Beethoven 2020
Das Programm zu Beethovens 250. Geburtstag steht fest

Sie sorgen für das Übertragen von Beethovens Genie in die Jetztzeit (v.l.n.r.): Dirk Kaftan, Christian Lorenz, Beethoven Jubiläums Gesellschaft, Malte Boecker, Beethoven-Haus, Bernhard Helmich, Volker Adolphs, Kunstmuseum,  Rein Wolfs, Dettloff Schwerdtfeger, Thorsten Smidt. | Foto: we
  • Sie sorgen für das Übertragen von Beethovens Genie in die Jetztzeit (v.l.n.r.): Dirk Kaftan, Christian Lorenz, Beethoven Jubiläums Gesellschaft, Malte Boecker, Beethoven-Haus, Bernhard Helmich, Volker Adolphs, Kunstmuseum, Rein Wolfs, Dettloff Schwerdtfeger, Thorsten Smidt.
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Bonn - (we) Die im öffentlichen Auftrag handelnden Kulturschaffenden Bonns
haben ihr Programm für Beethovens Geburtstagsjahr 2020 vorgestellt.
Das Theater, das Beethoven-Orchester, das Beethoven-Fest, die
Bundeskunsthalle, das städtische Kunstmuseum, das Haus der
Geschichte, das Beethoven-Haus und die bei der Stadt organisierte
koordinierende Beethoven Jubiläums-Gesellschaft haben dabei aus dem
Vollen schöpfen können, weil vier öffentliche Förderer einen
Zuschuss von 30 Millionen Euro zu diesem kulturellen Großereignis
zuschießen werden. Hinzu kommt ein weiterer Zuschuss des Bundes von
12 Millionen Euro.

Beethovens Strahlkraft soll international leuchten. Das wird deutlich,
wenn man die einzelnen Programmpunkte analysiert. Ob‘s jeden
glücklich macht? Das kommt wie immer darauf an, was man erwartet.

Dirk Kaftan etwa, Generalmusikdirektor und somit Chef des Bonner
Beethoven-Orchesters, beweist ein sicheres Gespür für erfolgreiches
Marketing, wenn er sagt, er müsse mit seinem Orchester einen Spagat
schaffen: Nämlich zugleich exzellent Musik spielen und zum anderen
das breite Publikum mitnehmen. Exakt das wird über den Erfolg oder
Misserfolg der Geburtstagsfeierlichkeiten entscheiden. Gelingt es den
Akteuren, die Menschen mitzureißen? Zu begeistern? Jung und Alt,
Musik-Gourmets und Gelegenheitshörer, Bonner und Nicht-Bonner,
Beethoven-Fans und Beethoven-Verächter, Musikkenner und musikalische
Laien? Nicht jeder ist automatisch ein Musik-Freund und bekennender
Beethoven-Adept, nur weil er in Bonn lebt und weil Beethoven
vermutlich am 16.12.2020 vor 250 Jahren geboren ist.

Diese schwierige Übung zu meistern, und das wohlgemerkt ohne die
immer noch im Bau befindliche und mittlerweile per Schwarzbuch der
Steuerzahler skandalisierte Beethovenhalle. Hauptarena für Beethoven
2020 ist die Oper. Eben weil die Beethvenhalle zum Jubiläum nicht
fertig wird.

Gleichwohl hat man sich einfallen lassen, was die einzelnen Akteure
einbringen können: In vorderster Linie sicher das
Beethoven-Orchester, dessen Konzept für das Jubiläumsjahr schlicht
und ergreifend überzeugt. Er sei mit seinem Orchester „für den
Spirit des Jahres“ verantwortlich, sagte Dirk Kaftan. Demnach sollte
das Jahr in der Retrospektive ein glänzender Erfolg werden.

Die Oper wird neben den Symphonien des Meisters unter anderem auch den
Fidelio aufführen. Ein sperriges Werk. Das soll es nach den Worten
von Generalintendant Bernhard Helmich auch bleiben. Er versprach, dass
die Brüche des Werks deutlich bleiben. Reizvoll verspricht zudem ein
Stück über Buddha zu werden, das den Freiheitsbegriff zu deuten
versucht.

