Sanierungsarbeiten
Beethoven kommt gewaltig
Bonn - Mit dem Einsatz aller Ressourcen feiert das Beethovenhaus im kommenden
Jahr den 250. Geburtstag seines Namensgebers. Neben allen anderen
Aktivitäten diverser Bonner und weiterer nationaler wie
internationaler Kultureinrichtungen setzt das Haus kleine, aber feine
Nuancen, die sicherlich nicht zum karnevalesken Schenkelklatschen
geeignet sind. Dafür aber einen neuen Zugang zum Musik-Genie und
seinem Werk ermöglichen. Und das auch für die, die mit klassischer
Musik nicht so recht warm werden.
Zunächst aber wird das Haus geschlossen. Ab 28. Februar ist kein
Besuch mehr möglich. Bis zum Spätsommer wird umgebaut. Danach dann
gibt es einen völlig neuen musealen Zugang zum Haus zu bestaunen.
Während bisher die Erinnerung an Beethoven streng chronologisch
aufgebaut war und zu statischen Rundgängen führte, ist künftig
alles anders. Wie schon an anderen Museen in Bonn beschränkt man sich
nicht länger auf das Zeigen von Reliquien. Man will vielmehr das
Leben Beethovens präsentieren. Der Alltag wird geschildert, so dass
sich ein Mensch aus der Jetztzeit vorstellen kann, was damals im Leben
des Komponisten abging. Zu diesem Schritt kann man Direktor Malte
Boecker und seinem Team nur herzlich gratulieren. Ermöglicht die neue
Sichtweise doch eine entstaubte narrative Erzählweise, die die
Fantasie der Gäste bemüht. Will sagen, einen emotionalen Zugang zur
Musik möglich macht. Zum neuen Konzept gehört, dass die
Laufwegsverbote wegfallen. Die Kordeln mit dem Hinweis „Durchgang
verboten“ verschwinden. 3,5 Millionen Euro kostet der gesamte Umbau.
Vis-à-vis dem Geburtshaus wird eifrig gebaut. Hier entstehen der neue
Shop, ein Café, die Kasse und ein Seminarraum. Das bisherige und
künftige Museumshaus erhält einen Raum für Wechselausstellungen,
ein Konzertzimmer und eine Schatzkammer, in der etwa
Original-Autographe gezeigt werden. Überhaupt wird Beethoven ein
Beethoven zum Erleben, quasi zum Anfassen sein. So wird das so
genannte Geburtszimmer von der Mystik befreit, dass der Meister
vermutlich darin geboren ist. Alles wird modern und im besten Sinne
innovativ sein. Jeder Raum wir ein eigenes Thema vertreten. So dass
sich der Besucher ein veritables Bild vom Leben und Schaffen des
Meisters machen kann. Darauf kann man sich mit Fug und Recht freuen.
Eröffnungsdatum fürs neue alte Haus mit dem zeitgemäßen Konzept
ist der 16. Dezember 2019.
Dann die Ausstellungen: In Kooperation mit der Bundeskunsthalle gibt
es in der Bundeskunsthalle eine Publikumsausstellung zu Beethoven. Im
Geburtshaus selbst wird es diverse Ausstellungen geben. Es werden
zudem zwei Kongresse veranstaltet. So kommen in Bonn international
führende Beethovenforscher zusammen.
Im Kammermusiksaal gibt es den Klaviersonaten-Zyklus von Evgeni
Koroliov. Das weitere Klavierwerk Beethovens erfährt weitergehende
Konzertwürdigung durch international herausragende Pianisten. Dazu
gehören auch die Diabelli-Variationen, die Mitsuko Uchida spielen
wird.
Neben dem umgebauten Haus selbst mit seiner dann der heutigen Zeit
entsprechenden Konzeption und den Konzerten im Kammermusiksaal kommt
mit „my Beethoven“ noch eine Besonderheit dazu: Die
Auseinandersetzung diverser Künstler mit dem Werk Beethovens von der
Klassik bis zum Jazz verspricht neue Aus- und Einsichten in Beethovens
Musik.
Das komplette Programm ist im Netz einzusehen. Der Vorverkauf für die
Konzertangebote von Herbst 2019 bis Ende 2020 beginnt am 1. April.
Abonnements können ab sofort und bis zum 30. September schriftlich
bestellt werden.
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass man sich in Bonn wie
weltweit auf einen neu zu entdeckenden Beethoven freuen darf. Auf
einen Musiker ohne Heiligenschein, der auch solche Menschen mit seiner
Musik faszinieren kann, die ohne Frack auf die Welt gekommen sind.
Spannend! www.beethoven.de
- Harald Weller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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