Klassik für Alle
Festival steht auch dieses Jahr in den Startlöchern

Nils Mönkemeyer spielt für das Demenz-Café Bachs Cellosuite Nr.1 auf der Bratsche. | Foto: jc
  • Nils Mönkemeyer spielt für das Demenz-Café Bachs Cellosuite Nr.1 auf der Bratsche.
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Bonn-Tannenbusch - (jc) Ein herzliches Willkommen bereiteten die Gäste des
Demenz-Cafés Carina vergangene Woche dem national bekannten
Bratschisten Nils Mönkemeyer. Schon im vierten Jahr arbeitet er mit
der Caritas an einem besonderen Projekt in Bonn. Es nennt sich
„Klassik für Alle“ und ist ein Kammermusikfestival der etwas
anderen Art, dieses Jahr mit dem Thema Barock. Die Idee ist, die
Bürger zu erreichen, für die es unter normalen Umständen schwierig
ist, kulturelle Veranstaltungen zu besuchen. „Teilhabe möglich
machen“, so nennt es Jean-Pierre Schneider, Direktor des
Caritasverbands in Bonn.

Das Konzept dahinter ist simpel. Drei abendliche Konzerte werden
(voraussichtlich) vom 7. bis 9. Mai im Kammermusiksaal des
Beethovenhauses, im Museum König und in der Doppelkirche
Schwarzheindorf gegeben. Durch Patentickets spenden Hörer eine
zusätzliche Karte für einen benachteiligten Bürger aus einem der 60
Caritaseinrichtungen in Bonn. Der besondere Reiz der Veranstaltung
ist, dass man entgegen gängiger Vorurteile niemandem seine Herkunft
ansieht. „Die Musik macht die verschiedensten Menschen zu einer
Erlebnisgemeinschaft. In dem Moment sind wir alle gleich“, erklärt
Mönkemeyer.

Weitere kleine Konzerte finden an ungewöhnlicheren Orten statt und
bringen die Musik wortwörtlich zu den Menschen. Sei es im Treppenhaus
der Sozialpsychartrie oder in der Wohnungslosenhilfe der Caritas. Noch
monatelang sollen die Teilnehmer etwas von dem Erlebnis haben, sogar
durch ihre Vorfreude schon aufblühen und Kompetenzen entwickeln, die
bislang verborgen geblieben sind. Das erklären Schneider und
Mechthild Greten, Leitung für Öffentlichkeitsarbeit der Caritas. Sie
berichtet von großem Andrang, den es schon im ersten Jahr des
Projekts gab. Mittlerweile sei die Veranstaltung zu groß geworden,
als dass die Caritas sie alleine stützen könne.

„Ohne die freiwillige, ehrenamtliche Unterstützung wäre das
Projekt nicht in dem Ausmaß möglich gewesen“, betont Nils
Mönkemeyer. Auch er spielt im Zuge des Festivals unentgeltlich.
„Wir machen das alle, weil wir an eine gute Sache glauben.“ Für
den Bratschisten ist das Ehrenamt einer der zentralen Gedanken des
Festivals. Wundervoll sei es zu sehen, wie die freiwillige Mithilfe
auch Menschen aus vielen Einrichtungen dazu beflügle, über sich
hinauszuwachsen. Zu den Festivalbotschaftern und -reportern gehört
zum Beispiel eine Gruppe aus der Sozialpsychiatrie, die unter
Anleitung von BR-Journalisten Ben Alber schon im letzten Jahr
recherchierte und Künstler und Konzertbesucher interviewte. Die
Ergebnisse wurden vom Bayrischen Rundfunk ausgestrahlt.

Hans-Walter Leucht, einer der Rentner im Café, nimmt dieses Jahr mit
seiner Frau zum ersten Mal teil. Das Paar wohnt schon seit 40 Jahren
in Tannenbusch und war in jüngeren Jahren kulturell sehr aktiv.
„Meine Frau kann seit einiger Zeit das Haus nicht mehr verlassen“,
erklärt Leucht, der auch an diesem Tag das Café alleine besucht.
Umso wichtiger sei es, dass es mit dem Festival eine Möglichkeit
komme, unter Aufsicht der Caritas am gesellschaftlichen Leben
mitzuwirken.

Wer an Tickets interessiert ist, findet diese unter
www.bonnticket.de oder bucht
sie über die Bonner Caritas. Weitere Informationen gibt es auf der
Website
www.klassik-fuer-alle.de.
Um auch den jüngeren Generationen das Festival zugänglicher zu
machen, soll es ab diesem Jahr eine kostenlose App geben, auf der alle
wichtigen Informationen enthalten sind.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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