Wuhan-Coronavirus
Bonner Professor gibt Entwarnung

Prof. Hendrik Streeck, Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn, beantwortet die wichtigsten Fragen rund um das sich in China stark ausbreitende Wuhan-Coronavirus.   | Foto: Universitätsklinikum Bonn (UKB)
  • Prof. Hendrik Streeck, Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn, beantwortet die wichtigsten Fragen rund um das sich in China stark ausbreitende Wuhan-Coronavirus.  
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Bonn - 17 Todesfälle, fast 500 Infizierte: Das Coronavirus breitet sich
rasch weiter aus. China hat jetzt die besonders schwer von der neuen
Lungenkrankheit betroffene Millionenmetropole Wuhan praktisch
abgeriegelt. Doch wie hoch ist die Gefahr, dass sich das Virus auch
bei uns ausbreitet? Antworten gibt Prof. Hendrik Streeck, Direktor des
Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn.

1. Was unterscheidet das neue Coronavirus von den uns bereits
bekannten Coronaviren? Was wissen wir überhaupt über das
Virus? 

Bisher ist bekannt, dass es sich beim neuen Coronavirus mit dem
vorläufigen Namen 2019-nCoV um ein sogenanntes Betacoronavirus
handelt, was in Fledermäusen gefunden werden kann. Es ist verwandt
mit SARS, unterscheidet sich aber in einigen Regionen deutlich vom
SARS- Erreger. Zum Beispiel an der Bindungsstelle, mit dem es an
Zielzellen andockt. Unklar ist bisher, wie ansteckend das Virus ist.
Während zunächst davon ausgegangen wurde, dass es nicht von Mensch
zu Mensch übertragen wird, zeigen die neuen Fälle und Infektionen
von medizinischem Personal, dass dies durchaus der Fall ist.
Infektionen mit anderen Coronaviren sind übrigens nicht
ungewöhnlich. In den Wintermonaten diagnostizieren wir häufig
Coronavireninfektionen bei Atemwegserkrankungen. Diese haben meistens
jedoch nicht so einen schweren Verlauf, wie wir es jetzt bei dem neuen
Coronavirus sehen. 

2. Welche Personengruppen sind besonders gefährdet? 

Das jetzige Risiko, sich mit dem neuen Coronavirus zu infizieren, ist
bisher gering. Reiserückkehrer aus Wuhan sollten bei Infektionen der
Atemwege und Fieber ihrem Arzt unbedingt mitteilen, dass sie dort
gewesen sind. Es wurde bereits ein Nachweistest entwickelt, den wir
auch derzeit an unserem Institut für Virologie am
Universitätsklinikum Bonn etablieren. Bislang sind nur ältere
Menschen mit einem schwachen Immunsystem daran gestorben, unter jungen
und zuvor gesunden Patienten gab es bisher keine Todesfälle. Das ist
ähnlich wie bei der Grippe. Unsere Intensivmediziner haben es
täglich mit Patienten zu tun, die an ganz normalen Atemwegsinfekten
schwer erkrankt sind und gut wissen, wie man damit umgeht. Die
Behandlung unterscheidet sich nicht sehr. 

3. Sind deutsche Kliniken auf diese Gefahr ausreichend
vorbereitet? 

In jedem Fall. Da es keine spezifische Therapie für das Coronavirus
gibt, muss symptomatisch behandelt werden, und damit haben unsere
Infektiologen und Intensivmediziner ausreichend Erfahrung. Wir steuern
das Wissen dazu bei, um welchen Erreger es sich handelt und stehen
beratend in der Behandlung und der Eindämmung der Infektion zur
Verfügung. 

#article 

4. Wie kann sich jeder Einzelne schützen? 

Ähnlich wie bei der Grippe. Regelmäßiges Händewaschen und Hygiene
ist das beste Mittel, sich vor einer Infektion zu schützen. Engen
Kontakt zu Menschen, die Schnupfen und Husten haben, sollte man
vermeiden. Es ist aber jetzt nicht ratsam, Menschen ganz zu meiden.
Bisher ist kein Fall einer Infektion mit dem neuen Coronavirus in
Deutschland bekannt. Wenn es doch passieren sollte, werden es
hoffentlich Einzelfälle bleiben.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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