Gedenkfeier
Gemeinden erinnern an Reichspogrom vom 9. November 1938
Bonn - (we) An die Reichspogromnacht vom 9. November 1938 erinnerten die
Bonner bei einer Gedenkfeier. Die damals sogenannte
„Reichskristallnacht“ kennzeichnet den Beginn des Holocausts. Aus
vergleichsweise geringfügigem Anlass eröffneten die Nazis seinerzeit
die Jagd auf die Juden. In diesem Zusammenhang wurden die fünf Bonner
Synagogen zerstört.
Die Gedenkstätte für die Synagoge am Moses-Hess-Ufer war Schauplatz
der Feier. Dort hat man aus den Mauerresten der abgebrannten Synagoge
eine Stätte gebaut, die an die damaligen Geschehnisse erinnert. Sie
befindet sich an der Stelle, an der die ursprüngliche Synagoge stand.
Nach einer Feier in der Oper versammelten sich rund 100 Menschen am
Rheinufer, um ihre Trauer zu teilen. Barry Mehler sang den Kaddisch,
die jüdische Lobpreisung Gottes. Andrea Hillebrand von der Bonner
Initiative zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus mahnte
zur Aufmerksamkeit ob der aktuellen politischen populären
Bestrebungen, den Holocaust zu leugnen. OB Ashok Sridharan erinnerte
daran, dass man um den Erhalt der Demokratie immer wieder kämpfen
müsse. Margaret Traub von der jüdischen Gemeinde Bonns stellte die
Frage nach dem Warum. Allen gemein war die Trauer um die Eltern und
Großeltern der Anwesenden. So auch bei Michael Düllmann. Der heure
75-Jährige hatte seinerzeit für den Erhalt der Synagoge gekämpft
und wochenlang auf einem Zelt auf dem Baustellengelände für das
damalige Scandic Crown Hotel an gleicher Stelle ausgeharrt.
Was der Gedenktag heute mit ihm mache? „Ich bin einfach traurig. Das
belastet meine Seele“, sagt er. Nebenan eine Gruppe auffällig
junger Frauen. „Wir sind vom Liebfrauengymnasium, haben ein Projekt
zum Thema „Pogrom“, sagen sie. Sie können nach 79 Jahren sicher
nicht die Trauer nachvollziehen. Aber das Gedenken schon. Wolfgang
Deuling erinnert sich gern an Moses Hess. „Wenn man so will, ist er
sicher einer der Gründer der Sozialdemokratie.“
Bei der Gedenkfeier kam immer wieder auch die
israelisch-palästinensiche Problematik zur Sprache. Was denn nun die
beste Lösung sei, wenn es überhaupt eine Lösung gebe. Michael
Düllmann sieht da ganz klar: „Ich bin für die Zweistaatenlösung.
Und die Palästinenser müssen entschädigt werden.“ Sagt‘s und
rückt sich seine Kippa zurecht.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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