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47. Wirtschaftstalk zum Thema Ehrenamt

Die Runde zum Thema „Ehrenamt“ vlnr.: Andrea Milz, Stefan Hagen, Natalie Bergdoll, Timo Müller, Prof. Michael Hüther. | Foto: Screenshot: we
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Bonn - (we) Zum Thema „Smart Engagement - Ehrenamt in der Wirtschaft“
empfing Moderatorin Natalie Bergdoll im Bonner Kunstmuseum vier
Gäste. Zum Thema diskutierten Andrea Milz, NRW-Staatssekretärin,
Prof. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen
Wirtschaft, Timo Müller, Geschäftsführer des Tanzhauses Bonn und
Stefan Hagen, IHK-Präsident Bonn Rhein-Sieg.

Alle Diskutanten waren sich einig, dass die Übernahme eines
Ehrenamtes für den Ehrenamtler und den seinerseits Betreuten wichtig
sei. „Sie sagen mir immer wieder, dass sie davon etwas
zurückbekommen“, meinte Andrea Milz. Prof. Hüther wies darauf hin,
dass die Wirtschaft schon seit zig Jahren die ehrenamtliche Abnehme
von Prüfungen im dualen Ausbildungssystem betreut. Und das
freiwillig, wie er betonte. Überhaupt sei die duale Ausbildung eine
weltweit oft kopierte, aber nie erreichte Erfindung in Deutschland.

Stefan Hagen sieht die Stundenbelastung, die er als ehrenamtlicher
IHK-Präsident neben seinem Beruf zu leisten hat. Er beziffert die
Stundenanzahl pro Jahr allein für das Ehrenamt auf 1.000 Stunden.
Allein, es sei eine Frage der Ehre und nicht von Stunden, das Amt
auszufüllen.

Timo Müller fördert das Ehrenamt in seinem Unternehmen. „Es kommt
immer mehr aus dem Kreis der Beschäftigten selbst, etwas für andere
zu tun“, sagt er. Für ihn ist das Ehrenamt eine Sache der
Unternehmenskultur, die fest in den Leitlinien seines Hauses verankert
ist. Auf die IHK bezogen, ermunterte er jeden Unternehmer, an der
Vollversammlung der IHK teilzunehmen. Das sei wichtig für das eigene
Selbstverständnis und fördere die gesamte Wirtschaft.

Ohne das Ehrenamt funktionieren viele wichtige Bereiche der Wirtschaft
nicht oder nur unzureichend. Als Beispiel dafür nannte die Runde das
THW, das mit rund 800 Festangestellten auskommt, dafür aber in der
Flächenstruktur rund 10.000 Kräfte hat, die im Notfall einsatzbereit
seien.

„Manches geht nicht anders“ führte Andrea Milz aus. Das Ehrenamt
biete eine Vielfalt von Möglichkeiten, sich selbst zu verwirklichen,
indem man anderen helfe. Ein Beispiel aus dem privaten Bereich sei die
Nachbarschaftshilfe in Corona-Zeiten.

„11 Milliarden Euro in Geldwert bringt die Wirtschaft pro Jahr mit
Ehrenamtstätigkeiten gesamtgesellschaftlich ein“, sagt Prof.
Hüther.

Zur Rolle der IHK beim Ehrenamt führte Stefan Hagen aus, dass die IHK
keine Lobby-Veranstaltung für wenige sei. Die Fachausschüsse
sprächen mit der Politik und der Verwaltung, hätten für ihre
Beschlüsse demnach eine breite Basis. Und schließlich entscheide die
Vollversammlung. Das führe insgesamt dazu, dass die IHK für die
gesamte Wirtschaft sprachfähig sei.

Dem allgemein negativ besetzten Begriff „Lobbyismus“ gaben die
Diskussionsteilnehmer eine neue, andere Farbe. Die Lobbyisten seien
die Fachleute, die etwa die Politik zu einer vernünftigen
Entscheidungsfindung bräuchten, sagte Andrea Milz.

In Sachen Ausbildung von Nachwuchskräften waren sich die Teilnehmer
einig darüber, dass es nicht zu einem „Akademisierungswahnsinn“
kommen solle. Qualifizierte Leute nach Abschluss der Ausbildung
hätten überall eine faire Karrierechance.

Andrea Milz betrachtet die Wirtschaftsvertreter als ihre Partner im
Bestreben, mehr an Anzahl und Vielfalt fürs Ehrenamt zu gewinnen. Ein
gutes Beispiel für den Erfolg sei der Ideenmarkt, der oft angeboten
werde.

Für die IHK ist die Förderung des Ehrenamts ein Teil des jeweiligen
Geschäftsmodells von Unternehmen. Das Ehrenamt fördere die Kunden-
und Mitarbeiterbindung und münde schließlich in Stiftungen, die
Gutes für die Allgemeinheit täten. Für das bürgerschaftliche
Engagement, so Andrea Milz resümierend, sei kein Negativaspekt
erkennbar. Es sei im Gegenteil eine Win-Win-Situation für alle
Beteiligten. „Es gibt dabei nur Gewinner“, so Andrea Milz. Endlich
wurde noch eine Unterscheidung zwischen dem Sponsoring und dem
ehrenamtlichen Engagement in Unternehmen gesprochen. Sponsoring ist
ein Geschäft auf Gegenseitigkeit, während das Ehrenamt von einem
Engagement ausgeht und zunächst keinen unmittelbaren Geschäftszweck
verfolgt. Zum Schluss diskutierte die Runde noch die bürokratischen
Hemmnisse bei der Übernahme von Ehrenämtern. Das läge daran, so
Prof. Hüther, dass Verwaltungen seiner Erkenntnis nach wenig
entwicklungsfähig seien, sondern immer nach dem glichen Muster
agierten.

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RAG - Redaktion

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