Bonner Tafel
Tafeltag zeigt den Weg zu sozialer Verantwortung

Die Tafel lud ein und viele kamen. | Foto: we

Bonn - Jährlich am Samstag vor Erntedank laden die Tafeln zum Innehalten,
Nachdenken und zum Essen ein. So auch wieder auf dem Bonner
Friedensplatz. Die Bonner Tafel, eine von bundesweit mehr als 900
ähnlichen Organisationen, hat ihren Sitz in der Mackestraße.
Vorständin Beatrix Görtner: „Wir haben mehr als 120 Ehrenamtler,
die die Arbeit tun. Die leisten im Monat 1.200 Stunden.“ In dieser
Zeit sorgen sie dafür, dass die Überflussgesellschaft nicht noch
mehr Lebensmittel wegwirft als sie das ohnehin tut.

Jeden Tag fahren die Tafel-Mitarbeiter die großen Lebensmittel-Ketten
wie Lidl, Aldi, Rewe oder Edeka an und holen dort ab, was nicht mehr
abverkauft wird. Das sind Lebensmittel kurz vor dem Verfallsdatum oder
vielleicht auch mal Äpfel, die nicht so schön gewachsen sind wie die
Supermarkt-Kunden das gern hätten.

„Die Bonner Tafeln werden in diesem Jahr 20 Jahr alt. Jede Woche
versorgen wir 4.500 Personen mit Lebensmitteln. Dazu kommen die
sozialen Einrichtungen. Die Menschen erhalten einen
Berechtigungsschein und kommen dann zu uns, um ihre Lebensmittel
abzuholen. Dabei handelt es sich um Hartz-IV-Empfänger, Rentner mit
niedriger Rente, kurzum: Um Bedürftige. Jährlich retten wir
bundesweit 20.000 Tonnen Lebensmittel vor dem Wegwerfen. Und versorgen
gleichzeitig 1,5 Millionen Bedürftige mit Lebensmitteln.“

15 Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung sind arm. Darauf, dass
dieser soziale Missstand aktuell ist in unserem sonst so reichen Land,
machen wir aufmerksam“, sagt Beatrix Görtner. „Essen, wo es
hingehört“, nämlich dahin, wo der Hunger ist, das ist die Devise
der Tafel. Neben der Nachhaltigkeit ist es natürlich ein Anliegen der
Humanität, niemanden hungern zu lassen, wenn es sich irgendwie
vermeiden lässt.

Auf der einen Seite der Medaille ist der Überfluss, auf der
Rückseite derselben Medaille die Bedürftigkeit. Ein Zeichen der
Gerechtigkeit und Teilhabe sowie der sozialen Verantwortung, das setzt
die Tafel.

Bei schönstem Herbstwetter ließen es sich zahlreiche Besuche an der
langen Tafel der Bonner schmecken. Ob alle dabei nachdachten über die
sozialen Ungleichgewichte der Welt, wagen wir nicht zu sagen. Im Halse
stecken geblieben ist jedenfalls niemandem der leckere Apfel oder das
schmackhafte Brötchen mit dampfendem Leberkäse.

Bleibt die Frage, warum die Ehrenamtler sich so vehement für die
Tafel einsetzen. „Ach, ich wollte nach meiner Pensionierung einfach
etwas Sinnvolles tun“, so Beatrix Görtner. Die ehemalige Direktorin
eines Kölner Gymnasiums mit Wohnort in Bonn meint, man bekomme ja
eine Menge zurück von den mit den Lebensmitteln Bedachten.
„Außerdem stimmt das Arbeitsklima, es ist einfach eine gute Sache,
bei uns zu arbeiten. Und ich habe so viele tolle Menschen
kennengelernt, wie ich sie sonst im Leben nie getroffen hätte.“

- Harald Weller

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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