Kugel trifft auf Schweinchen
Boules-Rheinlandmeisterschaft in Bonn
Bonn - 60 Boules-Spieler im doublette (Doppel), das macht 30 Paare, spielten
am Alten Zoll ihre Rheinlandmeisterschaft aus. Der Wettergott meinte
es gut mit den Königen und Königinnen der Kugel. Wenn man‘s kann,
trifft eine der eigenen Kugeln das Schweinchen. Das ist die kleine
Kugel, die anzeigt, ob man gewonnen hat oder nicht. Denn es geht
darum, möglichst nah an das Schweinchen zu werfen.
Aber eigentlich ist Boules ein Psycho-Thriller: „Wie wird man selbst
fertig mit dem Druck und wie setze ich meinen Gegner unter Druck“,
schmunzelt Volker. Der spielt heute mit seiner Frau Nathalie. Für die
ist Boules „spannend und erholsam zugleich. Ich muss mich
konzentrieren und kann mich im nächsten Moment erholen.“ Zack, da
trifft ihr Mann ihre Kugel. So ganz ist‘s wohl doch nicht mit dem
Entspannen. Denn ihr Gatte hat nicht versucht, näher ans Schwein zu
werfen. Im Gegenteil, er hat die Kugel auf den Spielball seiner Frau
geworfen. So dass sie weggesprungen ist: „Ja, die Taktik ist dabei
ganz wesentlich", meint er. "Wie kann ich meinem Gegner schaden, indem
ich seine Kugel wegspringen lasse?"
Alle sind mit Freude bei der Sache. Es herrscht ein besonders
kameradschaftlicher Ton. Man kennt sich, man schätzt sich. Bonn ist
eine Boules-Hochburg. In Bad Godesberg wurde 1963 der erste
Boules-Club Deutschlands gegründet. Dort spielt man Bundesliga. In
der Bonner Innenstadt organisieren die Altsdtadtfreunde das Turnier.
Die haben 300 Mitglieder und bilden eine von vier Spielgemeinschaften
bzw. Clubs in Bonn. Die meisten spielen aus Spaß an der Freude und an
der frischen Luft. Es ist bei allen Psycho-Spielchen ein geselliger
Sport. Männlein und Weiblein spielen gemeinsam. Und wenn dann das
Wetter mitspielt, herrscht doch so etwas wie heile Welt auf dem
Boules-Platz. Boules ist der französische Ableger des italientischen
Boccia und Pétanque ist eine Abart von Boules. Das Wort ist eine
Verballhornung und bedeutet "Stille Füße." Pétanque wird nämlich
ohne Anlauf gespielt. Man wirft die Kugel aus dem Stand. Im Gegensatz
dazu spielt man Boules mit drei Schritt Anlauf.
Die Turnier-Teilnehmer am Alten Zoll brauchten keinen Anlauf, um in
Stimmung zu kommen. Rasch knallten die Kugeln aufeinander. Und die
Boules-Spieler, die sich alle untereinander duzen, hatten wieder
einmal allen Grund, zu erklären, warum ausgerechnet ihre Kugel nicht
so das Ziel traf wie gedacht. Ob Boules oder eine andere Sportart:
Manche Dinge ändern sich nie...
- Harald Weller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.