Kreuzgang ist wieder zugänglich
Ein besonderer Ort

Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken und Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridha-ran freuen sich über die „Wiedereröffnung“ des Kreuzgangs des Bonner Münsters als zentralen Ort in Bonn für Stille, Ruhe und Kontemplation. Motto: „OFF-LINE. Kurzzeitiges Abschalten schützt vor Überhitzung“. | Foto: Rolf Thienen
  • Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken und Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridha-ran freuen sich über die „Wiedereröffnung“ des Kreuzgangs des Bonner Münsters als zentralen Ort in Bonn für Stille, Ruhe und Kontemplation. Motto: „OFF-LINE. Kurzzeitiges Abschalten schützt vor Überhitzung“.
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Bonn - (rth) Es ist schon geraume Zeit her, da erzählte mir Karsten Brandt,
Wetterforscher aus Bonn, dass er bereits vor dem Studium, gerne
Untersuchungen und Messungen zu Wetterphänomenen in Bonn betrieben
hat. Dabei sei ihm aufgefallen, dass der Kreuzgang des Bonner
Münsters, bezogen auf die gemessene Jahresdurchschnittstemperatur
verschiedener Bonner Örtlichkeiten, der Ort mit den höchsten
Temperaturen sei. Das Ergebnis passt gut zu den wissenschaftlichen
Erkenntnissen, dass christliche Kirchen, in der Gleichzeitigkeit mit
der römischen Besiedlung Germaniens, dort ihre Versammlungsstätten
errichteten, die sich durch ein besonders mildes Klima auszeichneten.

Bonns OB Ashok Sridharan hat dagegen andere Kriterien, warum er den
Kreuzgang des Bonner Münsters als den schönsten Ort Bonns empfindet.
Es sind vor allem persönliche Eindrücke von Besuchen, die ihn
diesen, vermutlich ältesten erhaltenen romanischen Kreuzgang
nördlich der Alpen als Oase der Ruhe und Besinnung ohne das
Eindringen von äußeren Einflüssen empfinden lässt. So verbinden
sich beide Gedanken, der des „schönen Ortes“ zusammen mit dem der
Kommunikation und des Austauschs untereinander, in der eigentlichen
Intention des Kreuzgangs. Denn der Kreuzgang ist in seiner
mittelalterlichen Ausformung der Ort, in dem der spirituelle Geist der
Liturgie (durch die unmittelbare Anbindung an die Kirche)
zusammentrifft mit dem Leben, dem Alltag der Mönche in Bezug auf
Regularien, Lektüre, Versammlungsstätte und nicht zuletzt der
Kommunikation. Der Kreuzgang, gekennzeichnet durch einen quadratischen
Garten als Abbild des Paradieses und einem Brunnen als Quell des
Lebens (in Bonn nicht vorhanden) ist der Ort im monastischen Leben, in
dem die Regel, nach der die Mönche sich zu richten und zu verhalten
hatten, nicht angewandt werden musste. Hier konnte, verkürzt gesagt,
der Mönch Mensch sein.

Für Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken als „Hausherr“ des Bonner
Münsters war es daher eine besondere Freude, zusammen mit OB
Sridharan den Kreuzgang des Bonner Münsters der Öffentlichkeit nach
langer, sanierungsbedingter teilweiser oder kompletter Schließung
wieder vollkommen zugänglich zu machen. Diesen besonderen Ort ganz
gezielt wieder ins Bewusstsein der Menschen in Bonn zu rücken war dem
Stadtdechant wichtig, denn, so Picken weiter, man müsse davon
ausgehen, dass das Münster nach fünfjähriger Renovierungsarbeit,
die noch bis 2021 dauern werden, ganz anders von den Bonnerinnen und
Bonnern gesehen und angenommen werde als vorher. Fünf Jahre
verändern das Bewusstsein. Die sozialen, städtischen, politischen
und viele weiteren Einflüsse haben das Leben verändert und werden es
erforderlich machen, das „Münster“ als geistiges Zentrum ganz
anders zu denken, zu sehen als einen Ort, der im städtischen Leben
einen Platz bietet für die Fragen der Zeit. Es gilt sich zu öffnen
für Kommunikation unterschiedlicher Gruppen und Ansichten. Und da sei
einiges in der Diskussion, zusammen unter anderem mit der
Medizinischen Fakultät der Universität Bonn oder der Industrie- und
Handelskammer. Alles in allem gilt es, so Stadtdechant Picken weiter,
zu ergründen, wo die Kirche in liturgischer Sicht im städtischen
und, darüber hinausgehend, im allgemeinen sozialpolitischen und
-wirtschaftlichen Zusammenhang steht. Aber alles zu seiner Zeit.

Mit der Öffnung des Kreuzganges ist jetzt ein erster, wichtiger
Meilenstein bis hin zur vollkommenen Renovierung des Münsters
geschafft, der Anlass zur Freude ist.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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