Bonner Stadtgartenkonzerte
Heiße Musik traf auf kaltes Wetter
Bonn - Und es gibt ihn doch, den Bonner Sommer. Wenn auch nur im Herzen der
Zuhörer bei der Stadtmusik. Neben den Stadtgartenkonzerten gibt es im
dritten Jahr auf drei Bühnen mitten in der Innenstadt gut was auf die
Ohren. Überhitzt hat dabei niemand. Der Regen kühlte die erhitzten
Gemüter.
Heiß war allerdings die Musik, die von den Bühnen kam: Chrissie von
„Johnny Reggae RUP Foundation“ war ganz happy: Sie und ihre beiden
Jungs, Rolo und Johnny, waren als Ersatz für eine Bandabsage auf den
Bottlerplatz gekommen. „Wir kommen aus Köln, spielen Ska und
Reggae.“ Professionell? „Na, ja, so gut wie“, grinst sie. Und
springt an ihr Keybord. Johnny trommelt los. Gleichzeitig spielt er
die E-Gitarre. Wie er das macht? Ja, wärt ihr mal dabei gewesen...
Gas geben können die drei: Chrissie macht während des Gesangs ein
wütendes Gesicht. Johnny singt sich die Seele aus dem Leib. Rolo, der
dritte im Bunde, lässt seine langen Zöpfe, die bis auf die Hüften
reichen, schwingen. Und sein Bass brummt den Rhythmus. Die gehen ab
wie Lucy.
Rup sei Jamaikanisch, sagt Chrissie noch. Und steht für so was wie
Konglomerat, von jedem etwas. Ach ja, ‚ne neue Platte haben sie
auch, die Drei: „No Bam Bam“.
Daneben, auf dem Friedenplatz, geht es derweil elegisch zu. Nein,
Aaron besingt nicht traurig den Regen. Wahrscheinlich geht es um
Beziehungsprobleme. Beim Publikum findet er dafür großes
Verständnis. Der Kleine Muck präsentiert auf der Bühne seine
Nachwuchsmusiker. „Wir wollen einfach, dass die Bands aus unserem
Bandcoaching Auftritte bekommen. Erfahrungen sammeln. Wie es ist, vor
Publikum zu performen“, sagen Katrin und Laura vom Kleinen Muck. Das
nächste Konzert? „Am 16.12. in der Brotfabrik“.
„Das war mal eine Idee des Kulturausschusses“, erzählt
Hans-Joachim Over. Er zieht als Rock- und Popmusikbeauftragter der
Stadt Bonn die Fäden für die Stadtmusik und für die
Stadtgartenkonzerte. Mit vergleichsweise bescheidenem Budget –
15.000 Euro für die Stadtmusik, 40.000 all inclusive für die 10
Konzerte im Stadtgarten – zaubern er und sein Netzwerk eine stimmige
atmosphärische, authentische und musikalisch wertige Veranstaltung.
Vor dem Rathaus spielen Colosseum? Nein, nein, die hier heißen
„Lazarev Group“. Und sind vermutlich beleidigt, wenn man sie mit
anderen vergleicht. Na, der Lead-Gitarrist knallt ein Riff nach dem
anderen fingerfertig und zugleich filigran auf die Bühne. Clem
Clemson lässt grüßen. Die Zuhörer sind nahe dabei, zu vergessen,
dass sie ja eigentlich nass vor dem Rathaus im kalten Regen stehen.
15 Gruppen waren auf den drei Bühnen der Stadtmusik am Werk. Sie
haben das miese Wetter vergessen gemacht. Die Zuschauer waren hin und
weg. Es gab vom schwülen Sound des Mississippi bis zum indonesischen
Folk und zum Tango kaum eine Stilrichtung, die nicht zum Zuge gekommen
wäre.
- Harald Weller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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