Theater
Consulting-Firma legt Konzepte zur Zukunft des Theaters vor
Bonn - Die Diskussion ist eröffnet: Wie soll es weiter gehen mit der
Theaterlandschaft in Bonn? OB Ashok Sridharan stellt das Ergebnis der
Untersuchung eines Consulting-Unternehmens vor, das im Auftrag der
Stadt seine Erkenntnisse über den Fortgang von Oper und Schauspiel in
Bonn in sechs Szenarien gepackt hat.
Allen gemein ist der Kostenblock von weit mehr als 100 Millionen Euro.
Und kein Konzept soll ohne die Bürger verwirklicht werden. Sonst ist
alles ergebnisoffen. Als Nächstes werden Kultur- und
Bürgerbeteiligungsausschuss bemüht. Dann geht es in die Diskussion,
an deren Ende irgendwann der Rat wird entscheiden müssen, was denn
nun wie passieren soll.
Noch-Kulturdezernent Martin Schumacher möchte am liebsten so rasch
wie möglich zu einem Ergebnis kommen. Das wollen alle, obwohl die
Mühlen der Entscheidungsfindung in Bonn zuweilen recht langsam
mahlen. Zuerst wird man entscheiden müssen, ob die Empfehlung als
Entscheidungsgrundlage überhaupt taugt. Bejaht man das, hat man die
Wahl zwischen sechs Möglichkeiten: Man kann erstens die vorhandenen
Gebäude weiter instandsetzen. Bei laufendem Spielbetrieb kostet das
137 Millionen Euro. Man kann zweitens die vorhandenen Gebäude
instandsetzen, ohne dass der Spielbetrieb gestört wird. Dazu ist dann
aber eine Ersatzspielstätte nötig, etwa eine Holzhalle auf dem
Parkplatz der Beethovenhalle. Diese zweite Möglichkeit kostet 130
Millionen Euro.
Drittens kann man ein Haus für Oper und Schauspiel auf dem Gelände
der Stadthalle Bad Godesberg bauen. Das kostete 151 Millionen Euro.
Viertens könnte man die Oper als reine Oper neu bauen. Da, wo die
alte jetzt steht. Und eine Zwischenlösung woanders anstreben. Dies
kostet 161 Millionen Euro. Fünftens wäre es möglich, Oper und
Schauspiel am jetzigen Opern-Standort zusammenzufassen. Kostet 169
Millionen. Die anscheinend visionärste Lösung wäre wohl die
sechste: Die eines Beethoven-Campus. Die Idee: Man baue ein
Mehrspatenhaus vor der Beethovenhalle. Darin beheimatet sind Oper,
Schauspiel und weitere Kulturbetriebe. Kostet 149 Millionen.
Zum Grundsätzlichen: OB Ashok Sridharan schließt für sich aus, den
Standort Bad Godesberg als Schauspielort aufzugeben. Ein Bonn ohne
Oper mag er sich nicht vorstellen. Martin Schumacher sieht die
Notwendigkeit, neu erforderliche Bauten als
Identifikationsmöglichkeit, als Einladung für alle Bonner, zu
verstehen und nicht nur eine neue Heimat für Eliten zu schaffen. Er
geht davon aus, dass Bonn ein Stadttheater erhält. Vulgo: Das ist
kein Protzbau, sondern ein Gebäude, das für die Größe Bonns
angemessen wäre. Kulturamtsleiter Hans-Jakob Heuser weist darauf hin,
dass es sich bei den genannten Beträgen noch nicht um seriöse
Kostenschätzungen handelt. Es sind vielmehr die Erfahrungswerte aus
Bauten von Stadttheatern vergleichbarer Größe als Grundlage dafür
genommen worden.
Generalintendant Bernhard Helmich wäre froh, wenn der bisherige
Opernbau erhalten bliebe. „Als Symbol für die erfolgreiche Republik
und die Blütezeit Bonns.“ Er glaubt nicht, dass bei den Bonner
Strukturen eine Gesamtlösung ohne die Beteiligung der Stadtteile -
sprich: Godesberg - möglich wäre. Dahinter steckt offenbar die vage
Hoffnung, Schauspiel und Oper in einem Gebäude zusammenfassen zu
können, was zweifellos viele Synergieeffekte hätte. Für die
weiteren Überlegungen gilt zudem, dass das heutige Opernhaus nicht
unter Denkmalschutz steht, also verändert werden darf.
Bereits heute wird das alte Opernhaus saniert. Die Brandschutzauflagen
sind im Wesentlichen erfüllt. „Das ist eine Daueraufgabe“, so
Martin Schumacher.
Insgesamt ist damit das Rennen um eine Lösung für die latente
Opernfrage in Bonn eröffnet. Eins steht fest. Die bisherigen Bauten
können nicht so bleiben wie sie sind. Da seien die immer neuen
Vorschriften, etwa beim Brandschutz und der Arbeitssicherheit, davor.
- Harald Weller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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