Brauchtum
Prozession zu Ehren der Heiligen Gertrudis von Nivelles
Bonn - (rth) Sie ist schon eine besondere Heilige, die hl. Gertrudis von
Nivelles, denn sie ist die einzige ökumenische Heilige. Und das
Frauenmuseum in Bonn ist in diesem Zusammenhang auch ein ganz
besonderes Museum, denn in ihm befindet sich die einzige ökumenisch
geweihte Kapelle, eben mit dem Patrozinium der hl. Gertrudis von
Nivelles.
Geboren wurde Gertrudis, auch Schutzpatronin der Bonner Altstadt, im
Jahr 629. Sie war die Ururgroßtante von Karl dem Großen. Schon früh
trat sich in das von ihrer Mutter Iduberga gegründete Kloster im
belgischen Nivelles ein und wurde nach dem Tod ihrer Mutter dessen
Äbtissin. Besonderen Wert legte sie auf die Ausbildung der Nonnen,
die alle lesen und schreiben konnten, somit in religiösen und
wissenschaftlichen Werken, die sie besorgte, kundig. Heute eine
Selbstverständlichkeit, damals die große Ausnahme. Außerdem sorgte
sie sich um die Pflege der Kranken und Reisenden, Pilger,
Handwerksburschen und Schifffahrtsleuten. Auch soll sie durch ihren
Einsatz eine Mäuse- und Rattenplage verhindert und somit eine
Hungerkatastrophe in der Gegend vermieden haben, weswegen sie in der
Ikonographie meistens mit einer Maus dargestellt wird und als
Schutzheilige der Landwirte gilt. Am Gertrudentag, dem 17. März, wird
traditionell die Arbeit in Feld und Garten eröffnet und die
Bienenstöcke werden geöffnet, damit die Bienen erstmals nach dem
Winter wieder fliegen können.
Gestorben ist sie im Jahr 659, genießt aber bis heute große
Verehrung. So auch in Bonn, wo an ihrem Gedenktag in diesem Jahr zum
fünften Mal wieder eine Gertrudisprozession durchgeführt wurde. In
diesem Jahr startete sie am Bildstock der Heiligen Gertrudis in der
Vogtsgasse, dem ehemaligen Standort der im Krieg völlig zerstörten
Gertrudiskapelle. Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche,
Mitglieder der katholischen Pfarrgemeinde Sankt Petrus und Sankt
Marien und der evangelischen Lukasgemeinde, Vertreter des Beueler
Schiffervereins, der KG Rot-Grüne Senatoren, des Kolpingvereins, des
Schützenvereins und Bewohner der Bonner Altstadt machten sich bei
durchwachsenem Wetter auf den Weg in die Gertrudiskapelle im
Frauenmuseum, angeführt von Curt Delander vom Gertrudisteam und
begleitet von Herman Hergarten mit seiner Drehorgel. Zwischenstation
wurde am Immerather Kreuz an Sankt Franziskus eingelegt, einem Kreuz
aus der mittlerweile abgebrochenen Pfarrkirche von Immerath
(Immerather Dom), einem Dorf, das dem Braunkohleabbau zu Opfer
gefallen ist.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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