Milein Cosman
„Den Moment zeichnen“
Bonn (rth). Der Zeichnung wohnt etwas Flüchtiges bei. Papier, Stift, egal was immer, Bleistift, Kreide, Kohle, die Situation, schnell hingeworfen. Doch eine ausdrucksstarke Zeichnung beinhaltet mehr, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so erscheint. Auch in ihr gilt es Raum, Bewegung, Blickrichtungen, kurz Kommunikation in einem Raum zu gestalten, auch wenn dieser explizit nicht sichtbar, zumindest in seiner Gänze nicht sichtbar wird. Schnell in der Ausführung, genau im Erfassen des Moments, wirksam für Generationen. Nur wenigen ist es vergönnt, dies zu schaffen. Milein Cosman war solch eine Frau.
Zugegeben, sie war mir bisher vollkommen unbekannt. Und ich denke, es geht den meisten meiner Zeitgenossen genauso. Umso dankbarer, dass das Stadtmuseum Bonn dieser Künstlerin eine Ausstellung unter dem Titel „Den Moment zeichnen“ widmet. Eine Fundgrube.
Milein Cosman, 1921 in Gotha geboren, jedoch in Düsseldorf aufgewachsen, erlebte wie viele der Jüdinnen und Juden ihrer Zeit eine, wie man sich aufgrund der damaligen politischen Situation vorstellen kann, angstgeprägte Zeit. Mit 16 Jahren flüchtet sie über die Schweiz nach England. Dort lebte sie bis zu ihrem Tod im Jahr 2017. Im Exil trifft sie mit anderen Asylanten zusammen und zeichnet sie. 1949 reist sie im Auftrag des Magazins „Heute“ zurück nach Deutschland und porträtiert das gesamte erste westdeutsche Kabinett von Bundeskanzler Konrad Adenauer in Bonn.
Während sie in Deutschland fast gänzlich unbekannt ist, wird sie in England, wie das Stadtmuseum mitteilte, „als eine der führenden Porträtistinnen des Landes angesehen“.
Erstmals zeigt das Stadtmuseum Bonn jetzt Einblicke in die Sammlung Cosman – eine Schenkung des Cosman Keller Art & Music Trust an die Bundesstadt Bonn. In Zukunft sollen ihre Werke und die Erinnerung an Cosman gemeinsam mit vergangener und gegenwärtiger Exilkunst im „Forum Exilkultur“ sichtbar gemacht werden.Stadtmuseum Bonn
Franziskanerstraße 9
53113 Bonn
0228 77 28 77
Eröffnung der Ausstellung
Freitag 8. März,12 - 18 Uhr
Danach jeden Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag 12 - 18 Uhr.
Führung zum Internationalen Frauentag: 8. März, 16.30 Uhr
Vortrag über die Künstlerin und ihr Leben: 17. März, 16.30 Uhr
Zeichen-Workshop für Kinder ab 8 Jahren und Erwachsene: 24. März, 15 Uhr. Anmeldung unter
stadtmuseumbonn.de
Führung „Der Mensch hinter den Bildern“ mit Dr. Philipp Hoffmann: 7. April, 16.30 Uhr
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.