Helden des Alltags
40 Bürger für ihre Zivilcourage geehrt
Bonn - Nicht wegschauen, sondern handeln. Insgesamt 40 Bürger zeigten im
letzten Jahr Zivilcourage, griffen in Notsituationen ein, erkannten
Gefahrenlagen, halfen der Polizei mit wichtigen Hinweisen, retteten
Menschenleben oder unterstützten bei Festnahmen.
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Allen Bürgerinnen und Bürger, die sich so selbstlos eingesetzt
haben, dankt Bonns Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa regelmäßig
mit Dankesschreiben. Stellvertretend für alle diejenigen, die in
Vorbildfunktion die Aufklärungsarbeit der Polizei unterstützten und
besonnen einschritten, wurden nun fünf Personen zu einer Feierstunde
ins Ramersdorfer Polizeipräsidium eingeladen.
Die Behördenleiterin überreichte Dankesurkunden. Polizeisprecher
Frank Piontek stellte den geladenen Gästen die Helden der
Gesellschaft vor und die couragierten Bürger berichteten sichtlich
stolz von ihren Erlebnissen.
Zu ihnen gehören die 77-jährige Marlies Esser und ihre zehnjährige
Enkelin, Samira Ndiaye. Beide überraschten im September 2018 in ihrer
Wohnung in Bonn-Dottendorf einen Einbrecher auf frischer Tat. Laut
schreiend verjagten sie den Täter und beschrieben ihn detailliert.
Samira machte sich dann mit der Polizei auf die Suche. Sie erkannte
den Verdächtigen kurze Zeit später auf der Straße und der
35-jährige Tatverdächtige konnte festgenommen werden.
Ebenfalls in September war Fabian Peeters (37) gegen 19 Uhr auf der
Poppelsdorfer Straße in Bonn unterwegs. Er sah einen Unbekannten, der
ein abgeschlossenes Mountainbike hinter ein Haus schleppte. Weil er
ahnte, dass es sich hierbei nicht um eine neue Trainingsvariante
handeln könnte, folgte er dem Verdächtigen, der mittels Werkzeugen
das Schloss knacken wollte. Kurzerhand sprach er einen Passanten an,
der mittels Mobiltelefon die Polizei alarmierte. Schnell am Tatort
eingetroffen konnten die Beamten einen 47-jährigen Mehrfachtäter
stellen und vorläufig festnehmen. Ein Richter erließ daraufhin
Haftbefehl.
Ein 35-jähriger, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte,
berichtete dass er im Dezember 2018 am frühen Abend mit seinem
Fahrrad die Kennedybrücke überquerte. Auf dem Brückengeländer
entdeckte er eine Frau, die dort saß und Anstalten machte in den
Rhein zu springen. Geistesgegenwärtig bremste er und riss die junge
Frau vom Geländer.
„Binnen Sekunden ist bei mir die Entscheidung gefallen ein Leben zu
retten. Sie hat es wahrscheinlich gar nicht realisiert, war sprachlos
und schaute mich mit großen Augen an. Warum sonst niemand eingriff
– schließlich waren an diesem Abend viele Radfahrer auf der Brücke
unterwegs – ist mir heute noch ein Rätsel“, so der Lebensretter
in einem kurzen Statement. Nach Aufforderung an Passanten die Polizei
und den Notarzt zu rufen, trafen die Retter ein, versorgten sie und
brachten sie in ein Krankenhaus.
Stoff für einen Vorgebirgskrimi lieferte die 70-Jährige Margret
Baumann. Die taffe Seniorin blieb cool, als sie im November von einen
Telefonbetrüger angerufen wurde. „Doh hann ich add ens drop
jewaad“ so die couragierte „Miss Marple“ aus Bornheim-Sechtem.
Gewartet hatte sie schon lange auf so einen Anruf, denn sie wollte
unbedingt einem Enkeltrick-Betrüger das Handwerk legen. Schließlich
war eine Bekannte ihrer Tochter auf solch eine Masche hereingefallen
und hatte schweren Schaden erlitten. Am 21. November, sie saß gerade
beim Frühstück, war der Anruf des „Neffen“ ein Geschenk des
Himmels. „Wat wor isch nervös“ schilderte sie jetzt spannend und
unterhaltsam die Abläufe. Nach außen hin machte sie auf tatterige
Oma, hielt Neffe & Co mit einer konstruierten Geschichte hin und
erreichte, dass die Bande bei ihr vorbeikam, um die geforderten 40.000
Euro abzuholen. Die zwischenzeitlich von ihr informierte Polizei hatte
dann leichtes Spiel und nahm drei Bandenmitglieder zur Mittagszeit im
beschaulichen Sechtem fest. Margret Baumann ließ am Rande des
Empfangs durchblicken, dass sie, wenn es gewünscht werde, gerne
bereit sei, praxisbezogen in Seniorenkreisen über die Vorgehensweise
von Trickbetrügern zu informieren und Präventivarbeit zu leisten,
damit andere Senioren vor solchen Betrügern verschont bleiben.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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