Stadtbahn: aus alt mach' neu
Erneuerung für Nachhaltigkeit

SWB-Mitarbeiter Sebastian Gräbner führte durch den Betriebshof Friesdorf und erläuterte das Projekt „Zweiterstellung“. | Foto: Simons/SWB
  • SWB-Mitarbeiter Sebastian Gräbner führte durch den Betriebshof Friesdorf und erläuterte das Projekt „Zweiterstellung“.
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Bonn - (red) Schon ihre Anfahrt per Fahrrad oder mit öffentlichen
Verkehrsmitteln ist umweltschonend gewesen. Und was sie am Ziel sahen,
ist es erst recht: Innerhalb des Sommerspecials „Auf Touren zur
Nachhaltigkeit“ der Stadt Bonn haben städtische Mitarbeiter und
deren Familien die Möglichkeit gehabt, unter dem Motto „Aus alt
mach’ neu“ den Betriebshof Beuel der Stadtwerke Bonn (SWB) zu
besuchen. Denn die SWB sind Teil der Bonner Nachhaltigkeitsstrategie,
die sich wiederum als Bonns Beitrag zur systematischen Umsetzung der
Agenda 2030 der Vereinten Nationen mit deren 17 nachhaltigen
Entwicklungszielen versteht. Mit diesen Zielen sollen gemeinsam
globale Probleme wie Klimawandel, Artensterben, Armut, Hunger und
weltweite Konflikte angegangen und die Gesellschaft sozial gerecht und
wirtschaftlich und ökologisch nachhaltig gestaltet werden.

Wie nachhaltig auf vielen Ebenen das auf dem Beueler SWB-Betriebshof
umgesetzte Großprojekt „Zweiterstellung“ ist, erklärte Sebastian
Gräbner, stellvertretender Fachbereichsleiter von SWB Bus und Bahn,
den Besuchern beim Rundgang durch die riesige Halle, in denen drei
mehr als 30 Meter lange Stadtbahnwagen in ganz unterschiedlichen
Modernisierungsstadien standen. Denn bei der „Zweiterstellung“
werden insgesamt 25 Stadtbahnen der Baujahre 1973 bis 1977 komplett
entkernt und dann mit neuer Technik und in neuem Design unter
Berücksichtung fortgeschrittener Standards auch in Sachen Sicherheit,
Wirtschaftlichkeit und Design wieder aufgebaut.

Wie ein Dynamo

„Die Stadtbahnen werden unter anderem mit einer neuen
Antriebstechnik versehen, die statt mechanisch und elektronisch
arbeitet und rückspeisefähig ist“, beschrieb Gräbner: „Ähnlich
wie etwa beim Fahrraddynamo wird die beim Bremsen freigesetzte Energie
genutzt und über die Oberleitung zurück ins Netz eingespeist, so
dass sie von anderen Bahnen bei Bedarf genutzt werden kann.“

Schonung von Ressourcen und Kosten

Dass das Projekt auch Ressourcen schont, erfuhren sie außerdem: Mehr
als die Hälfte des Materials der Bahnen wird wiederverwendet,
zugleich werden moderne Materialien etwa als Dämmstoffe und
Sitzbezüge neu eingebaut. 20000 Bauteile werden bei der Ertüchtigung
eines einzigen Stadtbahnwagons angefasst und eingepasst und fast 60
Kilometer Kabel verlegt, sagte Gräbner. Durch das Projekt sind
darüber hinaus 15 Arbeitsplätze bei den SWB neu entstanden, die
meisten davon als Elektriker und Mechaniker. Auch Kosten würden
gespart. „Die Zweiterstellung kostet pro Wagen 1,3 Millionen Euro,
ein neuer Stadtbahnwagen mindestens 3 Millionen Euro.“

Auch wegen ihrer Solidität und des hohen Komforts der Luftfederung,
auf die die Fahrgäste auch bei den modernisierten Wagen nicht
verzichten müssen, sei im Jahr 2007 die Entscheidung pro
Modernisierung contra Neukauf der Stadtbahnen gefallen. 2012 wurde der
Prototyp fertig. Seitdem erfolgt die Zweiterstellung in Beuel in
Kooperation mit dem SWB-Betriebshof in Dransdorf, wo die
Lackierarbeiten durchgeführt werden.

Sonst Verborgenes offen gelegt

Weil der Betriebshof direkt am Beueler Bahnhof liegt, rauschten
draußen andere Bahnen vorbei, während drinnen beim Schleifen oder
Schweißen die Funken flogen, gehämmert wurde, es nach Farbe roch und
die Besucher sehr interessiert viele Fragen stellten. Kosten,
Fördermittel, Zweiterstellungsdauer, Ausstattung und einzelnen
Arbeitsschritten galten ihre Fragen. Die Besucher durften sich die
drei Stadtbahnwagen in der Halle nicht nur anschauen, sondern sich
auch darin umschauen: Führerstand, Sitze, Technik, die sonst unter
Fußboden und Fahrgastsitzen verborgen ist. Von einem Wagen stand da
nur noch die bloße Karosserie, an einer weiteren Bahn waren die
Elektriker mit dem Verlegen der Leitungen beschäftigt, und die dritte
Bahn befindet sich nach erfolgter Runderneuerung bereits wieder im
Einsatz und soll mindestens weitere 25 Jahre zwischen Siegburg und Bad
Honnef fahren.

Woran nicht nur die städtischen Mitarbeiter nicht nur merken, sondern
auch schon optisch schnell erkennen, dass sie in einer modernisierten
Bahn sitzen, erklärte Sebastian Gräbner auch noch: Es ist nicht nur
das rot-weiß-graue Design, mit dem mittlerweile auch ältere, noch
nicht modernisierte ehemals grüne Bahnen beklebt sind. Es ist außen
vor allem die neue Frontschürze, in der die Lampen untergebracht
sind, und innen neben dem rot-weißen Design mit den grauen
Stoffbezügen speziell die Deckenkonstruktion mit durchgehendem
signalroten Hauptleitungsträger in der Mitte.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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