Radstation
Rundum gut aufgehoben
Bonn - (we) Unabhängig von den eigentlichen Öffnungszeiten kann man als
Dauerparker rund um die Uhr an jedem Tag des Jahres sein Fahrrad in
Bonns Innenstadt sicher und trocken abstellen: Die vom Caritas-Verband
betriebene Radstation unmittelbar neben dem Eingang Quantiusstraße
des Hauptbahnhofsmacht‘s möglich.
550 Einstellplätze stehen zur Verfügung. Man zieht einen der
hydraulisch betriebenen Stahlständer heraus, bringt sein Fahrrad
bequem auf den Ständer, klappt ihn und das Rad „mit einem
Fingerschnippen kinderleicht nach oben, fertig“, so Caritas-Frau
Bettina Kunze. Der Bereichsleiterin und für die Ausbildung von jungen
Menschen Verantwortlichen ist es besonders wichtig, darauf zu
verweisen, dass das Unterstellen von Rädern nicht der alleinige Zweck
der Radstation ist: Vielmehr ist die Station auch Ausbildungsstätte
für die Ausbildung zum 2-Rad-Mechatroniker. Und zudem
Beschäftigungsmöglichkeit für junge Leute, die dem Berufsbetrieb
sonst eher fremd gegenüberstehen. Diese Jugendlichen werden dem
Caritas-Verband durch das Job-Center zugewiesen, wie Rudolf Zirbes vom
Job Center Bonn berichtet. Ausgebildet und beschäftigt werden diese
dann in der Radstation oder in einer der anderen Fahrradstätten des
Caritas, etwa im Bike-House in der Mackestraße.
Der Zugang zur Radstation in der Quantiusstraße ist zeitlich
gestaffelt. In der Regel ist während der Woche ab 7 Uhr bis um 22 Uhr
offen, im Winterhalbjahr bis 21 Uhr. Die Nutzungsgebühr beträgt 90
Cent pro Tag und Rad. Im Monat kommt man auf 9 Euro, im Jahr auf 90
Euro. Mittels Chip, den alle Dauernutzer bekommen, kommt man auch rein
und raus in die und aus der Station, wenn das Haus ansonsten nicht
geöffnet ist.
Neben dem Parken der Räder gibt es den Verleih. Selbstredend gibt es
auch einen E-Bike-Verleih. Das kostet am Tag 25 Euro. Für denselben
Preis kann man ein Tandem leihen.
Und dann ist da natürlich noch die Werkstatt, das Herzstück der
Station. Hier arbeiten die Auszubildenden und die vom Job Center
Zugewiesenen unter Aufsicht eines Meisters. Man kann also sein
defektes Rad zur Radstation bringen und während des eigenen
Aufenthalts in der Stadt die Reparatur erledigen lassen. Wenn das
nicht praktisch ist!
Die Radstation kostet im Betrieb pro Jahr 528.000 Euro. Das Land NRW
hat einen Großteil der erforderlichen Mittel zugeschossen. Die hier
Ausgebildeten, das sind bisher über die ganze Lebensdauer des
Projekts inkl. der Vorgängereinrichtungen der Station gerechnet 1.200
junge Menschen, haben eine Vermittlungsquote von mehr als 44 Prozent
seit 2000. Das heißt, die Aussichten der hier Arbeitenden, woanders
nachhaltig einen Job und damit eine gute Lebensperspektive zu finden,
sind hervorragend.
Stadtdechant Bernd Kemmerling erbat mit einer launigen und dennoch
tiefgründigen Rede den Segen Gottes für die Station. Bonns OB Ashok
Sridharan hob die Bedeutung des Radfahrens für den Klimaschutz hervor
und Caritas-Direktor Jean-Pierre Schneider sah gleich zwei
Nachhaltigkeitsziele mit der Eröffnung der neuen Station
verwirklicht: Zum einen die Förderung des Radfahrens zur Verringerung
des Individualverkehrs und zum anderen die Beschäftigung von jungen
Menschen in schwierigen Lebensverhältnissen zum Schaffen einer
Lebens- und Berufsperspektive. Einer von ihnen ist Norman, der hier
für 3,5 Jahre eine Ausbildung zum Zweiradmechatroniker absolviert:
„Ich bin bald fertig mit der Ausbildung. Das hier ist mit großem
Abstand das Beste, was mir jemals passiert ist“, lacht er. Der
Umgang mit der Technik und die hohe Qualität der Ausbildung
faszinieren ihn.
Und wo es so viele Gewinner gibt, da sah man dementsprechend viele
lachende Gesichter bei der Eröffnung der neuen Radstation: Die Halle
ist per Nießbrauch von der Bahn an die Stadt vermietet und dann an
den Caritas untervermietet. Wie man hört, sind an anderen Stellen der
Stadt weitere ähnliche Einrichtungen geplant. Etwa an dem der
Quantiusstraße gegenüberliegenden Haupteingang des Hauptbahnhofs.
Die Radstation in Bonn: Eine gute Lösung für die Stadtgesellschaft
ebenso wie für die Beschäftigten sowie für die Radfahrer.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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