Hermeneutisch wird das Beethoven-Haus vorgehen. Das Leben und Werk
Beethovens zu erklären, ist schließlich auch die wesentliche Aufgabe
des Hauses. Das wird gelingen, weil die Haus-Ausstellung gerade
grundlegend renoviert wird und demnächst eine um 300 Quadratmeter
größere Fläche gegenüber dem Geburtshaus Beethovens zur Verfügung
stehen wird.

Das Kunstmuseum wird sich dem Thema Beethoven über die Stille
nähern. Eher abstrakt soll „sichtbar gemacht werden, was nicht
sichtbar ist“. Was das sein kann? Na, der Ton. Den aber konnte
Beethoven schlussendlich nicht mehr hören. Sein Leiden am
Ertaubungsprozess soll folgerichtig in der „Stille“ ebenfalls
thematisiert werden.

Die Bundeskunsthalle wird da konkreter. Sie zeigt „Beethoven in
seiner Zeit“ in einer Ausstellung von September 2019 bis April 2020.
„Mit performativen Elementen“ wie Intendant Rein Wolfs verspricht.
Im Haus soll ein „Flanieren“ möglich sein. Das verspricht gute
Unterhaltung auch für Normalos, die Beethoven nicht so eng verbunden
sind. Ebenso die komplementären Projekte, die in Planung sind. Unter
anderem soll die Leipziger Beethoven-Statue nach Bonn verbracht
werden.

Beethoven-Fest-Mann Dettloff Schwerdtfeger kündigte gleich zwei
Beethoven-Festivals an. „Seid umschlungen“ lautet das Motto der
Aktivitäten, die schon im März beginnen und im September, dem
eigentlichen Beethoven-Fest-Zeitraum, ihren würdigen Fortgang nehmen.

Das Haus der Geschichte wird keine Beethoven-Ausstellung bringen.
„Wir sind ein Haus für die Zeitgeschichte, und Beethoven lebt ja
nicht mehr“, bemerkte ganz richtig Thorsten Smidt, der Vertreter des
Hauses. Also wird das Haus der Geschichte Beethovens Spuren in der
Zeitgeschichte nachgehen. Etwa die Europahymne würdigen und deren
Anspruch an Freiheit, Frieden und Solidarität.

Dann noch ein paar der an Highlights reichen
Beethoven-Gratulationscours: Am 21.08.2020 gibt es die Missa Solemnis
im Kölner Dom. Das Festspielorchester der Bayreuther Festspiele kommt
am 27.09.2020, um Mahlers Auferstehung zu Gehör zu bringen. Und an
fünf Abenden werden Franz Liszts Klaviertranskriptionen erklingen.

Zu Gehör gebracht werden die Tonaufführungen im Jubiläumsjahr zum
Teil von ausgewiesenen Spitzenkönnern ihres Fachs. Die eingeladenen
Dirigenten und Pianisten werden dem Bonner Festivalsjahr gewiss zur
Ehre gereichen. Das komplette Programm zu zitieren, würde mehrere
Bücher füllen.

Besonders zu erwähnen ist das ernsthafte Bemühen, Beethoven als
Menschen zu zeigen. Und seine Anliegen und Werte in die Jetztzeit zu
übertragen und somit verständlich zu machen. Das muss nicht
gelingen, es besteht jedoch berechtige Hoffnung, dass sehr viele
Menschen mit den Beethoven-Geburtstagsgeschenken glücklich werden.
Auch international wird einiges zum Geburtstag gezeigt und gespielt.

Und das geneigte Publikum, der normale Bonner? Der wird sich freuen.
Das wird besser als zu Beethovens Lebzeiten, zu denen viele gar nicht
wussten, welch Genie in den Stadtmauern weilte. Nein, wir sind sicher:
Im Jubiläumsjahr wird es auch jeder Kulturbanause wissen und
euphorisch vermerken: Beethoven ist wieder in der Stadt.

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