Rockchor
Nix im Radio? Dann sing‘ doch selber!
Bonn (we). Dieter Falk war da, Steve H. Stevens auch, Chorleiterin
Vera Geogieva wollte, dass die Teilnehmer „so wichtig reinhauen“.
Und vor allem Marianne, bekennende 60 plus-Frau, hatte Lust auf „Hey
Jude“.
Völlig losgelöst sangen sie schon kurz nach dem Kennenlernen, was
das Zeug hielt. Die Bonner Dependance der bundesweit agierenden
‚Music Academy‘ mit ihrem Leiter Steve H. Stevens hatte alle
Bonner Jungsenioren dazu eingeladen, ihre eigene Musik zu hören und
als Self-Made-Musiker zu verwirklichen.
Musik-Profi Dieter Falk: „Ich habe bei meinem
„Luther-Chorprojekt“ mit 30.000 Leuten musiziert. Dabei habe ich
festgestellt, dass die Leute, die 60 und älter sind - und das war
mehr als ein Drittel - gar nicht das an Freizeitaktivitäten machen
können, was sie wollen. Musikalisch zum Beispiel. Die hören eben
Rolling Stones oder Led Zeppelin und nicht Helene Fischer oder Gangsta
Rap.“ Und da hatte er die Idee, diesen Menschen eine angemessene
Bühne zu geben. Bundesweit ist er in diesen Tagen unterwegs, um
„die Menschen anzuzünden“. Anzuzünden für die Idee des
Chorgesangs ohne großen künstlerischen Anspruch, aber dafür mit
hemdsärmeligem unbegrenztem Spaßfaktor. Nach dem Anzünden soll dann
die Music Academy den Trupp übernehmen. Und die Leute lassen sich
leicht anzünden:
„Ich höre gern Rock, aber genauso gern Klassik oder Jazz. Das kann
man aber nur schwierig singen. Also will ich hier mal richtig
loslassen. Mich frei fühlen. So wie früher.“ Kein Problem,
Marianne: Das Repertoire beginnt bei „Born to be wild“, geht über
„Satisfaction“ bis zu Hey Jude und, of course, „For ever
Young“.
Wer‘s nicht selbst gesehen hat, glaubt es nicht: Von den ersten
Takten an gingen die Senior-Rocker unbeschwert voll aus sich heraus.
Hemmschwellen gab es nicht. Da wackelt die Wand, da werden mit den
bekannten Melodien beseelt Erinnerungen an die damalige Zeit
heraufbeschworen. Als man tatsächlich in der Disco zu „Whole lotta
love“ abzappelte. Und auch daran glaubte, an die Zeit, an den Ort
und an sich selbst. „Freiheit für die Seele“ will sie finden,
Marianne. Und das gilt wohl auch für die anderen. Männer, die
verdrießlich erscheinen. Um dann loszulegen, als gäbe es kein
Morgen. Das Wort „Mit Leib und Seele“ bekommt hier wieder seine
Ursprungsbedeutung. Und: Das sind Menschen, die sich fünf Minuten
zuvor nicht kannten. Was immer gern theoretisch gesagt wird, hier
kannst du das erleben: Musik verbindet. Dieter Falk greift behutsam
ein, damit die Frauen die hohen Stimmlagen bedienen und die Männer
die tiefen Töne produzieren. Aber allen gemein ist die pure Lust zu
Leben. Und das kann nicht falsch sein.
Steve H. Stevens bietet den gleichen Kurs zu festen Zeiten
wöchentlich gegen Gebühr an. Wenn‘s gut läuft, gibt es irgendwann
vielleicht ein Konzert. Rufen Sie an unter Tel. 0228 96588183. Und
hauen Sie so richtig rein. Das befreit und tut gut. Die Music Academy
bietet professionelle Schulungen auf Instrumenten, die bei populärer
Musik gebraucht werden. E-Bass, Gitarre, Schlagzeug usw. Und eben
Chorgesang, der richtig abgeht. Dafür steht die ausgebildete
Gesangslehrerin Vera, die den erhobenen Zeigefinger zu Hause lässt.
Hauptsache, „die Leute hauen richtig rein.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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