Enttäuschung weicht Vorfreude
Bürger für Beethoven ziehen Resumee des Jahres 2020
Bonn - (red) Die Bürger für Beethoven sehen in dem durch die Corona-Krise
stark beeinträchtigten Beethoven-Jahr 2020 auch eine Chance. Das
sagte der Vorsitzende Stephan Eisel zum Jahresende: „Zur
Enttäuschung darüber, dass uns 2020 durch die Pandemie viel
entgangen ist, kommt die Vorfreude auf das, was uns durch die
Verlängerung 2021 erwartet. Beethovens 250. Tauftag wurde so vom
Endpunkt zum Mittelpunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten.“
Die Eröffnung des Beethoven-Jubiläumsjahres ist nach Meinung der
Bürger für Beethoven gut gelungen. Nach vielen Zögerlichkeiten vor
allem in der Kommunalpolitik habe sich inzwischen fast überall die
Einsicht durchgesetzt, dass es sich um ein globales Ereignis handelt,
das weltweit den Blick auf Bonn lenkt. Das internationale Medienecho
habe vielen die Augen geöffnet. Auch dass der von der ARD am ersten
Weihnachtstag ausgestrahlte Beethoven-Spielfilm die Bonner Zeit in den
Mittelpunkt gestellt habe, habe das Potential gezeigt, das Bonn mit
Beethoven habe.
Dabei wertet es der Verein als besonderen Erfolg, dass die Bilder der
Bürgeraktion „Unser Ludwig“ mit den Statuen von Ottmar Hörl, die
die Bürger für Beethoven bereits im Frühjahr 2019 gemeinsam mit
city-marketing-bonn durchgeführt hatten, das bestimmende Fotomotiv in
den nationalen und internationalen Medien waren. Auch überall in der
Stadt ist der „lächelnde Ludwig“ zu sehen und Bonn so als
Beethovenstadt sichtbarer geworden: „Wieder einmal war es nicht eine
städtische, sondern eine bürgerschaftliche Initiative, die den Takt
vorgab.“
Eisel lobte den Umgang der BeethovenJubiläumsGmbH mit der
Corona-Krise: „Es war richtig, dass die Jubiläumsfeierlichkeiten
verlängert wurden und Höhepunkte wie das Barenboim-Konzert am
Tauftag haben bewiesen, dass man auch mit Musik in virtuellen Formaten
Menschen fesseln kann.“ Ein Ersatz für das Live-Erlebnis sei das
freilich nicht. Das hätten auch die Besucherzahlen bei den
Veranstaltungen nach Corona-Regeln im Sommer gezeigt.
Besonders lobte Eisel die Aktivitäten des Beethoven-Orchesters:
„Dass die Musiker sich mit ihren festen Arbeitsverträgen für ihre
freischaffenden Kollegen einsetzen, verdient höchste Anerkennung.“
Von der Stadt hätte man sich mehr Engagement für die besonders hart
getroffene freie Szene gewünscht: „Durch das vom Bund gezahlte
Kurzarbeitergeld für die städtischen Kulturinstitutionen wurde die
Stadtkasse deutlich entlastet. Diesen Betrag sollte man eigentlich in
voller Höhe an betroffene selbstständige Künstler weitergeben.“
Die Verlängerung des Vertrages mit Generalmusikdirektor Dirk Kaftan
und die Verpflichtung von Steven Walter als neuer Intendant des
Beethovenfestes zählen für die Bürger für Beethoven zu den
Pluspunkten des abgelaufenen Jahres. Der Verein dankte auch dem
ausgeschiedenen Oberbürgermeister Ashok Sridharan: „Für ihn hatte
Beethoven immer besondere Priorität und ohne ihn wäre beispielsweise
der Beethoven-Rundgang nicht realisiert worden. Wir hoffen, dass seine
Nachfolgerin diesen Kurs fortsetzt.“
Wichtig sei es, dass die Beethoven-Jubiläumsfeierlichkeiten kein
einmaliges Feuerwerk bleiben. Bonn brauche zwingend nachhaltige
Strukturen, wenn es sich dauerhaft als Beethovenstadt profilieren
wolle. Dazu gehöre es auch, das Beethovenfest durch eine strukturelle
Beteiligung von Land und Bund „unabhängiger von den Höhen und
Tiefen lokaler Kulturpolitik zu machen.“
Eine offene Wunde bleibt nach Auffassung der Bürger für Beethoven
das Fehlen eines angemessenen Konzertsaals in der Beethovenstadt Bonn:
„Das anhaltende Desaster um die Beethovenhalle zeigt, dass die
Verhinderung des Beethoven-Festspielhauses durch die Bonner
Kommunalpolitik eine der gravierendsten Fehlentscheidung in der
jüngeren Stadtgeschichte war.“
Die Bürger für Beethoven konnten 2020 ihre Mitgliederzahl weiter
steigern und trotz der Corona-Krise fast 100 Neueintritte verzeichnen.
Die Gesamtmitgliederzahl liegt zum Jahresende bei 1752. Damit bleiben
die Bürger für Beethoven über alle Sparten hinweg der größte
selbstständige Verein ohne hauptamtliche Struktur in Bonn und der
Region.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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