Geduld und Erfolg
Wer langsam fährt, kommt auch ans Ziel
Bonn - Prof. Matthias Sutter ist Verhaltensökonom. Das ist ein Spezialgebiet
der Betriebswirtschaft. In seinem empirisch, also von Versuchen
gespeisten, Forschungsgebiet beschäftigt er sich damit, wie
ökonomisch sinnvoll Kinder und Jugendliche Entscheidungen treffen.
Des Weiteren geht es ihm darum, ob und welche Verhaltensweisen beim
Entscheiden Kinder von ihren Eltern übernehmen. Und zum dritten
erforscht er, welche Probleme ein Unternehmen mit Kunden hat.
Die für Otto Normalverbraucher wichtigsten Erkenntnisse lassen sich
wie folgt zusammenfassen: Erstens sind solche Menschen allgemein
erfolgreicher im Leben, die sich Zeit lassen im Entscheiden. Das gilt
im Vergleich zu Ungeduldigen. Und zweitens werden Kunden bei
Unternehmen selten über den Tisch gezogen. Die Unternehmen sind
generell seriös und wollen einfach nur ihre Aufgabe erfüllen.
Diese beiden Kernaussagen untermauert Prof. Sutter mit seinen
aufwändigen Untersuchungen. Dabei lautet eine seiner Fragen an
Versuchspersonen: Wollen Sie 100 Euro in einer Woche oder lieber 101
Euro in einer Woche und einem Tag haben? Insgesamt ist bei dieser und
ähnlichen Fragestellungen herausgekommen, dass Menschen mit Geduld
insgesamt ein erfolgreicheres Leben haben als ungeduldige, nervöse
Zeitgenossen. Das belegt Prof. Sutter mit zahlreichen
Einzelbeispielen.
Ganz so einfach wie oben genannte Behauptung darf man es sich dennoch
nicht machen: Man muss vielmehr parallel fragen, ob der Mensch
überhaupt freie Entscheidungen treffen kann. Da haben ja sein Hirn,
seine Erziehung usw. auch noch ein Wörtchen mitzureden. Und wohl auch
die Chemie, die im menschlichen Körper allgegenwärtig ist.
Prof. Sutter ist aber Verhaltensökonom. Die neuronalen und chemischen
Bedingungen beim Menschen sind außerhalb seiner wissenschaftlichen
Forschung. Er lebt vom Versuch, von praktischen Untersuchungen, vom
messbaren Verhalten der Probanden. Daraus zieht er seine Schlüsse.
Interessant sind seine Erkenntnisse, die er als Direktor des
Max-Planck-Instituts zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern trifft,
trotzdem allemal. Die Frage nach dem Grund der Entscheidungsfindung
misst er am praktischen Beispiel. Das Ergebnis seine Forschungen
bleibt ohnehin so, wie es ist. Durch etliche Beobachtungen und
Messungen belegt, gibt es für den Verhaltensökonomen keinen Zweifel:
Geduldige Menschen sind erfolgreicher als ungeduldige.
Das mag manchem zu einfach vorkommen, weil auch noch andere
Disziplinen eine Rolle bei Entscheidungen spielen, die andere
Prioritäten haben als das reine Verhalten zu messen. Prof. Matthias
Sutter fand bei seinem Vortrag zum Zusammenhang zwischen Geduld und
Erfolg einen vollen Saal mit gespannt lauschenden Zuhörern bei einem
besonders lebendigen und nachvollziehbaren Vortrag im
Caesar-Forschungszentrum. Prof. Sutter sprach im Rahmen der Reihe
„Caesarium“, die immer wieder interessante Gäste aus Forschung
und Lehre zu Gast hat.
- Harald Weller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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