Jesus geht mit uns
Martin Huthmann feiert 60-jähriges Priesterjubiläum

Martin Huthmann | Foto: we
2Bilder

Bonn - Er ist geprägt von den 68ern. Damals war man der Meinung, man solle
und müsse alles anders machen als vorher. Vor allem gegen die
etablierten Regeln opponieren. In Sachen Glauben hieß das, dass man
sich um die Entrechteten kümmern müsse. Um die Ausgestoßenen, wie
Martin Huthmann heute noch sagt, als wir ihn zur Feier seines
60-Jährigen Priesterjubiläums in der Bonner Kirche St. Franziskus
treffen.

Zehn Jahre lang, von 1972 bis 1982, war Martin Huthmann
Studentenpfarrer in Bonn. Er gründete das Oscar-Romero-Haus, noch
heute bekannt und beliebt für sein vergleichsweise unabhängiges
Gedankengut.Kein Wunder also, dass es Konflikte mit der Amtskirche
gab. Das führte dazu, dass er eine neue Aufgabe in Brasilien suchte.
Hier ist er seit 1983 als Seelsorger tätig. Was er in der langen Zeit
seines Priesterlebens gelernt hat? „Ich habe gelernt, dass Glaube
keine Macht hat.“ Glaube ist demnach nichts für Menschen, die
vorher schon wissen, was richtig ist. Glaube ist Hoffnung,
Perspektive. Angesprochen auf seine regelmäßigen Gefängnisbesuche
in Brasilien bei Drogenhändlern und anderen Kriminellen, sagt Martin
Huthmann, dass er diesen Menschen „vielleicht ein Fünkchen Hoffnung
gebe“. Er hat zig Gemeinden aufgebaut und geführt. Aktuell arbeitet
er in der „Arche“, einer weiteren Institution, die er geschaffen
hat.

In Bonn vertrat er seinerzeit die Ideen einer offenen Kirche, die nach
dem II. Vatikanischen Konzil dazu führte, dass liberale Geister
Änderungen in den klassischen Glaubenslehren und in der Liturgie
forderten.

„Ich halte es mit dem Lukasevangelium“, sagt Martin Huthmann.
Daraus entnimmt er, dass Glaube immer politisch ist. Glaube ohne
politische Inhalte ist für ihn nicht denkbar. Das führt zum Beispiel
dazu, dass es für Martin Huthmann unabdingbar ist, sich um die
Outsider der Gesellschaft zu kümmern. Die scheinbar Verlorenen.
Überhaupt, gesellschaftspolitische Themen zu diskutieren. In der
Folge seiner Feier zum Jubiläum hat die Gemeinde einen Appell an
Papst Franziskus verfasst, in dem sie - wie der Papst selbst - die
Gier als Treiber menschlichen Handelns und die Geldsucht vieler
heutiger Menschen anprangert. Und der solches Verhalten als
unmenschlich verurteilt.

Seine Spiritualität beschreibt er mit einem Beispiel: „Da gehen
zwei Frauen im Dunkeln nach Hause und haben Angst, überfallen zu
werden. Sagt die eine zur anderen: „Jesus geht mit uns, was soll
passieren?“

„Bei meiner Ausbildung habe ich gehört, ich solle Bruder aller
Menschen sein“, sagt Martin Huthmann. Obwohl nach wie vor mit
deutschem Pass versehen, will er das in Brasilien erreichen.

- Harald Weller

Martin Huthmann | Foto: we
Foto: we
Redakteur/in:

RAG - Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

27 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.