Demokratiepreis verliehen
Keine Selbstverständlichkeit
Bonn - „Die Menschen, die böse („bad“) sind, sind in der Überzahl“,
sagte uns Leymah Gbowee auf unsere Frage, warum es so viel Hass und
antidemokratische Strömungen sowie Verwerfungen in der aktuellen
Weltlage gibt. Das sagt sie aus eigener Erfahrung, die
Friedensnobelpreisträgerin von 2011 und aktuelle Inhaberin des
internationalen Demokratiepreises Bonn. „Bonn steht für die Wiege
der deutschen Demokratie“, meint dazu Ansgar Burghof, der
Vorsitzende des Vereins für die Verleihung des mit 10.000 Euro
dotierten Preises.
Für die Preisträgerin selbst ist jeder Preis gleichwertig, stehe er
doch für die Aufmerksamkeit ihrer Arbeit gegenüber. Leymah Gbowee
ist Bürgerrechtlerin und stammt aus Liberia. Dort und weltweit setzt
sie sich vor allem für die Rechte von Frauen und die Demokratie ein.
„Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit“, so Ansgar Burghof.
„Wir müssen täglich dafür kämpfen.“ Und Leymah Gbowee kämpft
heute immer noch. Und ermutigt jeden, dasselbe zu tun. Trotz aller
Hindernisse und Widerstände steht sie aufrecht da - „broken, yet
strong“ - und verteidigt die Menschenrechts- und Demokratiewerte.
An Bonn wird sie sich gern erinnern, denn sie hatte am Abend vor der
Ehrung „a really good meal“ in einem Bonner Restaurant. Ansonsten,
so sagt sie, sehe sie nicht viel von den Städten, in denen sie zu
Gast sei. An ihren ersten Preis aus Deutschland erinnert sie sich
gern. „Den hab‘ ich immer noch. Der ist bei mir Zuhause. Der ist
ganz weiß. Ich habe ihn vor dem Friedensnobelpreis in Stuttgart
bekommen.“
Aus Mecklenburg Vorpommern stammt die Truppe, die den
Jugenddemokratiepreis erhalten hat. Der ist mit 2000 Euro dotiert und
ging an Josephine und Zordi. Die beiden sind Mitglieder der Gruppe,
die in einem Ort am Ende der Mecklenburger Welt ein Jugendfestival
organisierten. „Wir lassen uns unsere Zukunft nicht aus der Hand
nehmen“, erzählt Josephine. „Jeder kann sich in das Festival
einbringen. Rund 50 Teilnehmer hatten wir im laufenden Jahr. Ich zum
Beispiel lege Wert auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Ich habe also
einen Koch-Workshop für vegane Küche gegeben. „Wir wollten den
Jugendlichen Raum geben, um eigene Ideen zu verwirklichen“, so
Zordi. Und so haben sie Klamotten getauscht, Workshops durchgeführt,
Nachhaltigkeit gelebt.“ Eben alles getan, was ihnen in ihrem Leben
wichtig ist. Und wobei sie mitbestimmen wollen.
„Aus der Jugendforschung wissen wir, dass die Beteiligung an
Prozessen entscheidend ist für das Demokratieverständnis der
Jugend“, erklärt Thomas Krüger, der Präsident der Bundeszentrale
für politische Bildung, die den Jugendpreis sponsert.
Einige weitere Projekte hatten das Vergabeverfahren der Jugendjury
bestanden. Josephine und Zori haben für ihr Team gewonnen. Mit dabei
war aber auch unter anderem noch ein Marionettentheater, das das Leben
Blinder nachzeichnet.
Die Übergabe des Jugenddemokratiepreises fand ihren würdigen Rahmen
im Museum Alexander Koenig. Die Preisvergabe an Leymah Gbowee erfolgte
im Alten Rathaus. Bürgermeister Reinhard Limbach lobte im Namen der
Stadt die Preisträgerin und hob den internationalen Charakter der
Bundesstadt hervor. Auch Ansgar Burghof erinnerte daran, dass im
nächsten Jahr die Geschichte Bonns als Hauptstadt im 70. Jahr
geschrieben wird und Bonn für immer mit demokratischen Werten
verbunden sein wird.
Für besonders bemerkenswert hielten wir die Schlussbemerkung bei
unserem Treffen mit Leymah Gbowee, noch im Museum Koenig. Sie sagte
auf die Frage, was sie denn empfinde angesichts der demokratischen
Werte und deren Bedeutung für die Menschheit. Sie schenkte uns einen
tiefen Blick und sagte ruhig: „Demut“.
- Harald Weller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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