36. Bonner Wirtschaftstalk
Auf der Suche nach dem roten Faden
Bonn - Was Beethoven mit dem Thema Wirtschaft zu tun hat, ist rasch
beantwortet. Die Stadt müht sich, aus dem Namen Beethoven Kapital zu
schlagen. Desgleichen machen es die Unternehmen. Die Telekom zum
Beispiel: „Wenn wir nicht in Bonn wären, wäre Beethoven nicht
interessant für uns“, sagte Timotheus Höttges, Vorstandschef der
Deutschen Telekom, gelegentlich des 36. Wirtschaftstalks zum Thema
Beethoven. Natürlich ging es um die Feierlichkeiten zu dessen 250.
Geburtstag im Jahr 2020. Neben Timotheus Höttges waren Malte Boecker,
Direktor des Beethoven-Hauses, Stephan Eisel, Vorstand der Bürger
für Beethoven und Ulrich Voigt, Vorstand der Sparkasse KölnBonn
angetreten, um unter der Moderation von Chefredakteur Helge Matthiesen
(Bonner Generalanzeiger) die Frage zu klären, was denn nun sei mit
Beethoven und Bonn.
Ulrich Voigt geht es vor allem um die Nachhaltigkeit: Was passiert,
wenn das Festjahr vorbei ist? Wo bleiben Beethoven und Bonn? Es bleibt
schon einiges: Die neue Ausstellungsfläche des Beethoven-Hauses zum
Beispiel. Oder auch der Beethoven-Rundgang, den die Bürger für
Beethoven vorantreiben. Gleichwohl: Nicht nur Timotheus Höttges fehlt
der Spirit, der große Atem, der die Welt mit Beethoven verbindet, bei
der Festplanung. Deshalb plant die Telekom, einen Pop-Superstar vom
Kaliber eines Sting oder des verstorbenen David Bowie nach Bonn in die
Rheinaue zu holen. Um weltweit für ein Echo zu sorgen.
Marketingtechnisch ausgedrückt heißt das, dass man das
Beethoven-Image auf die Marke Telekom übertragen will, die Marke
emotional aufladen. Um der Welt mitzuteilen, dass das
Telekommunikationsunternehmen ebenso innovativ, weltbürgerlich,
genial, begabt, revolutionär usw. sei wie der Meister der 9. Kurz
gesagt, es erscheinen einigen der Runde die Maßnahmen zum Geburtstag
Beethovens als arg provinziell.
„Es fehlt der rote Faden.“ Sprich, es muss ein Konzept her, meinen
viele. Das aber sei ja da, meint Malte Boecker. Es müsse nur
kommuniziert werden. Die Bürger für Beethoven wollen dagegen die
öffentlich-rechtlichen Beethoven-Feiernden zu größerer Kreativität
und Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit antreiben.
Aber es sind wohl alle Diskutanten der Meinung, im Geburtstagsjahr
hinreichend Stoff zu haben, um Beethoven zu feiern. Stephan Eisel hob
hervor, dass mit Dirk Kaftan, dem Generalmusikdirektor, jemand in Bonn
sei, der Einiges bewegt habe. Und das weiterhin mit seinem Orchester
tun will. Dirk Kaftan habe die Weitsicht, zu sehen, dass Beethoven
nicht nur ein Vorbild und Imageträger für die Klassik-Adepten ist.
Gerade und auch die Jüngeren sollten hier ein Vorbild entdecken für
eigene Gedanken, für Willensstärke, für Originalität, für
Kreativität und so weiter.
Allgemein müsse Bonn mehr tun, um vom Image Beethovens profitieren zu
können. Insgesamt kritisierte man negativ die Trägheit, die sich in
endlosen Diskussionen erschöpfe, anstatt willensstark mit zündenden
Ideen nach vorn zu marschieren: ‚Einfach machen‘ lautete deshalb
nicht nur das Credo von Timotheus Höttges. Dem schlossen sich Stephan
Eisel und Ulrich Voigt an. Malte Boecker verwies auf die knapp 30
Millionen Euro, die Bund und Land in das Beethoven-Jubiläumsjahr
pumpten. Dass die daraus abgeleiteten Projekte zu kleingeistig seien,
vielmehr ein roter Faden hermüsse, damit das eine Jahr nicht in
Wirkungslosigkeit verpuffe, wurde angemahnt. „Wir wollen ein
richtige Party“, rief Timotheus Höttges engagiert. Ja, das
wär‘s: Eine Dauerfete, zu Beethovens Ehre und zu Bonns dauerhaftem
Nutzen.
- Harald Weller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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