"Den Grundstein gelegt"
Gewaltpräventionskonzept soll nachhaltig wirken
Bonn - Nach der schrecklichen Gewalttat in Bad Godesberg, bei der im Mai ein
junger Mensch getötet wurde und die die ganze Stadt tief getroffen
hat, hat Oberbürgermeister Ashok Sridharan den Runden Tisch gegen
Gewalt eingerichtet und beschlossen, ein gesamtstädtischen
Gewaltpräventionskonzepts unter der Federführung des Amtes für
Kinder, Jugend und Familie zu entwickeln.
Eine eingerichtete Arbeitsgruppe soll die Konzeptentwicklung
begleiten. Es sollen Ursachen für die Gewalttat ergründet sowie
Maßnahmen und Methoden gefunden werden, um Gewaltexzesse in der
Zukunft zu verhindern. Dass eine schnell durchdachte Lösung nötig
ist, zeigen die tödlichen Messerattacke in Bonn und die
lebensgefährliche Schulhofschlägerei in Euskirchen.
Weit über 100 Teilnehmer, darunter Vertreter von Kindertagesstätten,
aller Bonner Schulformen und Schulpflegschaften, Kirchen und
Glaubensgemeinschaften, Justiz und Politik sowie Initiativen, die sich
für Kinder, Jugendliche und Familien einsetzen und diese beraten,
aber auch junge Menschen, um an der Entwicklung des Konzeptes
mitzuwirken, waren zur Auftaktveranstaltung in die Aula der IGS Beuel
gekommen.
In seiner Begrüßung dankte der OB den Anwesenden: „Ohne Sie bleibt
die Entwicklung des Konzeptes Stückwerk. Ihr Wissen und Ihre
Erfahrungen werden maßgeblich dazu beitragen, ein Konzept zu
entwickeln, das nachhaltig wirkt und von breiter Akzeptanz getragen
wird. Nur gemeinsam können wir es schaffen, uns gegen Gewalt in
unserer Stadt zu erheben“
Die Stadt muss in den Bonner Einrichtungen alles daran setzen, den
jungen Menschen zu vermitteln, dass Gewalt kein Mittel zur Lösung von
Konflikten sein darf und ihnen Alternativen aufzeigen. In den
vergangenen Jahren wurde einiges versäumt.
Bei der Auftaktveranstaltung war Professor Dr. Ulrich Wagner, Leiter
der „Arbeitseinheit Sozialpsychologie‘ an der
Philipps-Universität Marburg“ als Experte zu Gast. Er informierte
über verschiedene Aspekte von Gewalt und Präventionsmaßnahmen.
Entwicklungen und Erklärungen zu gewaltbereitem Verhalten sowie
Hinweise zu einer wirksamen Prävention waren neben einer Einführung
in das Marburger Präventionskonzept „Einsicht“ Schwerpunkte des
Abends.
Dort arbeitet die Stadt seit drei Jahren mit der Universität zusammen
am Projekt „Einsicht - Marburg gegen Gewalt“. Viele Projekte, die
bereits in der Stadt existieren, werden besser miteinander verknüpft.
So gibt es Angebote für Gewaltopfer die zu mehr Zivilcourage aufruft.
„Die Städte und Gemeinden tun viel, um gegen Gewalt vorzugehen.
Häufig haben sie aber ein Problem, solche Maßnahmen aufeinander
abzustimmen. Dann ist es so, dass Maßnahmen, die im Kindergarten
eingesetzt werden, nicht mit dem übereinstimmen, was in der Schule
geschieht“, beschrieb Professor die Situation, die von Marburg aus
auf jede Stadt zu transportieren ist. So sollen vielfach erfolgreich
durchgeführte Maßnahmen der Gewaltprävention in Bonn vernetzt und
durch eine gemeinsame Leitlinie eines gesamtstädtischen Konzeptes
noch wirksamer werden.
Die Teilnehmenden hatten nicht nur Gelegenheit, Fragen zu stellen und
miteinander ins Gespräch zu kommen, sondern konnten im Rahmen einer
Kartenabfrage ihre Gedanken und Vorschläge einbringen. Der Leiter des
Amtes für Kinder, Jugend und Familie, Udo Stein, freute sich über
die vielen Anregungen. „Wir werden im weiteren Prozess zur
Entwicklung eines gesamtstädtischen Gewaltpräventionskonzeptes
gemeinsam mit den anwesenden Expertinnen und Experten über alle
Vorschläge diskutieren. Heute ist ein Grundstein für eine
konstruktive Zusammenarbeit gelegt worden, auf der wir aufbauen
werden. Die Verhinderung von Jugendgewalt ist eine
Querschnittsaufgabe, die kein Amt alleine bewältigen kann.“
- Helmut Müller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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