Begegnungsstätte für Castell
Für mehr Miteinander

Aktiv für ein menschengerechtes soziales  Umfeld: Hans-Peter Callsen bei der Unterschriftenaktion. | Foto: we
  • Aktiv für ein menschengerechtes soziales Umfeld: Hans-Peter Callsen bei der Unterschriftenaktion.
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Bonn-Castell (we). Hans-Peter Callsen steht mit seiner Lebenspartnerin Marie-Luise im Schatten der „Didinkirica“ genannten Wohnanlage von Bonn-Castell. Hier, wo das lange umstrittene zusätzliche Bauprojekt an Gestalt gewinnt, soll eine Begegnungsstätte für die Bürger*innen des Quartiers entstehen. Das wollen zumindest Hans-Peter Callsen und die sieben Mitglieder seines Vereins „Stadtteiltreff Bonn-Castell e. V“. Seit drei Jahren schon sind sie für ihre Sache aktiv. Bislang ohne Erfolg: „Die Politiker, mit denen wir natürlich gesprochen haben, erkennen hierfür keinen Bedarf“, so Hans-Peter Callsen.

Das sehen die Besucher des Standes, an dem er an diesem Samstag Unterschriften sammelt, durchaus anders. „Das ist doch alles anonym hier, hier kann sich doch keiner Zuhause fühlen“, meint ein Anwohner. Und ein anderer ergänzt: „Wir brauchen einen Platz, wo man sich unverbindlich zum Kommunizieren treffen kann.“ Ein Dritter: „Das einzige, was es hier gibt, ist der soziale Brennpunkt, dort, wo sich die Abhängigen treffen. Die brauchen entweder Alkohol oder stärkere Drogen und belästigen die normalen Anwohner. Und: Hier gibt es kein öffentliches Klo.“

Der eng bebaute Stadtteil, jetzt zusätzlich verdichtet durch den Neubau, der als Wohnkomplex geplant war und nunmehr offenbar als Bürokomplex genutzt werden soll, sieht viele Autos auf der Straße. „Das ist auch so ein Punkt. Keine Parkplätze.“ Auskunft der Stadt hierzu: „Die Leute fahren ohnehin mehr Fahrrad“, erkennt ein weiterer Passant eine zynische Ader der Stadtverwaltung.

Der Verein hofft, mit einer Menge Unterschriften den Druck auf die Stadtverwaltung und den Rat erhöhen und in seinem Sinne per Bürgerantrag beeinflussen zu können. „Die Resonanz ist positiv. Ich habe jede Menge Unterschriften“, sagt Hans-Peter Callsen. „Es ist ein menschliches Bedürfnis, zu kommunizieren, miteinander ins Gespräch zu kommen“, sagt er. Und diese Menschlichkeit sehen er und die Seinen gefährdet. „Eine Bekannte von mir ist vor einiger Zeit aus Polen zugezogen. Die sagt, dass sie überhaupt keinen Kontakt zu anderen bekommen habe.“ Vereinzelung und Vereinsamung mitten in der Großstadt seien die Folge.

Die Bürger und Bürgerinnen von Bonn Castell sind stolz darauf, in Bonns ältestem Stadtteil zu wohnen. Sollen sie auch in Bonns totestem Ortsteil Zuhause sein? Ist das hier ein Leben neben- und nicht miteinander? Fragen, die die Stadtverwaltung klären und im Ergebnis dem Rat zu einer Beschlussfassung vorlegen kann. Das jedenfalls ist das Anliegen von Hans-Peter Callsen und seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern.

Hans-Peter Callsen ist kein Phantast, sondern ein trockener und nüchtern kalkulierender Betriebswirt. „Dass es hier keinen Bedarf für einen Bürgertreff geben soll, ist ein schlechter Witz. Außer der bloßen Behauptung ist dazu keinerlei Beweis erbracht.“ An den Tagen der Unterschriftenaktion hat er viel Zuspruch gefunden bei den Passanten, die der Idee eines Bürgertreffs in Castell meist mehr als nur aufgeschlossen gegenüberstanden.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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