14 Jahre in Amt und Würden
Der Glaubwürdige

Helmut Kollig | Foto: we

Bonn - Schaufenster sprach mit Helmut Kollig. Er hat sein Amt als
Bezirksbürgermeister von Bonn vereinbarungsgemäß an seine
Nachfolgerin Brigitta Poppe-Reiners übergeben. 14 Jahre lang hatte er
es inne.

Den Masterplan seiner Stadt sieht er als Erfolg, der rückblickende
ehemalige Bezirksbürgermeister von Bonn, Helmut Kollig. „Das hat
langfristig Qualität.“ Er hat während seiner Amtszeit kein
abstraktes Konzept verfolgt. Es war ihm immer wichtig, zu tun, was
getan werden musste. „Sicher hat es auch Enttäuschungen gegeben.
Die Bebauung am Bonner Loch zum Beispiel. Das hat so lange gedauert,
dass es erst jetzt dazu kommt.“ Oder auch das Haus der Bildung, das
zwar schön geraten sei, aber so teuer, wie man es nicht hatte haben
wollen. Es sei insgesamt dringend erforderlich, die Vergabeordnung der
öffentlichen Hand neu zu regeln. Die Verwaltung sei damit
überfordert, allein aufwändige Vorhaben umzusetzen. Auch die
Wolfstraße mit ihrer Sanierung sei ein Beispiel für eine misslungene
Koordination.

Insgesamt sei die Zeit keine einfache gewesen. Gelernt habe er, dass
Politik zum Entscheiden da sei. „Wir haben eine repräsentative
Demokratie, eine Stellvertreterdemokratie. Da entscheidet die Politik
für den Bürger“, sagt er. Und schreibt seinen nachfolgenden
Kollegen ins Stammbuch, sie mögen sich nicht von vermeintlichen
kurzfristigen Erfolgen kurz vor Wahlen beeinflussen lassen.

„Die Politik muss vorausdenken und beschließen“, sagt er. „Und
danach ausführen lassen.“ Insgesamt wünscht er sich mehr normale
Menschen in den politischen Entscheidungsgremien, um das gesamte
Spektrum der Bevölkerung abzubilden.

Die großen Themen, die Armut von Kindern etwa, müssten dringend
angegangen werden. Die großen Player sollten, um das zu bezahlen, zur
Kasse gebeten werden. Und es bedürfe sorgfältiger Überlegungen
dazu, wie man der Ich-Gesellschaft, der Ellenbogenmentalität, die
heute verstärkt zu beobachten sei, entgegenwirken könne. Zugunsten
gemeinsamer Werte.

Diese Werte müsse man allen gesellschaftlichen Gruppen vermitteln.
Weil die wissen sollten, in welcher Gemeinschaft sie sich bewegten.
„Das verhindert Parallelgesellschaften, die ich heute schon sehe“,
so Kollig. Und es ermögliche, das Gefüge der Gesellschaft gemeinsam
zu verändern.

Allgemein, so sagt er, fehle es an der Kultur des gegenseitigen
Respekts, der Anerkennung anderer Meinungen.

Das Zuhören sei eine wichtige Qualität für einen politischen
Entscheidungsträger. Und das komme im politischen Alltag manchmal zu
kurz.

Wer braucht das Brauchtum? „Na der, der‘s braucht“, sagt Helmut
Kollig. Er hat sich immer um die Karnevalisten, die anderen Vereine
gekümmert. „Man muss als Bezirksbürgermeister darauf aufmerksam
machen, was da Gutes geschieht.“

Was man als Bezirksbürgermeister denn eigentlich gestalten könne?
„Wir haben als Bezirksvertretung keinen eigenen Haushalt“, stellt
Kollig klar. Finanzieller Spielraum also sei nicht gegeben. Was in
Bonn zu tun sei? „Schulen sanieren, Kindergärten fördern, Straßen
ausbauen“. Viel Wert legt er auch auf die Städtepartnerschaften,
die viel zum gegenseitigen Verständnis beitrügen.

Zuhause in Bonn freut sich Helmut Kollig darauf, miterleben zu
können, wie etwa die Kölnstraße als Eingangstor zur Nordstadt wie
vorgesehen einladender als heute umgestaltet wird.

Insgesamt war es für ihn „ein große Ehre“, das Amt ausüben zu
dürfen. Er geht trotzdem mit ausschließlich lachenden Augen. Denkt
an Urlaub und sein Hobby, die analoge Schwarz-Weiß-Fotografie.
„Aber eigentlich habe ich gar keine Zeit, in meinem Betrieb
brummt‘s.“

Alles Gute, Helmut Kollig. Und vielen Dank.

- Harald Weller

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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