Baustellenbesuch
Sanierung der Beethovenhalle schreitet voran
Bonn - „Es ist nicht so einfach“. Dieser Satz wurde häufig ausgesprochen
bei der Besichtigung der Baustelle an der Halle. Die Beethovenhalle
soll wieder so originalgetreu wie irgend möglich sein, wenn sie denn
fertig sein wird. Weil das Bauwerk 1959 eröffnet wurde, ist es
schwierig, heute die Baumaterialien von damals zu bekommen. Um das
überhaupt annähernd zu schaffen, sind Spezialfirmen notwendig.
„Die Firma, die jetzt das Dach saniert, hat vorher eine Kirche
erneuert“, sagt Bauleiter Nicolai Wienzoschek. Selbstverständlich
ist das dann etwas teurer als von der Stange zu kaufen. Mehr als 60
Gewerke mit in Summe 350 Bauarbeitern werkeln hier.
Um die Beethovenhalle wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.
Jetzt geht es ans Dach: „Da haben wir Kupfer eingekauft. Das Dach
wird also bei Fertigstellung glänzen. Bevor es verwittert. Es gibt
auch vorverwittertes Kupfer. Das alt aussieht. Aber das ist teurer als
ein neu erscheinendes Outfit. „Die Firma hat das bisherige Kupfer
vom alten Dach getauscht und den Preis dafür angerechnet“, freut
sich Marion Duisberg vom Städtischen Gebäudemanagement. Sie betreut
die Baustelle. Ein kurzes Zögern auf die Frage nach den Kosten:
„Wir sind in der Kalkulation bei 70,4 Millionen“, sagt sie.
Weil nicht nur das prägnante Dach erneuert wird. Das hatte im
Übrigen Undichtigkeitsschäden. Nein, auch von innen würde wohl
selbst der Architekt die Halle nicht auf Anhieb wieder erkennen. Die
Wandverkleidungen sind abgenommen, die Böden zum größten Teil
entfernt.
„Gesundheitsgefährdende Stoffe, zum Beispiel der Kleber für den
Boden“, meint lakonisch der Bauleiter. Die Böden werden zum Teil
abgesenkt, um die neue Technik einbauen zu können. Die Akustikbögen
werden neu gebaut. Hier bricht sich der Schall. „Die Akustik hat
über die Jahre gelitten. Durch neue Einbauten, die der Architekt so
nicht vorgesehen hatte. Die Halle wird so weit heute technisch
möglich baulich zurück gebaut“, weiß Marion Duisberg. Wie auch
immer, der Besucher gewinnt den Eindruck, dass im übertragenen Sinne
hier kein Stein auf dem anderen bleibt. Nehmen wir als Beispiel die
Decken. Die waren vielfach schief, zur Seite geneigt. Das wollte der
Architekt so. Im Endgebrauch der Halle vor der Sanierung waren die
Decken gerade, weil unter dem Original Versorgungsleitungen eingezogen
worden waren.
Das wird jetzt mühselig zurück gebaut. Das im Foyer vorhandene
Kunstwerk „wird komplett eingehaust“, so der Bauleiter. Damit es
keinen Schaden nimmt. Die Original-Wandfarben, nach Entfernung der
Wandverkleidung wieder sichtbar, werden im Ton beibehalten. „Wir
haben da auch rosa gefunden.“ Die historischen Details der Halle
sind zur späteren Wiederverwendung eingelagert. „Der Ausblick nach
draußen vom Foyer aus wird gläserner als bisher. So, wie der
Architekt das vorgesehen hat. Die Arbeiten umfassen zudem den
Außenbereich.“ Die reinen Baumaßnahmen sollen bis Ende 2018
abgeschlossen sein.
Insgesamt erscheint der Aufwand gigantisch. Penibel und mit aller
Sorgfalt wie Akkuratesse wird hier gearbeitet, sehr zur Freude der
zahlreichen Vereine und Denkmalschützer, die um das Wohl der Halle
bemüht sind. Das Entscheidende kommt zum Schluss: Die Akustik. Zu
Anfangszeiten gut aber nicht überbordend gelobt, soll die neue alter
Halle auch in diesem Punkt neuen Maßstäben genügen. „Hier ist
eine Akustikuntersuchung gelaufen“, so Marion Duisberg. Man wird
alles tun, um die Halle nicht nur äußerlich, sondern auch von ihrem
Zweck her so her zu richten, dass selbst anspruchsvolle
Konzertbesucher die Halle mögen werden. Dass es wohl teurer ist,
einen Altbau in einen neuen zu verwandeln als gleich neu zu bauen, war
schon lange klar. Aber dass das zum 250. Geburtstag des großen
Komponisten und Sohnes der Stadt hat sein müssen, haben die
politischen Repräsentanten der Bürger Bonns mit demokratisch
legitimierter Mehrheit beschlossen.
Die Musikfreunde sowieso, aber auch die Freunde klassischer
Architektur, werden es ihnen danken.
- Harald Weller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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