Bundestag on Tour
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Jessica Rosenthal (Bildmitte) und die Mitglieder von Foodsharing Bonn.  | Foto: we
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  • Jessica Rosenthal (Bildmitte) und die Mitglieder von Foodsharing Bonn.
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Bonn (we). „Ich will die Menschen kennenlernen und das, was sie tun und antreibt.“ Jessica Rosenthal ist seit Beginn dieser Wahlperiode für Bonn und die SPD im Bundestag. Weil sie dort nicht in der Anonymität der Politmasse verkümmern will, zeigt sie sich Zuhause, in Bonn. Hier nutzt sie die Sommerpause des Hohen Berliner Hauses, um die Sorgen, Nöte und Probleme in ihrer Heimat besser kennen- und verstehen zu lernen. „Ich will lernen, was die Leute bewegt. So kann ich meinen Einfluss als Bundestagsabgeordnete geltend machen, um konkret zu helfen, wo das notwendig ist.“ Eigentlich ist sie Bildungspolitikerin. Ist das - die Bildung - nicht Ländersache und nicht Aufgabe des Bundestages? „Nee, die Ausbildung beispielsweise darf mich schon interessieren. Wie bekommt man/frau beispielsweise einen Ausbildungsplatz, wenn man aus seinem Heimartland geflohen ist?“ Auch die Gesellschaftspolitik, seit jeher die Domäne ihrer Partei, hat es ihr angetan.

Als erstes erleben wir, wie sie mit der Initiative „Foodsharing Bonn“ zusammenarbeitet. Diese Initiative sammelt übrig gebliebene Lebensmittel etwa von Supermärkten, um sie an Bedürftige zu verteilen: „Wir haben dazu Fairteiler“, sagt Initiativen-Mitglied Isabel Naguib. An 365 Tagen pro Jahr sind sie unterwegs. Die Organisation ist international tätig, in Deutschland gibt es etwa 500 Foodsharer. „Die Tafeln haben Vorrang“, sagt sie. „Was da übrig bleibt, verteilen wir.“ Heute befüllen sie den Schrank am Oscar-Romero-Haus. Das ist ein weitgehend selbstverwaltetes Haus, in dem Menschen unterschiedlicher Zielrichtungen leben. Ursprünglich von der katholischen Kirche betreut, haben sich im Verlauf von Jahren auch weltliche Interessen im Haus durchgesetzt.„Heute war ich bei der Post, habe Pakete zugestellt“, lacht Jessica Rosenthal. „Die Leute freuen sich, wenn sie ein Paket bekommen. Das merkt man, ich bin im Privatleben selten überall so freundlich willkommen geheißen worden.“

Dann führt sie ihr Weg zum Katastrophenschutzzentrum. Das befindet sich in Beuel und ist organisatorisch der Feuerwehr als zuständiges Amt für den Katastrophenschutz zugeordnet. Nach aufwändiger Sanierung konnte der Hallenkomplex mit Nebengebäuden 2016 als Katastrophenschutzzentrum in Betrieb genommen werden. Dort werden besondere Einsatzmittel und -fahrzeuge für den Katastrophenschutzeinsatz vorgehalten. Unter anderem ist hier auch die Sandsackreserve des Landes NRW eingelagert, die zur Gefahrenabwehr bei zum Beispiel Extremwetterlagen landesweit zur Verfügung gestellt werden kann. Darüber hinaus haben dort zwei Katastrophenschutz-Einsatzeinheiten des Sanitäts- und Betreuungsdienstes der Bonner Hilfsorganisationen ihren Standort. Neben den Stellplätzen für die Einsatzfahrzeuge in der Halle werden den ehrenamtlichen Helfern in einem Nebengebäude Büro-, Schulungs- und Sozialräume zur Verfügung gestellt.

Im Zentrum sind der ASB, die Johanniter, die DLRG, das Deutsche Rote Kreuz, die Malteser und die Feuerwehr zusammengefasst. Sie haben dort ihr Lager und Fahrzeuge.

Bei diesem Besuch ging es vor allem um die Ehrenamtler. Der ASB hält hier zweimal 33 Einsatzkräfte für den Notfall bereit. Patrick Baumeister vom ASB erläutert die Wirkungsweise des Katastrophenschutzes sowie das Zusammenwirken der einzelnen Spezialorganisationen. Die ehrenamtliche Tätigkeit in den Bereichen ist nicht geldlich, sondern ideell motiviert. „Es ist das Gemeinschaftsgefühl, das Zusammenhalten, was uns attraktiv macht“, lobt Patrick Baumeister seine Truppe. Wenn Ehrenamtler zusammen sind, wird häufig über mangelnde geldliche Ausstattung geklagt. So lernte Jessica Rosenthal, dass die DLRG ihre Ausrüstung selbst finanzieren muss. Auch sonst glänzt das Ehrenamt offenbar nicht durch Reichtum. Ein DRK-Vertreter beklagte, dass ein auf dem Hof abgestelltes Einsatzfahrzeug seit mehr als einem Jahr kaputt sei. Geldmangel. Umso bewundernswerter ist der Erfolg des Katastrophenschutzes bei Einsatzfällen, etwa bei der Flut im vergangenen Jahr. Aber auch bei Bombenfunden und anderen schwierigen Einsätzen beweisen die Ehrenamtler, was sie können. Jessica Rosenthal dankte denn auch allen Katastrophenschützern für ihren Einsatz: „Ohne Euch läuft gar nichts.“

Insgesamt vermittelte Jessica Rosenthal den Eindruck, dass die Anliegen der Anwesenden bei ihr auf fruchtbaren Boden fielen.

Zu Bonn hat sie eine spezielle Beziehung: „Ich will natürlich auch für meine Heimatstadt in Berlin etwas erreichen.“ Auf die Frage, wie sie sich das denn vorstelle, reagiert sie geradezu entrüstet. Optimismus gehört eben auch zum Politgeschäft.

Jessica Rosenthal (Bildmitte) und die Mitglieder von Foodsharing Bonn.  | Foto: we
Das Rote Kreuz freut sich über den Besuch von Jessica Rosenthal. | Foto: we
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