Bonner Keller
Das Gedächtnis der Universität

In diesem Kellerraum fällt das schwere Doppelgewölbe auf. Die Bauweise erlaubt eine weit größere Belastung als es für das darüber liegende Treppenhaus notwendig wäre. Für welche Zwecke es so gebaut wurde, ist nicht bekannt.  | Foto: mt
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  • In diesem Kellerraum fällt das schwere Doppelgewölbe auf. Die Bauweise erlaubt eine weit größere Belastung als es für das darüber liegende Treppenhaus notwendig wäre. Für welche Zwecke es so gebaut wurde, ist nicht bekannt. 
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Bonn - (mt) „Keller erzählen Bonner Stadtgeschichte“ ist der Titel einer
noch aktuellen Ausstellung im Stadtmuseum Bonn, in deren
Begleitprogramm Besucher Einblicke in besonders sehenswerte Beispiele
des Bonner Untergrunds erhalten können. Diesmal geht es in den Keller
der Universität Bonn, unter das Kurfürstliche Schloss. 

Es geht bergab – zumindest im wörtlichen Sinne. Dr. Thomas Becker
führt seine Gäste über zwei Treppen hinab in die Katakomben.
Während an der Oberfläche über 30 Grad im Schatten herrschen,
scheint das Thermometer mit jeder Stufe zu fallen. Unten angekommen
lässt es sich aushalten.

Unsere Gruppe ist auf 25 Teilnehmer begrenzt. „Das ist eine Frage
der Sicherheit“, betont Becker. Das wird auch allen Gästen schnell
klar: Zwischen deckenhohen Regalen, meist bis auf den letzten Meter
mit Akten und mehr gefüllt, bleibt wenig Platz. „Wir befinden uns
hier im Gedächtnis der Universität.“ Hier ist archiviert was in
der Universität an Schriftgut produziert wird. Mit dem Ziel, dass
sich Menschen auch noch in 100 Jahren und darüber hinaus ein Bild der
Bonner Universität im 21. Jahrhundert machen können.

„Innerhalb der nächsten Jahre könnten alle Vorgänge der
Universität digital ablaufen. Das wird hochproblematisch“,
berichtet Becker. Denn auch wenn die Digitalisierung im Alltag der
meisten Menschen viele Dinge vereinfacht, stellt sie für Archive eine
immense Herausforderung dar. „Es gibt von Seiten der Industrie
derzeit keine Möglichkeiten digitalisierte Akten langfristig zu
speichern. In 100 Jahren sind Disketten, optische Medien wie CDs und
ähnliches nicht mehr lesbar.“ Eine Urkunde aus dem Mittelalter kann
man restaurieren – bei digitalen Daten sei das nicht möglich. Eine
Methode könnte sein, digitalisierte Dokumente analog auf Filmmaterial
zu speichern.

Fest steht, dass der Keller des kurfürstlichen Schlosses ein sicherer
Ort für das Archiv ist. „Der Keller diente im zweiten Weltkrieg als
Luftschutzbunker und hat auch die Menschen beim Angriff am 18. Oktober
1944 geschützt.“ Außerdem seien das Gebäude und der Keller sicher
vor Hochwasser, da sich das Universitätsgebäude auf einem der
höchsten Punkte der Bonner Innenstadt befinde. „Selbst das
Hochwasser von 1784 hat das Gebäude nicht erreicht.“ Problematisch
sei hingegen Starkregen. „Erstmals 2003 kam uns dabei das Wasser
durch die Luftschächte entgegen.“ Auch durch die ein oder andere
alte, vergessene Leitung könne noch Tage nach dem Starkregen Wasser
in den Keller gelangen. „Das ist insofern problematisch weil
Schimmel unser schlimmster Feind ist.“ Aus diesem Grund werden
Temperatur und Luftfeuchtigkeit täglich kontrolliert. Bleibt das
Wetter länger schwül, helfen Luftentfeuchter die relative
Luftfeuchtigkeit bei maximal 60 Prozent zu halten.
 
Während im Keller also die Geschichte der Universität bewahrt werden
soll, könnte der Keller selbst von seiner wechselhaften Geschichte
erzählen, die bis in das 16. Jahrhundert zurückreicht. So wurden
mehrere Gebäude am Standort des heutigen Unihauptgebäudes errichtet
und in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder ganz oder teilweise
zerstört. Die meisten Spuren davon sind im Keller zu entdecken. Ein
Blick auf das Gewölbe in einem der Räume: „Diese handgeformten
Ziegel deuten auf das 17. Jahrhundert hin, die Zeit des ersten
Bauabschnitts des Barockschlosses.“ Die Verstärkung darunter jedoch
stammt aus der Zeit des zweiten Weltkriegs. Seit fast 400 Jahren wird
der Keller umgebaut und Dr. Becker ist überzeugt, dass er noch viele
Geheimnisse in sich trägt.  

Infos kompakt

Eine weitere Führung durch den Keller der Universität findet am
Mittwoch, 3. Juli um 15 Uhr statt, Treffpunkt ist der Arkadenhof.
Karten sind im Stadtmuseum erhältlich und ggf. unmittelbar vor der
Führung vor Ort.

Die Ausstellung „Keller erzählen Bonner Stadtgeschichte“ ist
noch bis zum 7. Juli im Stadtmuseum zu sehen.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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