Leben ohne Zuhause
Aktion soll auf Not der Wohnungslosen aufmerksam machen

Für die musikalische Untermalung bei Freiluftwohnen sorgte Curt Delander (r.).  | Foto: who
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Bonn - (who). Immer wieder wird darüber berichtet, dass es insgesamt zu
wenig Wohnungen gibt. Um etwas dagegen zu tun, hatten der
Caritasverband der Stadt Bonn, der Verein für Gefährdetenhilfe (VFG)
und das Haus Maria Königin direkt unter dem Beethoven-Denkmal eine
Inneneinrichtung in Form von Sofa, Sessel, Tisch und Bett aufgebaut.
Allerdings wollten die Träger hier keinen neuen Wohnraum schaffen,
sondern auf die bedenkliche Situation wohnungsloser Menschen in Bonn
aufmerksam machen.

Nach Erhebungen des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales
in NRW gab es 2015 in Bonn mit seinen rd. 310.000 Einwohnern über 620
Menschen ohne Wohnung. Das ist das höchste Ergebnis in NRW, in dem
zum 30. Juni 2015 insgesamt rd. 21.000 Menschen im Bundesland als
wohnungslos gemeldet waren. Bundesweit sollen die Zahlen laut
Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) von jetzt 200.000 auf 553.000 Menschen
bis 2018 steigen.

„Wir wissen nicht mehr, wie wir nachkommen sollen", sagte Nelly
Grünwald, Geschäftsführerin VFG, die tagtäglich über zehn Anrufe
Wohnungssuchender bekommt. „Über 25 Prozent der Wohnungssuchenden
sind weiblich", berichtete Elisabeth Bergmann, Leiterin des
Johannesbundhauses Maria Königin, wobei die Verweildauer im dortigen
Wohnheim für Frauen und Kinder mittlerweile zwischen eineinhalb und
zwei Jahren beträgt, da keine festen Wohnungen vermittelt werden
können. Zurzeit suchen rd. 90 Frauen in Bonn eine Bleibe, denn auch
ihr Anteil hat sich im letzten Jahr verdoppelt.

Bei den einen ist es die Scheidung oder die Schuldenfalle, bei den
Senioren ist es oft die Altersarmut, die die Betroffenen die Wohnung
verlieren lassen. So sind akut vor allem die 65- bis 75-Jährigen
betroffen, die mit ihren zu kleinen Renten die steigenden Mietpreise
nicht mehr zahlen können, erläuterte Susanne Fredebeuel vom VFG.
Wenn dann falsche Scham den Gang zum Sozialamt verhindere, sei eine
Zwangsräumung oftmals die Folge. „Wenn wir frühzeitig informiert
werden, können wir auch frühzeitig eingreifen, um die Wohnung zu
sichern", appellierte Fredebeuel an die akut Betroffenen.

Dass es in Bonn zu wenig oder gar keinen bezahlbaren Wohnraum gibt und
dass fast keine Sozialwohnungen gebaut würden, ist bereits seit
langer Zeit ein Dauerthema, nicht nur bei den sozialen Einrichtungen,
sagte Ricarda Miebach von der Caritas. Hinzu kämen die „schwarzen
Schafe" bei den Vermietern, die immer wieder Wohnraum vermieten, der
von Schimmel befallen ist oder der sich nicht oder nicht richtig
beheizen lasse. Das sei menschenunwürdig und gesundheitsgefährdend.
Um die Privatsphäre zu wahren würden bereits 30 m² ausreichen,
womit die drei Institutionen mit der Aktion auf dem Münsterplatz
gleichzeitig bezahlbaren und menschenwürdigen Wohnraum für die
Bonner Wohnungslosen forderten, der auch von der Quadratmeterzahl
nicht zu hoch sein sollte.

Dass die drei Institutionen solvente Mieter und für den Vermieter
interessant sind, erläuterten sie so: Wir sorgen dafür, dass die
Miete immer pünktlich auf dem Konto landet! Wer zurzeit Hilfe
benötigt, kann sich unter 0228 985760 an den VFG oder unter 0228
985320 an die Caritas wenden.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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