Wenn das Geld nicht reicht...
Zonta Club hilft Frauen in Notlagen
Bonn/ Bad Godesberg - Plötzlich kam die nette, ältere Frau nicht mehr zum
Seniorennachmittag bei Kaffee und Kuchen. Auf Nachfrage stellte sich
heraus: Das Geld fehlt. Selbst die geringe Gebühr für die Bewirtung
in der sozialen Einrichtung kann sich die Seniorin nicht mehr leisten.
Die kleine Rente reicht kaum zum Überleben...
#infobox
Das ist keine Geschichte aus einem Entwicklungsland, sondern aus Bonn.
Erzählt von Grit de Boer, Vize-Präsidentin des Vereins „Zonta
Bonn“. Und das Traurige: Es ist kein Einzelfall.
In einer solchen Situation zu helfen, dies hat sich der „Zonta-Club
Bonn“ zum Ziel gesetzt.
„Zonta“ ist ein weltweiter Zusammenschluss berufstätiger Frauen
in verantwortungsvollen Positionen, die sich dafür einsetzen, die
Lebenssituation von Frauen im rechtlichen, politischen,
wirtschaftlichen und beruflichen Bereich zu verbessern. Pflege von
Freundschaft und gegenseitige Hilfe ist ein wesentliches Element des
Zusammenseins. Dafür steht das Motto „Zonta ist Begegnung –
weltweit“.
„Zonta“ wurde 1919 in den USA als erste weibliche
Service-Organisation gegründet. Der Name „Zonta“ ist der
Symbolsprache der Sioux-Indianer entlehnt und bedeutet „ehrenhaft
handeln, vertrauenswürdig und integer sein“. Die Gründerinnen
wählten ihn als Anspruch an das eigene Handeln. Weltweit bestehen in
63 Ländern über 1.200 Clubs mit mehr als 30.000 Mitgliedern.
Seit über 60 Jahren ist „Zonta“ auch in Bonn vertreten. Anne
Wasserberg war 2013 Präsidentin des „Zonta“-Clubs in Bonn, als
sie mit ihren Mitstreiterinnen das Thema „Altersarmut bei Frauen“
aufgriff. Bei einem Benefizkonzert und einem Spendenaufruf kamen im
ersten Jahr gleich 8.000 Euro zusammen, die für das Projekt zur
Verfügung standen.
Altersarmut bei Frauen nimmt zu
Mit der „Offenen Tür Duerenstrasse e.V.“, einer Begegnungsstätte
für Bürgerinnen und Bürger, die ein wichtiger Bestandteil der
sozialen Landschaft in Bad Godesberg ist, wurde neben der
Zusammenarbeit mit der Bonner Altenhilfe ein Kooperationspartner
gefunden. Die Offene Tür arbeitet mit Seniorinnen und Senioren und
weiß, wo konkrete Hilfe erforderlich ist.
Edith Koischwitz, Vorsitzende der OT Duerenstrasse: „Wir geben
Orientierungshilfe im vielfältigen Angebotsspektrum von Hilfen und
gesetzlichen Ansprüchen oder stellen Kontakte her, zum Beispiel zu
medizinischen und therapeutischen Einrichtungen sowie zu Fachstellen
wie Schuldnerberatungsstelle, Mieterberatung oder Behörden. Und wir
kennen die Menschen, die in Not sind“.
So wird Frauen in Bonn geholfen
Wenn der Ehemann stirbt und das Geld nicht mehr reicht für einen
Friseurbesuch oder eine Tasse Kaffee außer Haus, vereinsamen viele
Frauen und ziehen sich aus der Gesellschaft zurück, weiß Edith
Koischwitz: „Ihnen unbürokratisch zu helfen, ihnen wieder mehr
Lebensqualität zu geben, Hilfe in Notsituationen zu gewähren, das
ist uns dank ‚Zonta‘ möglich“.
Und es sind keine großen Beträge, mit denen individuell geholfen
wird. Koischwitz: „Ein Friseurbesuch, damit die Seniorin an einer
Geburtstagsfeier teilnehmen kann. Eine notwendige Fußpflege.
Unterwäsche im Rahmen einer Reha-Maßnahme, die sonst nicht hätte
stattfinden können, weil der Therapeut eine Behandlung ohne
speziellen BH bereits abgelehnt hatte. Eine Einladung zu einem
Nachmittagskaffee anlässlich eines runden Geburtstages – aufgrund
der finanziellen Zuwendungen von „Zonta“ kann hier eine
finanzielle Unterstützung gewährt werden“.
Bis zu 300 Euro pro Jahr und pro Person sind im Einzelfall abrufbar.
Seit 2013 hat „Zonta“ hierfür insgesamt 16.000 Euro zur
Verfügung gestellt. Über 200.000 Euro wurden seit der Gründung des
Clubs vor über 60 Jahre in soziale Projekte investiert, wie z.B. die
Unterstützung der Frauenhäuser in Bonn. Es ist – das wissen alle
– nur „ein Tropfen auf dem heißen Stein“. Das grundsätzliche
Problem, so Anne Wasserberg, bleibt bestehen: „20 Prozent der Frauen
sind von der Altersarmut bedroht“. Die Ehe ist – aus vielerlei
Gründen – keine Altersversorgung mehr.
Bei „gebrochenen Lebensläufen“ ist häufig der finanzielle
Absturz insbesondere im Alter vorprogrammiert. Und selbst, wenn ein
Leben lang in die Rentenversicherung eingezahlt wurde, wird die Rente
im Alter – insbesondere bei Beschäftigungsverhältnissen im unteren
Lohnbereich – nicht mehr reichen. „Hinzu kommt auch eine große
Unwissenheit über Wirtschafts- und Versorgungsfragen, über den
Abschluss von Verträgen, über Gefahren, in eine Schuldenfalle zu
geraten“, so Anne Wasserberg.
„Und dies nicht nur bei älteren, sondern – so stellen wir
verstärkt fest – auch bei jüngeren Menschen. Sinnvoll wäre ein
Fach ‚Wirtschaft‘ in der Schule – sowohl für Mädchen, als auch
für Jungen“.
Diesen und viele weitere Artikel finden Sie im neuen
Senioren-Wegweiser 2019. Er ist kostenlos erhältlich in den
Rathäusern von Städten und Gemeinden und
online HIER
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.