freund, den Rechtsanwalt Hans Wollstein. Es geht um Dinge wie offene
Rechnungen und die Übernahme seiner Bestattungskosten. Hausdorff
ahnt, dass er vom Sammellager der Nazis in Endenich deportiert und
ermordet werden soll. Er schreibt: „…auch Endenich ist noch
vielleicht das Ende nich!….“. Bevor ihn die Nazis zu fassen
bekommen, beging Hausdorff Selbstmord. Hans Wollstein wurde im KZ
Auschwitz ermordet.
Hausdorff war als Mathematiker bekannt für seine Errungenschaften in
Mengenlehre, Wahrscheinlichkeitstheorie und Funktionsanalysis.
Zugleich war er Künstler und Philosoph. Zu seinem Nachlass zählen
auch 22 literarische und philosophische Werke sowie ein Theaterstück.
Zu Ehren Felix Hausdorffs wurde das Bonner Exzellenzcluster für
Mathematik in „Hausdorff Center for Mathematics“ umbenannt. Das
literarische, künstlerische und wissenschaftliche Werk Felix
Hausdorffs wird unter dem Dach des Hausdorff Centers in einer
Gesamtedition herausgegeben, koordiniert von Prof. Dr. Walter Purkert.
2021 wird die Fertigstellung der Hausdorff-Edition in einem Festakt
gefeiert.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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