Mitreden statt zusehen
Menschenkette im Viktoria-Karree
Bonn - (we)."Wohnraum für Lukas" stand nicht auf einem der Plakate, die
sie mitgebracht hatten. Lukas' Mutter Dorothee, studierte
Stadtplanerin, hatte aber genau das im Sinn, als sie sich an der
Kundgebung des neu initiierten Nachbarschaftsvereins und der
anschließenden Menschenkette im Viktoria-Karree beteiligte: "Das
Bürgerbeteiligungsverfahren ist eine Farce", meint sie. "Pro forma
haben wir da einen Sitz. Können aber unsere Interessern nicht
einbringen."
Für bezahlbaren Wohnraum im Viertel setzen sie sich ein. "Wir wollen,
dass es so bunt bleibt wie es war", skandieren die rund 100
Aktivisten, übrigens groß und klein, alt und jung. Sie haben sich
vor dem ehemaligen Kultlokal, dem Blow Up, versammelt. Sie wollen
Leben, Urbanität. Und keine Shopping Mall. "in keinem der uns
bekannten Konzepte ist die Rede von Wohnraum", meint auch Sprecherin
Clara Arnold.
"Der OB vergibt Prüfaufträge, nach denen Gedenkstätte sowie
Stadtmuseum umziehen. Als ob es beschlossene Sache wäre, dass am
jetzigen Standort der Abriss erfolgt." Und die Signa als Eigentümer
vieler Wohnungen im Viertel? "Die wartet ab. Und klagt gegen die
restlichen Bewohner des Viertels. Um die rauszuekeln. Viele sind
ohnehin schon ausgezogen."
Die restlichen zur Zeit bestehenden Privathaushalte zählen rund 75
Einheiten. Das sind etwa 100 Menschen. Die kämpfen gegen den
Leerstand, der ihr Viertel tot, unattraktiv, macht. Und wollen
zugleich bezahlbaren Wohnraum: "Ja, für Kinder, junge Familien,
Studenten, Alte, Flüchtlinge, eben Leute, die sich sonst Wohnraum in
Bonn überhaupt nicht leisten können." Kurz vor Beginn des nach ihrer
Meinung starren und formalisierten Verfahrens ohne
Entscheidungsmöglichkeit der Bürger stehen sie Hand in Hand und
fordern ein lebendiges Viertel: Ihr vertrautes Viktoria-Karree.
Dorothee sagt zum Abschluss¨"Ich kann hier meine Kinder sorglos nach
draußen schicken. Ihnen passiert garantiert nichts. Hier achtet der
einer auf den Nächsten."
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Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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