Adenauerallee
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Die Auswertung des Verkehrsversuchs auf der Adenauerallee mit mit je einer Kfz-Spur und einer abgetrennten Radspur pro Richtung hat die Stadtverwaltung vorgelegt.  | Foto: Sascha Engst/Bundesstadt Bonn
  • Die Auswertung des Verkehrsversuchs auf der Adenauerallee mit mit je einer Kfz-Spur und einer abgetrennten Radspur pro Richtung hat die Stadtverwaltung vorgelegt.
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Bonn (red). „Die Ergebnisse des Versuchs bestätigen, dass der motorisierte Individualverkehr einspurig in jede Richtung in den vom Rat gesetzten Zeitspannen fließen kann. Insofern hat sich aus Sicht der Verwaltung die im Versuch erprobte Aufteilung der Fahrbahn bewährt. Wir werden über den Sommer verwaltungsintern und mit verkehrspolitischen Akteurinnen und Akteuren eruieren, welche Schlüsse wir aus den Ergebnissen mit Blick auf die Beschlussfassung der Gremien im August ziehen“, sagt Oberbürgermeisterin Katja Dörner.

„Mit den Auswertungsergebnissen hat die Stadtverwaltung umfassendes Datenmaterial zum Versuch vorgelegt. Die Daten wurden von einem fachkundigen Büro ausgewertet und mit den beteiligten Fachbereichen der Verwaltung analysiert. Die Ergebnisse werden als fundierte Grundlage für eine Entscheidung darüber dienen, ob die Adenauerallee künftig eine geschützte Radverkehrsanlage erhält“, erklärt Stadtbaurat Helmut Wiesner. „Ich danke allen Beteiligten für die zügige und sorgfältige Erstellung der Auswertung in den letzten vier Wochen!“

Die Rahmenbedingungen

Die Testphase fand von Anfang März bis Ende Mai 2024 statt. Nach Einrichtung der neuen Verkehrsführung mit je einer Kfz-Spur und einer abgetrennten Radspur pro Richtung und einer etwa dreiwöchigen Eingewöhnungszeit fand die konkrete Erhebung von 18. März bis 31. Mai 2024 statt. Für die Auswertung standen der Stadt verschiedene Datenquellen zur Verfügung. Das beauftragte Büro greift auf sogenannte Floating Car Data (FCD) des Navigations-Anbieters TomTom zurück. Bei der Untersuchung wurden neben dem Verkehr auf der Adenauerallee selbst, auch die Umgebungsverkehre betrachtet. Die Stadt wertete darüber hinaus Bluetooth-Daten aus, die die Reisezeit auf der Strecke zwischen zwei Signalanlagen am nördlichen sowie südlichen Ende der Adenauerallee für die Fahrtrichtung Norden ermitteln. Ein Vergleich der FCD und der städtischen Bluetooth-Daten zeigt eine hohe Übereinstimmung.

Als Vergleichsgröße für die Auswertung wurden die Reisezeiten aus demselben Zeitraum des Jahres 2023 herangezogen. Verschiedene besondere Ereignisse, wie beispielsweise die Sperrung der Südbrücke (A562) zwischen 26. und 29. April aufgrund von Bauarbeiten, sind bei der Analyse nicht berücksichtigt worden. Große Veranstaltungen wie der Bonn-Marathon oder „Rhein in Flammen“ sind in die Untersuchung eingeflossen, da sie auch im Vergleichszeitraum des Vorjahres stattgefunden haben.

Die Ergebnisse in Fahrtrichtung Norden (Koblenzer Tor)

Die durchschnittliche Reisezeit im Mittel erhöhte sich dienstags bis donnerstags, den Tagen mit den höchsten Verkehrsmengen (außerhalb von Ferien und Feiertagen), von 4:45 Minuten um knapp 30 Sekunden auf 5:15 Minuten. Die gemäß Ratsbeschluss auszuwertende Spitzenreisezeit zwischen 17 und 18 Uhr verlängerte sich von 8:05 Minuten um knapp 25 Sekunden auf 8:30 Minuten. Die größte Abweichung im Auswertungszeitraum ist zwischen 15:45 Uhr und 16 Uhr aufgetreten: Hier stieg die Reisezeit von 6:55 Minuten um 1:53 Minuten auf 8:48 Minuten an.

Samstags, gemittelt über den Tag, wurde mit 4:31 Minuten eine um 48 Sekunden längere Fahrtzeit gemessen, zwischen 17 und 18 Uhr war sie mit 4:54 Minuten 54 Sekunden länger.

Sonntags lag das Plus im Schnitt bei 14 Sekunden, zwischen 17 und 18 Uhr bei 17 Sekunden.

Die Ergebnisse in Fahrtrichtung Süden (Bundeskanzlerplatz)

Die durchschnittliche Fahrzeit, gemittelt über den gesamten Tag, erhöhte sich dienstags bis donnerstags, den Tagen mit dem höchsten Verkehrsaufkommen (außerhalb von Ferien und Feiertagen), von 3:46 Minuten um knapp 48 Sekunden auf 4:34 Minuten. In der Spitzenreisezeit zwischen 17 und 18 Uhr ergab sich eine Veränderung von 4:01 Minuten um plus 62 Sekunden auf 5:03 Minuten. Die größte Veränderung im Auswertungszeitraum wurde zwischen 8:30 Uhr und 8:45 Uhr beobachtet: Die Reisezeit stieg hier von rund 3:55 Minuten um 2:14 Minuten auf 6:09 Minuten.

Samstags wurde im Mittel mit 4:10 Minuten eine um 39 Sekunden längere Reisezeit gemessen, zwischen 17 und 18 Uhr war sie mit 4:27 Minuten 48 Sekunden länger.

