Klimaplan 2035
Bonn kämpft fürs Klima

Stellen den Klimaplan vor und regen zum Mitmachen an: Vrnr. Olaf Hermes, Katja Dörner, Monika Hallstein, Raphael Karutz.  | Foto: we
  • Stellen den Klimaplan vor und regen zum Mitmachen an: Vrnr. Olaf Hermes, Katja Dörner, Monika Hallstein, Raphael Karutz.
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Bonn (we). Eins steht fest: Es wird teuer. Und das ist kein Wunder: Wer wie Bonn und der Rest der Welt mal eben das Klima ändern will und den Ausstoß an Kohlendioxid derart zu reduzieren sucht, dass die Erderwärmung lediglich um 1,5 Grad steigt und somit erträglich bleibt, der muss massiv investieren. Mal eben überlegen und einen Knopf drücken, das funktioniert nicht.

Jeder sollte aber wissen, dass das Geld kostet. Jede Menge Geld. Die Zeche werden wir alle zahlen müssen. Anteilig, versteht sich. Auf Dauer. Aber man bekommt was für sein Geld: Nämlich deutlich mehr Lebensqualität. Für Enkel, Urenkel und die kommenden Generationen.

Bonn will nach Kräften dabei mitarbeiten, das Klima zu schützen. Nicht allein natürlich, aber nach Kräften. Wie das gehen kann, steht im Klimaplan. Der ist mit den Bürgern der Stadt erarbeitet worden, liegt seit 2023 vor und sieht in einem ersten Schritt als Sofortprogramm Klimaschutz mit rund 70 Sofortmaßnahmen vor. Darüber hinaus verfolgt er das Ziel, bis 2035 ein klimaneutrales Bonn zu haben. Und damit Luft, die man ohne Bedenken atmen kann. Und ein Klima, das nachhaltig Leib und Leben der künftig Lebenden schützt. Mehr Lebensqualität als heute eben.

Den heute gültigen und bis 2035 konzipierten Klimaplan stellten Bonns OB Katja Dörner, der Stadtwerkechef Olaf Hermes sowie das Programmbüro klimaneutrales Bonn, Monika Hallstein und Raphael Karutz, Leiter der Stabsstelle Bürgerbeteiligung vor.

Den Stadtwerken kommt bei der kommenden Mammutaufgabe eine entscheidende Bedeutung zu. Von allen CO2-Emissionen verantworten die Stadtwerke mit ihren Firmen rund 96 Prozent, eben weil sie beispielsweise dafür sorgen, dass die Wohnungen beheizt werden und der Müll entsorgt wird. Der Rest verteilt sich auf die übrigen Töchter der Stadt und auf die Stadtverwaltung selbst. Wobei die Stadt Bonn sich heutzutage als Konzern versteht. Die Konzerntochter Stadtwerke also steht vor wahrhaft herkulischen Aufgaben. Man will ein neues Heizkraftwerk bauen, eine Heiz-Müllverwertungsanlage, die Photovoltaik in der Stadt auf ein signifikantes Level heben, die Fernwärme etablieren, Wärmepumpen anbieten und ... und ... und. Es ergeben sich Handlungsfelder in den Bereichen Wärme, Strom, bei Wohnungen, bei der Entsorgung und bei Busse und Bahnen.

Die Maßnahmen strahlen tief in den Bereich der Bürger und Bürgerinnen. Das allein deshalb, weil die privaten Haushalte und damit jeder von uns 60 Prozent der schädlichen Emissionen verursachen. 40 Prozent sind technisch bedingt, also etwa durch neue Technologtien und neue technische Anlagen zu lösen. Olaf Hermes rechnet mit 550 bis 600 Millionen Euro an Kosten für die Erneuerung der Müll-Entsorgungsanlagen und nochmal 700 Millionen Euro für den Ausbau der Bonner Fernwärme. Aber keine Angst, das alles passiert ja nicht sofort und gleichzeitig. Der Klimaplan hat eine Laufzeit bis 2035. Dazu kommen die Kosten für à la longue mehr als 200 Strombusse und für ein neues Kraftwerk zur Aufladung dieser Flotte in Friesdorf mit allein 15 Ladestadtionen. Allein das Fernwärmenetz soll von heute 135 Kilometern auf 270 Kilometer wachsen.

Noch kurz zu den Stadtwerken: Sie planen die gewaltigen Aufgaben gemeinsam mit dem Handwerk anzugehen. Wenn alle Beteiligten schnell genug sind, sollte das Ressourcenproblem an Mensch und Material beherrschbar sein. Und die Stadtwerke legen ein beeindruckendes Tempo vor, sind aber selbstverständlich bei wichtigen Entscheidungen vom Okay des Stadtrates abhängig. Gleichwohl sind alle Beteiligten optimistisch.

Nun also zu den Vorhaben der Stadtverwaltung selbst: Der seit einem Jahr existierende Klimaplan, seit kurzem per Internet für jeden abrufbar, ist geteilt in die Handlungsfelder Governance, Gesellschaft, Wirtschaft, Gebäude, Energie, Mobilität, Kompensation. Er sieht im Sofortprogramm Klimaschutz rund 70 Einzelmaßnahmen vor. Zwei Drittel davon sind bereits in der Umsetzung. Wer es genau wissen will: Im Netz gibt es ein Dashboard (Armaturenbrett), in dem exakte Messergebnisse zu den einzelnen Maßnahmen visualisiert sind.

Und der Bürger? Der bleibt am Zug. „Das alles können wir nur gemeinsam schaffen“, sagt denn auch OB Katja Dörner. Sie will, dass all das dem Bürger verständlich erklärt wird. Unter anderem mit vier Klimabüros in den Stadtteilen Bonn Zentrum, Beuel, Bad Godesberg und Medinghoven. Wann das losgeht? „Die Konzeption steht, wir erwarten das Okay der Politik demnächst“ so Raphael Karutz. Klimawandel zum Mitmachen also, so lautet die Devise.

Das Thema wird jeden intensiv berühren, von Alt bis Jung und von Arm bis Reich. Das Ziel ist eine menschengerechte Umwelt, in der es sich lohnt zu leben. Das tägliche Leben wird sich für jeden massiv ändern. Dieser Zugewinn an Lebensqualität fordert seinen Preis.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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