Übung für den Ernstfall
Die Rheinaue brennt, die Retter nahen

Gespenstische Szenen - gottseidank nur zur Übung: Feuerwehren und Hild- und Rettungsdienste probten gemeinsam für den Ernstfall. | Foto: Weller
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 Die Szenerie ist gespenstisch: Hier, auf der Rheinaueninsel,
schreien die Verletzten gellend um Hilfe: „Wo bleib Ihr denn, ich
brauche Hilfe, warum hilft mir keiner?“ Die Finsternis wird erhellt
von den Folgen der Explosionen, die die Insel kurz zuvor erschüttert
haben. Der Nebel wabert. Es ist kalt in der Rheinaue. Irgendein
pyrotechnischer Unfall hat das auf der Insel stattfindende und Minuten
zuvor noch umjubelte Pop-Konzert abrupt beendet.

Spät wird man rund 50 Verletzte zählen. Aber jetzt geht es erstmal
um Hilfe. Nur, das ist leichter gesagt als getan: Die beiden
Zugangsbrücken zur Insel sind aufgrund der Explosionen weggesprengt.
Man kann also auf dem Landweg nicht zu den Verletzten. Dazu muss man
über Wasser fahren. Also gilt es, zunächst die DLRG und das THW zu
alarmieren. Und deren Einsatz per Boot zu organisieren. Die Feuerwehr
muss die Bände löschen. Ja, aber erst mal hinkommen zur
explodierenden Insel...

Ok, die Boote werden am gegenüberliegenden Ufer im gleißenden kalten
Licht der eilends herbeigeschafften Scheinwerfer zusammen gebaut
(Pontons beim THW, Boote bei der DLRG), zu Wasser gelassen. Sie fahren
über den See, erkunden das Geschehen. Es ist ansonsten stockdunkel.
Die Verletzten auf Insel schreien vor Angst und Schmerzen. Und da, ein
neuerlicher Knall. Schon wieder eine Explosion! Großes Wehgeschrei!
Aber das erste Boot ist da.

Die Helfer kümmern sich um die Verwundeten. Die Löscheinheiten
landen ebenfalls an: Sie rennen und rollen ihre Schläuche aus. Um
dann zu löschen. Und so beruhigt sich ganz allmählich die Szenerie.

Was hier abläuft, ist eine Übung. Eine Übung für den
Katastrophenfall. „Wir üben alle 2 Jahre“, sagt
Berufsfeuerwehrmann Heiko Basten. „Hier geht es darum, die Kräfte
der Feuerwehr, des THW, der DLRG, des DRK, des ASB, des Malteser
Hilfsdienstes und der Johanniter zu bündeln.“ Damit soll die
Leistungsfähigkeit der Hilfskräfte im Katastrophenfall erprobt
werden. Im Vorfeld ist sich Feuerwehrchef Jochen Stein sehr sicher,
dass alles klappt: „Na klar“, sagt er. Was zu beweisen war.
„Übungsleiter Tobias Henschel plant die Übung seit Februar. „Ich
habe teilweise schlecht geschlafen“, lacht er. „Besonders
herausfordernd war und ist die Kommunikation und Koordination zwischen
den unterschiedlichen Hilfsorganisationen.“ Tobias Henschel weist
die Beobachter ein, die für die Qualitätskontrolle und das spätere
Feedback verantwortlich sind. Sie benoten das Geschehen und seine
Einzelheiten. Hinterher wird gesagt, ob alles gut gelaufen ist. Und
was nicht so gut war. Zunächst aber knallt und raucht es.

Auf mindestens 6 Stunden ist die Übung angesetzt. 120 bis 130
Beteiligte sind vor Ort. Schlussendlich können alle Verletzten
gerettet werden. Das gleißende Licht auf der anderen Uferseite wird
abgeschaltet. Die laut wummernden Diesel verstummen. Es kehrt Ruhe
ein. Und die Rheinauenenten können wieder das tun, was sie immer tun
in dieser Frühwinternacht. Schlafen.

- Harald Weller

Gespenstische Szenen - gottseidank nur zur Übung: Feuerwehren und Hild- und Rettungsdienste probten gemeinsam für den Ernstfall. | Foto: Weller
Unter realistischen Bedingungen probten die Retter ihren Einsatz. | Foto: Weller
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