Polizeiexperte
Bonner Polizeiexperte analysiert für das ZDF das Gladbeck-Geiseldrama
Bonn/Region - (as) Das so genannte „Geiseldrama von Gladbeck“ ist vielen noch in
Erinnerung. Hans-Jürgen Rösner und Dieter Degowski stürmten am 16.
August 1988 eine Bankfiliale in Gladbeck, nahmen im Verlauf ihrer
Flucht Geiseln und sorgten 54 Stunden lang weltweit für Aufsehen. Die
Ereignisse lösten auch eine breite gesellschaftliche Debatte über
die Rolle und die Verantwortung des Journalismus aus.
Vor 30 Jahren wurden die Haupttäter zu langjährigen Haftstrafen
verurteilt. Für das ZDF der Anlass, im Rahmen der Sendung „Hallo
Deutschland“ auf die Polizeiarbeit damals und heute einzugehen.
Redakteurin Ariane Güdel hat dazu unter anderem den Bonner
Polizeiwissenschaftler, Psychologen, Kriminologen und Profiler Dr.
Reinhard Haselow befragt.
Haselow war damals im operativen Führungsbereich im Rhein-Sieg-Kreis
tätig und vor allem im Nachhinein für die Betreuung der SEK-Beamten
zuständig. Bis heute ist er als Dozent an der Hochschule für Polizei
und Verwaltung tätig und als Gutachter am kriminologischen Institut
der Ruhr-Universität Bochum. Zwei Polizei-Studenten ermöglichte er
vor einigen Jahren, Jürgen Rösner im Rahmen eines
kriminalpolizeilichen Leistungsnachweises im Gefängnis zu befragen.
Eindrucksvoll offen habe Rösner die Fragen und seine Darlegungen
genossen, wie Haselow erläutert. Nach Meinung des Haupttäters waren
alle anderen, ganz besonders die Polizei und die Medien, schuld an den
Eskalationen. „Man hätte uns doch einfach fahren lassen sollen“.
Die Szenen von damals bewegen Reinhard Haselow bis heute. „Irgendwie
waren wir alle dabei und alle in der dynamischen Entwicklung
betroffen, ja mit zunehmender Dauer frustriert. Wir alle mussten mit
ansehen, wie wir als Polizei offenkundig mit dieser dynamischen und
mobilen Lage überfordert waren“, wertet Haselow die Ereignisse.
Nicht die Polizei habe den Ablauf des Geschehens bestimmt, sondern die
Täter - „im Schatten, oder auch im Schutz, der Medien!“ So
scheint es bis heute unfassbar, dass man die Täter nicht ohne Opfer
habe überwältigen können. Und auch, dass man die sensationsgierigen
Medienvertreter nicht von dem Tatgeschehen trennen konnte, um den
Kontakt zu den Tätern und damit einen Zugriff möglichst risikoarm zu
ermöglichen.
Gespannt sein darf man auf die ZDF-Darstellung der Ereignisse von
damals. Zu sehen am kommenden Montag, 22. März, ab 17.10 Uhr im
Rahmen der Sendung „Hallo Deutschland“.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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