Sonntags lag das Plus im Schnitt bei 15 Sekunden, zwischen 17 und 18 Uhr bei 20 Sekunden.

Die Reisezeiten haben sich auch in Zeiten mit weniger Kfz-Verkehr tendenziell erhöht. Das heißt auch in Zeiten mit freier Fahrbahn wurde offenbar langsamer gefahren, was mit den auf der Fahrbahn platzierten Elementen (Baken) für den Versuch zusammenhängen kann.

Reisezeitanalysen auf anderen innerstädtischen Straßen

Darüber hinaus wurden Reisezeitanalysen auf folgenden innerstädtischen Straßenabschnitte durchgeführt:Bonner Talweg (von Reuterstraße bis Poppelsdorfer Allee)

Königswinterer Straße (von Landgrabenweg bis B56)

Hermannstraße (von Ringstraße bis B56)

Wittelsbacherring (von Beethovenplatz bis B56)

Kölnstraße (von Engländerweg bis Kaiser-Karl-Ring)

Hermann-Wandersleb-Ring und Endenicher Straße (von Provinzialstraße bis Wittelsbacher Ring)

Oxfordstraße (von Bornheimer Straße bis Belderberg) und

B56/Kennedybrücke (von Konrad-Adenauer-Platz bis Bertha-von-Suttner-Platz).Eine Verlagerung des Kfz-Verkehrs von der Adenauerallee weg wurde nicht festgestellt. Die Zahl der Fahrzeuge auf der Adenauerallee blieb im Vergleich zum Zeitraum vor dem Versuch nahezu unverändert. Außerdem sind die Reisezeiten auf den genannten Straßen stabil. Lediglich im Bonner Talweg wurde eine längere Fahrzeit vor allem in Fahrtrichtung Norden im Vergleich zum Vorjahr festgestellt, die aber nicht mit dem Verkehrsversuch in Verbindung stehen muss. Im Versuchszeitraum ist es aufgrund von Baustellen im Bereich der Poppelsdorfer Allee zu Einschränkungen des Verkehrs gekommen, die den Abfluss vom Bonner Talweg beeinflusst haben können.

Die Vorgaben des Rates

Der Stadtrat hatte der Verwaltung für den Verkehrsversuch folgende Rahmenbedingungen mit auf den Weg gegeben:Die Radverkehrsführung soll bestmöglich und sicher erfolgen. Dies kann durch Markierungen, aber auch andere Mittel geschehen. Ein Schwerpunkt ist hierbei auch auf die verstärkte Einrichtung von Lieferzonen gemäß der vorliegenden Planung zu setzen.

Sollten sich Probleme aufzeigen, schlägt die Verwaltung Verbesserungsmöglichkeiten der Planung vor, welche zusammen mit dem Gesamtbeschluss in den zuständigen politischen Gremien beraten werden.

Die Startphase (ca. 3 Wochen) und unvorhergesehene Ereignisse werden in der Wertung nicht berücksichtigt.

Die Auswirkungen auf den motorisierten Individualverkehr werden evaluiert. Folgende Kriterien sind zur Bewertung der Spuraufteilung (für jede Richtung einzeln) heranzuziehen:Die durchschnittliche Reisezeit gemittelt über den gesamten Tag vom Bundeskanzlerplatz zum Koblenzer Tor und in Rückrichtung darf nicht mehr als vier Minuten höher liegen als der Durchschnittswert im Jahr vor dem Verkehrsversuch (gemessen nach Monaten).

Die Spitzenreisezeit (17 bis 18 Uhr) für dieselbe Strecke darf sich maximal um acht Minuten im Monatsschnitt verlängern gegenüber dem Vergleichswert zur selben Uhrzeit bei Zweispurigkeit.

Hintergrund

Sowohl Abwasserkanal und Entwässerungsanlagen als auch die Fahrbahn der Adenauerallee – zwischen Koblenzer Tor und Bundeskanzlerplatz – befinden sich in einem sehr schlechten Zustand. Die Sanierung hat Anfang Juni 2024 begonnen. Im Anschluss soll der Straßenraum neu aufgeteilt werden, sodass die Adenauerallee für alle Verkehrsteilnehmenden im Auto, zu Fuß und auf dem Rad sicher ist. Der Vorschlag der Stadtverwaltung sieht daher je Fahrtrichtung eine Fahrspur für den motorisierten Verkehr plus zusätzlicher Abbiegespuren in den Kreuzungsbereichen und einen baulich abgetrennten Radfahrstreifen (Protected Bike Lane) vor.

Die geplante und nun getestete Aufteilung mit einer sicheren Radverkehrsanlage und einer Kfz-Spur je Fahrtrichtung wird allen Verkehrsteilnehmenden gerecht und sorgt für deutlich mehr Sicherheit für den Radverkehr.

Der Rat der Stadt Bonn beauftragte im August 2023 die Stadtverwaltung, die von ihr vorgeschlagene künftige Verkehrsaufteilung für drei Monate zu testen, die Auswirkungen auf den Kfz-Verkehr zu untersuchen und Erkenntnisse über die Leistungsfähigkeit der Einspurigkeit für Kraftfahrzeuge zu liefern. Der dreimonatige Versuch fand von Anfang März bis Ende Mai 2024 statt und wurde von zahlreichen Informations- und Dialogformaten begleitet.

Wie geht es weiter?

Die Ergebnisse der Verkehrsuntersuchung wurden nach Redaktionsschluss im Ausschuss für Mobilität und Verkehr am 4. Juli vorgestellt und erläutert. Die politischen Beratungen schließen sich nach dem Ende der Sommerferien an. Der Rat der Stadt Bonn soll in seiner Sitzung am 29. August über die Ausgestaltung der neuen Spuraufteilung entscheiden.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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