Weinlese
Weinlese für 250 Flaschen
Bonn (we). Im Schatten des Posttowers liegt er, der Weinberg des Beethoven-Gymnasiums. Wie in jedem Jahr ernteten auch jetzt wieder Schüler der Schule die Weintrauben im Rahmen der traditionellen Weinlese. Die als besonders widerstandsfähig bekannte Sorte Regent, ein Roter, ist in diesem Jahr mit 88 Grad Öchsle, einem Maß für den Zuckergehalt der Trauben, also für deren Güte, gut gereift: „Der diesjährige Wein ist gut, nahe am Kabinett“, findet Weinprofi Klaus Fröhlich nur lobende Worte. „Auch der Behang ist klasse.“ Das kennzeichnet die Menge zu erntender Trauben. Der Wein, er reicht im aktuellen Jahr schätzungsweise für 250 Flaschen, wird versteigert zugunsten der Partnerschule des Gymnasiums in Peru, dem collegio Ludwig van Beethoven.
Dort, in Peru, war gerade Elias. Der hat bereits länger sein Abitur – natürlich abgelegt am Beethoven-Gymnasium in Bonn – und hat in Peru unterrichtet: „Ich habe da Englisch unterrichtet, bin viel gereist und habe dieses unglaublich schöne Land zu lieben gelernt. Die Armut dort ist bedrückend. Der Unterricht dort hat mir allerdings so viel gegeben, weil er für die Entwicklung junger Menschen entscheidend ist, dass ich in Freiburg Lehramt studieren werde.“
Elias liest die Trauben des Regent. Genauso wie Charlotte. Sie geht erst noch nach Peru. Um an der Partnerschule zu arbeiten. Ihr Berufsziel? „Weiß ich noch nicht. Vielleicht folge ich ja Elias nach und werde Lehrerin.“
Die jungen Leute, die beide voller Zuversicht in die Zukunft sehen, stehen für die Philosophie des Beethoven Gymnasiums, den Menschen in den Mittgelpunkt des Handelns zu stellen und die jungen Leute bei ihrer Persönlichkeitsbildung zu unterstützen. Und das offenbar mit Erfolg.
Die Pädagogik allgemein ist zeitgemäßer geworden. „Stundenlangen Frontalunterricht gibt es so gut wie nicht mehr“, weiß Schulleiter Uwe Bramstedt. „Wir sind „bewegte Schule“, beziehen im November neue Klassenräume, die uns dabei unterstützen, Gruppenarbeiten und weitere moderne Bildungsmethoden zu verwirklichen. Das Lernen von Latein etwa – wir sind ein humanistisches Gymnasium – hat nichts mehr mit der Quälerei vergangener Jahrzehnte zu tun. Man weiß heute, dass man mit Latein etwa das Denken, das Logische, lernen kann und somit auch die Persönlichkeitsentwicklung stützt. Stures Auswendiglernen erzeugt nur menschliche Roboter. Schule heute aber will den mündigen, eigenverantwortlichen Menschen formen.“
Ach ja, hier noch kurz die Geschichte, wie das Gymnasium zum Weinberg kam: Der heutige Standort des Beethoven-Gymnasiums ist identisch mit den Weingärten des Kurfürsten zu Köln. Anlässlich der Bundesgartenschau 1979 in Bonn wurde auf dieser Fläche ein Weinberg angelegt. Der wird nach einer historischen Vereinbarung von den Schülern des Beethoven-Gymnasiums gepflegt. Seit der 1. Lese heißt der Wein „Vinea Domini Archigymnasii Bonnensis“. Der von Profis gekelterte Wein ist unverkäuflich. Er wird versteigert. Eben zugunsten der peruanischen Partnerschule.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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