Historisches Spektakel
Prachtvoll, pompös, unvergesslich
Bonn (fes). Es gibt ja diesen Traum, sich in eine Zeitmaschine zu setzen, in die Vergangenheit zu reisen, um das eine oder andere historische Ereignis „live“ nachzuerleben. Den Hauch einer Zeitreise erlebten am Sonntag bei prächtigstem Sommerwetter Hunderte Bonner bei einem ganz besonderen historischen Spektakel: Auf dem Münsterplatz wurden prachtvoll und pompös inszeniert die Inaugurationsfeier und die Enthüllung des restaurierten Beethoven-Denkmals nachgespielt.
Die Idee, diese Zeremonie vom 12. August 1845 nachzustellen, hatte 2019, ein Jahr vor dem Beethoven-Jahr 2020, der Beueler Schiffer-Verein um seinen Vorsitzenden Käpt’n Reiner Burgunder. Doch dann kam Corona.
Zwei Mal musste dieses Spektakel verschoben werden. In diesem Jahr gab es aber erneut einen gebührenden Anlass: Ende 2021 stellte sich heraus, dass das Monument dringend saniert werden musste, eine Fachfirma aus Norddeutschland wurde dafür angeheuert, in einer Halle im Herseler Gewerbegebiet wurde der alte Maestro monatelang aufwendig wieder auf Vordermann gebracht und seit Juli steht er wieder auf seinem angestammtem Platz vor der alten Post in Bonn.
Ex-OB Jürgen Nimptsch verfasste nicht nur das Drehbuch für dieses Event, er moderierte im historischen Gewand auch das knapp zweistündige Programm auf der Bühne auf dem Münsterplatz gemeinsam Birgit Landsberg, der stellvertretenden Leiterin der Bonn-Information. Dabei sollte der Ablauf der Einweihung des Denkmals vor nunmehr 177 Jahren möglichst authentisch nachgestellt werden.
Rund 25 Bonner Vereine und Institutionen gekleidet in historischen Kostümen beteiligten sich, zahlreiche Bönnsche Promis schlüpften in geschichtsträchtige Rollen und stellten sich den Fragen von Jürgen Nimptsch und Birgit Landsberg.
Los ging es am frühen Sonntagmorgen aber zunächst mit einem Festzug mit den beteiligten Akteuren vom Hofgarten zum Münster wo Stadtdechant Wolfgang Picken eine „Beethoven-Messe“ hielt.
Die eigentliche Zeremonie vor mehr als tausend Zuschauern begann dann gegen 12 Uhr auf dem Münsterplatz. Tags zuvor war die Statue mit einer Plastikplane verhüllt worden. Nimptsch und Landsberg begrüßten auf der Bühne unter anderem den Zeitungskorrespondenten Gottfried Kinkel (gespielt von dem Kabarettisten Andreas Etienne vom „Springmaus-Theater“), der für die „Augsburger Allgemeine Zeitung“ 1845 über das Ereignis als Korrespondent berichtet hatte, Rainer Pause vom „Pantheon“ schlüfte in die Rolle Alexander von Humboldts. Er war Teil der Delegation von König Friedrich Wilhelm IV. (gemimt von Stadtbaurat Helmut Wiesner). Der Ex-Kanzler der Alfterer Alanus Hochschule und derzeitige Vorsitzende des Vereins Haus & Grund Dirk Vianden spielte den Komponisten Franz Liszt (herrlich mit Wienerischem Akzent), durch dessen Gelder die Realisierung des Denkmals damals erst möglich wurde und Bonns OB Katja Dörner verkörperte elegant gewandet die Rolle der Queen Victoria von England, nachdem diese standesgemäß in einer Kutsche vorgefahren war.
Die eigentliche Enthüllung samt Festansprache nahm der damalige Universitätsprofessor Carl Heinrich Breidenstein vor mit dem entscheidenden legendären Satz: „Es falle die Hülle!“ Gespielt wurde dieser Charakter von dessem Nachfahren Paul Breidenstein, Musikschulleiter von Iserlohn.
Später grüßten die Honoratioren vom Balkon der alten Post und stellten ein wenig pikiert fest, damals wie heute, dass sie lediglich auf den Rücken des Maestros blickten. Ludwig van Beethoven wandte sein energisches Antlitz stattdessen dem Volke zu. Musikalisch unterstützt wurde das Festprogramm durch den Kölner Männergesangverein und dem Chor „BonnSonata“. Gemeinsam führten sie die eigens von Franz Liszt komponierte Kantate zur Enthüllung der Statue auf. Die Bonner Stadtsoldaten begleitet von den Musikfreunden Roisdorf unterstützten ebenfalls die prächtige Zeremonie. Am Ende stimmten alle Festgäste gemeinsam das Schlusslied „Du bist dä Ludwig unser Bonner Jung“ frei nach dem Bläck-Fööss-Klassiker „Du bes die Stadt“ an.
An diese aufwendig inszenierte Zeiträuse dürften viele Bonnerinnen und Bonner sicher noch lange zurückdenken.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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