Gedenkveranstaltung
Bücherkiste im Mahnmal geöffnet
Bonn - (we). Im Rahmen einer Aktion „gegen den undeutschen Geist“
verbrannten vor 84 Jahren Bücher aufgeklärter Autoren. Angeführt
von der Studentenbewegung war Bonn beteiligt. Auf den sogenannten
„Scheiterhaufen“ sollte das verbrennen, was Ideen verbreitete, die
der herrschenden Gleichschaltungspolitik im Wege stand. Im Vorgriff
auf den späteren Holocaust brannten Bücher von Bertolt Brecht,
Heinrich Mann, Erich Kästner und vielen anderen. Erich Kästner stand
in Berlin daneben, als unter anderem auch seine Bücher brannten.
In Bonn sammelten sich die Studierenden im Hofgarten und gingen gegen
23 Uhr zu einer Kundgebung auf den Marktplatz. Dort vernichtete man
symbolisch Bücher, die ungeliebt waren. Freiheitliches, unabhängiges
Denken war unerwünscht.
Heute erinnern Lesungen von Studierenden an die Bücherverbrennung.
Finja und Vincent gestalten die Lesung auf dem Marktplatz mit: „Als
Studierende fühlen wir die Tragik der Vergangenheit nach“, sagen
sie. Sie fühlen eine persönliche Betroffenheit. Der Vorsitzende des
AStA Bonn, Simon Merkt, sagte, man solle als Studierende durchaus mal
reflektieren, was früher passiert sei. Und dafür sorgen, dass sich
das nicht wiederhole. Der Vorsitzende des Studierendenparlaments,
Daniel Daejcman, sah die Aktualität des Themas, weil auch heute
einige Länder einen ungehinderten Medienzugang verhinderten.
Die Leiterin der Gedenkstätte Bonn, Astrid Mehmel, brachte die
Vergangenheit in Erinnerung, OB Ashok Sridharan stellte einen
aktuellen Bezug zur Gegenwart her und verurteilte undemokratische
Strukturen. Er rief alle Demokraten dazu auf, dafür zu kämpfen, dass
sich Ereignisse wie die Bücherverbrennung nicht wiederholen könnten.
Vor knapp 100 Zuhörern lasen fünf Studierende aus den Werken von
Frauenrechtlerinnen. Anschließend wurde die Bücherkiste im Mahnmal
vor dem Alten Rathaus geöffnet und deren Inhalt an die Zuhörer
verteilt. Mit neuen Büchern versehen, versenkte man die Kiste
anschließend bis zum nächsten Jahr wieder im Mahnmal.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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