Tanzkurs in der Schule
Schüler üben das Taktgefühl
Bonn - (we) Pierre Dulaine ist ein bekannter Tanzlehrer aus New York. Seit
mehr als 30 Jahren unterrichtet und praktiziert er den Showtanz. Er
hatte in New York und England die Idee, per Tanz Schülern und
Schülerinnen Soft Skills näher zu bringen. Das Tanzen ist hier
Mittel zum Zweck. Höflichkeit, Toleranz, Entgegenkommen, Respekt,
Achtung, Achtsamkeit, all diese Tugenden sind im Spiel, wenn der
Rhythmus die Menschen packt. Und sie tanzen. Seine Erfahrungen aus New
Yorker Schulen will Pierre Dulaine nach Deutschland transferieren. In
der Bonner Karl-Simrock-Schule gab‘s die Premiere: Mit einfachen
Foxtrott-Schritten brachte Pierre Dulaine die Schüler und
Schülerinnen erst zum Zuhören. Und dann zum Mitmachen. Zuerst gilt
es, eine gewisse Scheu zu überwinden, wenn man sich anderen öffnet.
Und seine Gefühle offenbart. Weil das aber alle tun, ist das Problem
gar nicht so groß. Schließlich haben alle Spaß.
„Es ist eine große Ehre für uns und für mich, dass ein so
berühmter Tanzlehrer zu uns kommt, um uns zu unterrichten“, freut
sich Ellen. Sie ist 11 und singt und tanzt auch Zuhause und auf dem
Schulweg. Für sie gehört Tanzen selbstverständlich zum Leben dazu.
Zu einem erfüllten Leben. Dass das nebenbei auch noch eine
willkommene Abwechslung zum Schulalltag ist, versteht sich von selbst.
Pierre Dulaine sucht drei Schulen in Bonn, mit denen er kooperieren
will. Jeweils 10 Wochen zu je 2 Terminen pro Woche will er
unterrichten.
Und schon werden aus Schülerinnen vornehme Damen und aus Schülern
galante Herren, die ihre Damen elegant übers Parkett führen. Die
Fantasie der Musik, in Bewegung umgesetzt. Das macht allen sichtbar
Spaß. So verlieren sie die Scheu vor dem unbekannten Medium, drehen
und schwingen zur Musik und freuen sich darüber, dass sie sich so
unverkrampft bewegen können.
Das schult zweifellos auch die soziale Kompetenz. Raum für Streit ist
kaum, wenn man sich harmonisch zu schöner Musik bewegt. Zwischendurch
korrigiert Pierre, gibt launige Hinweise und verbessert, was zu
verbessern ist.
Am Rand der Turnhalle steht Jürgen Ball vom Allgemeinen Deutschen
Tanzlehrer-Verband (ADTV). Er will wissen, ob das Bonner Pilotprojekt
dazu taugt, bundesweit eingeführt zu werden. „Falls ja, werden wir
den Schulen einen Zugang zur Kultusverwaltung verschaffen, damit die
Finanzierung gesichert ist“, sagt er. Neugierig schaut Neele
Schwegmann vom Kulturamt der Stadt Bonn zu. Auch sie interessiert sich
für die allgemeine Umsetzung des Projekts. „Momentan wird das
Projekt vom Land und in Teilen von der Stadt getragen“, sagt sie.
Und so drehen sie sich zur Musik im Kreise. Schulrektor Arndt Hilse,
selbst Tanzlehrer, ist ohnehin vom Projekterfolg überzeugt. „Tanzen
schafft soziales Verständnis, man tanzt ja mit- und nicht
gegeneinander“, meint er schmunzelnd.
Pierre ruft zum nächsten Foxtrott auf. Alle beeilen sich, auf die
Tanzfläche zu kommen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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