Offene Ateliers
Die Südstadt präsentiert sich als Kulturmeile
Bonn - (we) Einmal im Jahr zeigen die Künstler und Künstlerinnen in der
Südstadt, was sie künstlerisch zu bieten haben. Gelegentlich eines
großen Tages der offenen Tür waren alle Interessenten an zwei Tagen
dazu eingeladen, sich in 20 Ateliers umzusehen. In Ateliers, die für
den Rest des Jahres der Öffentlichkeit unzugänglich bleiben. Das
Ganze läuft unter dem Rubrum „SüdstART Bonn“.Schaufenster hat
fünf Künstlerinnen besucht.
Im Atelier Villa Wiese in der Weberstraße arbeiten in benachbarten
Ateliers Huda Neugebauer, Carina Klein und Marita Fissenewert. Huda
Neugebauer ist seit fünf Jahren hier, gibt Mal-Kurse, verfolgt
Projekte zum Beispiel in Schulen und Kindergärten. Sie ist
Kunstpädagogin, -therapeutin und Malerin. „Malen dient für viele
meiner Gäste als Entspannung. Die Menschen heute sind alle so
gestresst. Selbst Kinder. Da kommt dem Malen eine wichtige Rolle des
Entspannens zu.“ Und so zeigt sie den Leuten nicht nur, wie man malt
oder zeichnet, sondern wie man sich dabei trefflich entspannt. Zudem
arbeitet sie in der Familienhilfe. Ihre eigenen Bilder sind meist
pastellfarben, - „keine harten Farben“ - und zeigen häufig
Menschen in einem oft wenig konturieren Lebensraum. Welches Bild sie
gerade malt? „Ich male immer 10 bis 15 Bilder gleichzeitig“, lacht
sie. Ihr kommt es dabei nicht nur auf eine korrekte Technik an, sie
schätzt ihre Kunst vielmehr als Ausdruck ihres Bauchgefühls.
Nebenan arbeitet Carina Klein. Sie malt häufig fotorealistische
Bilder. „Im Moment habe ich allerdings Lust auf etwas
Abstrakteres“, meint sie. Zusätzlich zu dem heute üblichen Acryl
trägt sie häufig Schichten von Öl auf. „Das hat eine wesentlich
tiefere Farbwirkung. Und strahlt von der unteren Ebene zurück auf die
Oberfläche.“ Carina Klein arbeitet neben ihrem Malen im Atelier an
einer ambulanten Reha-Einrichtung. Sie hilft mittels Malen Menschen
mit psychosomatischen Erkrankungen. Stillleben gehören zu ihrem
bevorzugten Genre. Ob sie die klassischen Maltechniken umsetzt? „Ich
habe Kunst an der Alanus-Hochschule studiert“, sagt sie. „Dennoch
berücksichtige ich nicht immer die klassischen Komplementärfarben.
Ich will vielmehr Stimmungen ausdrücken. Und das kann man mit Farben
am besten.“
Die dritte im Bunde ist Marita Fissenewert. Sei malt am liebsten
Frauenköpfe. „Nachdenkliche Frauen“, wie sie sagt. Die Vorbilder
dazu findet sie häufig in Zeitschriften. Diese Vorlagen interpretiert
sie frei. Ob sie von ihrer Kunst leben kann? „Nein, das wäre eine
Katastrophe“, sagt sie, die schon seit 20 Jahren künstlerisch
tätig ist und die sich immer fortgebildet hat.
Weiter geht‘s in den „Malraum“ von Reingard Raasch-Aselmeyer und
Gisela Naumann. Hierher kommen Leute, die Malen lernen wollen. „Alle
Altersklassen“, betonen die beiden, die seit 40 Jahren künstlerisch
arbeiten.
„Ich male in diesem Jahr das Thema Bonn“ sagt Reingard. Ihre
Motive zeugen vom Alltag in der Stadt, vom Marktgeschehen und von
Häuern, die eine Bedeutung in und für Bonn haben.
Gisela Naumann macht im Wesentlichen Collagen. Sie nimmt
Zeitungsausschnitte und legt sie zu interessanten neuen Aussagen
zusammen.
„Mich interessieren vor allem die Beziehungen zwischen Menschen“,
sagt sie. „Und Landschaften male ich gern.“
Ein Kaleidoskop voller künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten, das
bieten die offenen Ateliers in der Südstadt. Spannend, solch ein
Ausflug in künstlerische Gefilde. Den nutzten bei spätherbstlich
kühlem aber sonnigem Wetter viele Besucher für einen informativen
Spaziergang.
- Harald Weller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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