Weltklasse-Geigerin zu Gast
Weltklasse-Geigerin zu Gast im Haus Elisabeth
Ippendorf (we). Sie will präsent sein. Auch in ihrer ohnehin knapp
bemessenen Freizeit. Ihre Musik soll die Menschen erreichen. Sie
erreichte mehr als das. Als die ersten Töne eines Streichquartetts
von Beethoven erklangen, waren viele Bewohner des städtischen Alten-
und Pflegeheims Elisabeth in Ippendorf und ihre Gäste zu Tränen
gerührt.
Allen war sofort klar, warum Midori zu den Top 5 der Welt bei den
Geigenvirtuosen zählt. Die unprätentiös auftretende Frau, die seit
ihrem vierten Lebensjahr Geige spielt, berührt die Menschen. Ihr Ton
ist betörend schön, einzigartig und für viele nicht von diese Welt.
Jeder kann sie sofort aus den Darbietungen anderer Musiker
heraushören. Für eine Dreiviertelstunde gehörten sie und ihre Musik
allein den älteren Menschen. Gemeinsam mit ihr waren Bonns
Generalmusikdirektor Dirk Kaftan und einige Musiker des
Beethoven-Orchesters Bonn in ihrer konzertfreien Zeit, also in ihrer
Freizeit, gekommen. Auch für Dirk Kaftan waren die Auftritte mit
Midori an ungewöhnlichen Orten wie Seniorenhäusern oder Jugendclubs
etwas Besonderes. „Wir wollen die Musik an ungewöhnliche Orte
bringen. Eben dahin, wo die Menschen sind.“
Und so genossen die Bewohner von Haus Elisabeth so wie ihre Gäste vom
Hardtberger Wilhelmine-Lübke-Haus und Bewohner des
Albertus-Magnus-Hauses in Pützchen jeden atemberaubenden Augenblick
einer Art von Interpretation, wie sie sie wohl noch nie gehört
hatten.
„Ich hab‘ früher Cello gespielt“, erzählt Paul, der im
Albertus-Magnus-Haus in Pützchen wohnt. „Aber heute nicht mehr.
Meine Enkel verlangen von mir immer, dass ich Mundharmonika spiele. Da
kann ich alles spielen, was ich auch singen kann.“ Wie alle anderen
freut sich Paul über den besonderen Abend. Klar, mal rauskommen aus
dem Einerlei, mal was Anderes erleben. „Viele Menschen hier sind
mehrfach erkrankt“, erzählt der Leiter der Einrichtung Michael
Claßen. 120 Plätze sind in der stationären Einrichtung vorhanden.
„Wir sind gut ausgelastet“, sagt er. Zu den besonderen Vorzügen
des Hauses zählt seine malerische Lage Mitten im Kottenforst. Auch
die Bewohner fühlen sich wohl: „Wir haben fünf Wohngruppen, einen
sozialen Dienst und viele Betreuungsassistentinnen“, so Michael
Claßen, der sagt, dass sein Haus auch als Unternehmen gesund ist.
Schwester Oberin Willeldis kümmert sich mit vier weiteren
Ordensschwestern bevorzugt um die Seele der älteren Menschen. „Sie
brauchen hier häufig spirituelle Kraft“, sagt sie. Sie vermittelt
den Bewohnern Lebensmut.
Für die baldige Zukunft des Hauses, dessen Gebäude seit 1956 steht,
ist ein Neubau geplant. In den Neubau auf dem vorhandenen Areal sollen
die Gäste des Wilhelmine-Lübke-Hauses einziehen, solange, wie deren
Haus umgebaut und modernisiert wird. Anschließend, wenn die Senioren
aus Elisabeth in den Neubau eingezogen sind, sind weitere Neuerungen
in Sicht.
Heute Abend aber hat keiner der Bewohner im Auditorium anderes im Sinn
als die Musik. Sie hören Beethoven, Mendelssohn, Mozart,
Schostakowitsch und, man höre und staune, Astor Piazzolla. Und
genießen jede Sekunde. Vor allem aber ist es Midori, die mit ihrer
exzeptionellen Kunst bei jedem Ton beweist, zu welch
Außergewöhnlichem die Musik in der Lage ist.
Midori ist als eine von 17 Friedensbotschafterinnen der UN weltweit
unterwegs. Sie bringt die wundersame Wirkung ihrer Musik allen näher,
die das Träumen nicht verlernt haben: Kinder, Jugendliche und eben
auch ältere Menschen. In Bonn war sie neben dem Haus Elisabeth an
einigen anderen ungewöhnlichen Orten unterwegs. Als nächster stand
ein Auftritt in einem Jugendclub auf ihrem Programm.
Überall, wo sie auftritt, lässt sie die Wirklichkeit das sein, was
sie ja auch ist: Ein Tropfen auf dem Stein der Ewigkeit.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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