Dali in der Kreuzkirche
22 Drucke bis zum 15. April zu sehen
22 Drucke von Dali sind bis zum 15. April zu sehen. Denkt man an
Dali, mag man alles Mögliche vermuten. Doch er beschäftigte sich in
der Tat intensiv mit dem biblischen Geschehen. Selbstverständlich mit
der ihm eigenen künstlerischen Sicht. Es handelt sich dabei um
Auftragsarbeiten, weil der Künstler - sicher auch aufgrund seines
aufwändigen Lebensstils - so gut wie ständig pleite war.
Das, die Arbeit im Auftrag reicher Gönner, war und ist aber nichts
Ehrenrühriges für einen Künstler, der ja auch trotz eines
künstlerischen Bewusstseins leben muss.Von Harald WellerBonn (we). Ob
das Ergebnis seiner biblischen Arbeit, die immerhin 115 lizenzierte
Drucke umfasst, immer gleich genial ist, bleibt dem Eindruck des
Betrachters überlassen. Dali jedenfalls war sich seiner sicher und
hielt sich für das Kunst-Genie schlechthin.
Wie auch immer: Die in der Kreuzkirche gezeigten Bilder zeugen von
einer tiefen gedanklichen Durchdringung des Sujets. Dali wäre nicht
Dali, wenn er sich dabei nicht selbst zitierte. So ist seine in den
Bibel-Bildern auftauchende Heuschrecke als Todessymbol Geschichte.
Dali litt an einer Heuschreckenphobie.
„Die Originale haben wir uns nicht leisten können“, lacht
Kreuzkirchen-Pfarrer Gerhard Schäfer, der die Ausstellung nach Bonn
geholt hat. Weil es immer noch Erbstreitigkeiten gibt, muss man froh
sein, wenn es jetzt die lizenzierten Drucke zu sehen gibt. Denn
nachgedruckt wird bis heute erst mal nichts.
Die Sammlung gehört dem Pfarrer im Ruhestand Herbert Specht. Es
handelt sich um eine Wanderausstellung, die nach der Schau in der
Kreuzkirche noch an etlichen anderen Orten zu sehen sein wird.
Die Bilder haben alle einen realen Bezug auf die Bibelgeschichten.
Dali zu analysieren, überlassen wir gern den dazu Berufenen.
Surrealistisch oder gar jenseits der konkreten Vorstellung allerdings,
wie viele seiner anderen Werke, ist das hier Gezeigte kaum. Bei uns
haben die Bilder einfach nur das gute Gefühl hinterlassen, dass hier
ein Meister seines Fachs am Werke gewesen ist. Die Rückseite Gottes
beispielsweise spielt großartig mit der Ungewissheit der Menschen,
wie Gottes Antlitz wohl aussehen mag, sollte er wirklich physisch
vorhanden sein, was ja für Christen ein Glaubensthema ist. Obwohl
Gott den Seinen den Rücken zuwendet, können die stets seiner
Aufmerksamkeit gewiss sein, wie das ihnen zugewandte Auge
versinnbildlicht.
Beeindruckend ist etwa auch die Flucht nach Ägypten. Mit wenigen
Pinselstrichen versetzt der Meister seine Betrachter emotional in die
damalige Zeit. Bei dem Gleichnis mit der Ehebrecherin zeigt Dali, dass
die Steine in der Steinigungsszene nicht auf die Frau, sondern auf
Jesus geworfen werden, weil der die Sünden der Welt trägt. Mein
Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Die Sterbeszene zeigt
passend zur Passionszeit mit einfachsten künstlerischen Mitteln die
ganze Palette des Leidens Christi.
Und so wird man von Bild zu Bild gehen und Dalis mit der Wirklichkeit
der Bibel vergleichen können. Ob Dali an Gott geglaubt hat? Egal, den
Glauben malen konnte er. Und die moralischen Werte des Buches der
Bücher erschließen sich unmittelbar auch solchen Menschen, die noch
nie die Bibel gelesen haben.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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