Gesundheitswesen
Beruf mit Zukunft gesucht

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Bonn - Gelegentlich einer Info-Veranstaltung in der Bonner Agentur für
Arbeit fanden Interessierte Gelegenheit, sich über die Berufe zu
informieren, die das Gesundheitswesen künftig bereithält. Deren
Vielfalt ist beeindruckend: Allein die Uni-Klinika in Bonn (UKB)
bilden in rund 30 Berufsbildern mehr als 600 Auszubildende aus. Nicht
nur, aber auch und vor allem in Gesundheitsberufen. Gerrit Klemm,
Ausbildungsbeauftragter des UKB: „Wir übernehmen bis auf ganz
wenige Ausnahmen jeden Absolventen der Ausbildung.“ Bis zum dualen
Studium für das Pflegemanagement oder das Krankenhausmanagement
reichen die Karrierechancen für Azubis in Pflegeberufen.

35.000 Leute fehlen in der Pflege, glaubt man den aktuellen Zahlen.
Wie es dazu gekommen ist? „Da gibt es zunächst die ständigen
Reformen im politischen Raum, die dazu geführt haben, dass immer
weniger ausgebildet wurde“, meint Gabriele Wenz von der
Schwesternschaft Bonn des Deutschen Roten Kreuzes. „Und über Nacht
ist das nicht aufzuholen.“ Sie meint die gesetzlichen Regelungen,
die aus wirtschaftlichen Gründen dazu geführt haben, dass etwa
ausbildende Krankenhäuser fusioniert oder den Betrieb völlig
eingestellt haben.

Wie auch immer, die verschiedenen Schulungseinrichtungen schulen in
den Pflegeberufen, was die Kapazitäten hergeben. Der Arbeitsplatz ist
so sicher wie kaum in einem anderen Beruf. „Die Leute können sich
den Arbeitgeber aussuchen. Die Leiter der Einrichtungen stehen schon
Schlange bei unseren Absolventen-Abenden, um unsere Auszubildenden
direkt aus der Ausbildung herauszukaufen“, weiß Marita Arns. Und
der Verdienst? 2.700 Euro brutto pro Monat als Einstiegsgehalt eines
Altenpflegers. „Und wer will und gut ist in seinem Beruf, dem steht
die ganze Karriereleier bis hin zu Leitungsfunktionen offen“, sagt
Marita Arns vom Bonner Verein für Pflege- und Gesundheitsberufe.

2020 ändert sich die Ausbildung. Dann kann man Alten-, Kranken- oder
Kinderkrankenpfleger werden. Zwei Jahre lang werden die Azubis
gemeinsam ausgebildet, im dritten Jahr dann erfolgt die
Spezialisierung in einen der drei Bereiche. Ob dann alles besser wird?
Die Fachleute sind da skeptisch.

Klar, die Klinika sparen an Personal, wo immer es geht. Es sind wohl
nicht nur politische Gründe, die die Stellen in Pflegeberufen knapp
halten. Seitdem die Krankenhäuser wie Unternehmen geführt werden,
sind sie zum Erzielen von pekuniären Gewinnen verpflichtet. Wenn man
dasselbe Geld mit weniger Personal verdienen kann, ist es kein
Geheimnis, wohin dieser Weg führt.

Auf der anderen Seite steigt die Zahl der Hilfsbedürftigen. „Viele
Leute gehen erst auf den letzten Drücker in ein stationäres
Pflegeheim“, sagt Marita Arns. „Weil die Pflegekasse nicht den
vollen Betrag für die Pflege der Angehörigen zahlt.“ Wenn dann der
Weg in die stationäre Pflege unumgänglich ist, ist der Pflegebedarf
entsprechend aufwändig und hoch.

Bleiben die Forderungen der Fachleute: Es müssen bessere
Arbeitsbedingungen her, mehr Geld für die Pflege und mehr Man- bzw.
Woman-Power.

Kommen wir zum Inhaltlichen: Was muss man denn können, um im
Pflegeberuf erfolgreich zu sein? Man muss vor allem Menschen helfen
wollen. Empathie ist hier das Gebot der Stunde. Schließlich hat man
es mit lebenden Menschen zu tun, nicht mit einer seelenlosen
Excel-Tabelle. Jeder Tag ist zudem anders, weil die Bedürfnisse der
Klientel immer unterschiedlich ist. Man muss psychisch und physisch
belastbar sein. Weil man viele Schicksale mitbekommt und weil die
Arbeit auch körperlich meist herausfordernd ist. Was man dafür
außer Geld erhält, sagt uns Aische, die sich bei der Arbeitsagentur
für einen solchen Beruf interessiert: „Ich habe Spaß an Menschen.
Ich will denen helfen, die meine Hilfe benötigen.“ Es ist also mehr
als bloßes Geld verdienen, was den Beruf reizvoll macht. Ein Beruf
als Berufung? Für Aische bestimmt. „Ich will Leben retten“, meint
Salasa in völligem Ernst. Jasmin stellt sich vor, dass es ihr Spaß
mache, mit Menschen umzugehen und für sie da zu sein. Die drei sind
hier auf Empfehlung von INTRA. INTRA begleitet Menschen mit
Förderbedarf auf ihrem Ausbildungs- und Lebensweg. „Die drei Damen
haben Interesse an einer Ausbildung in einem Pflegeberuf, sagt
INTRA-Frau Sabine Voß. „Alle drei wissen noch nicht genau, wie und
wo das funktionieren kann.“

Eben das erfahren sie bei der Info-Veranstaltung, in der etwa Gabriele
Wenz das Ausbildungsangebot der Schwesternschaft Bonn des DRK in
Kooperation mit dem UKBvorstellt. 7 verschiedene Berufsbilder kann
man da lernen: Das Angebot reicht vom Altenpfleger über den
Gesundheits- und Krankenpfleger, den Gesundheits- und
Kinderkrankenpfleger, den Gesundheits- und Krankenpflegassistenten bis
zum anästhesietechnischen Assistenten, den operationstechnischen
Assistenten bis zum Gesundheits- und Krankenpfleger. Alles klar? Na
dann sollte die Wahl ganz leicht fallen. Viel Erfolg! Die
Gesellschaft, die mit immer mehr Alten und Kranken leben muss, wird es
ihnen danken.

- Harald Weller

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