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Der Lars ist tot

Wo ich letztens beim Nacktsein war, da hieß es doch neulich in den Medien: Streit an Schule in Florida - Ist Michelangelos Statue pornografisch? Ist der Anblick der "David"-Statue von Michelangelo Schulkindern zuzumuten? Ja, entschied die Leiterin einer Privatschule im US-Bundesstaat Florida. Nun ist sie nach Beschwerden von Eltern ihren Job los. "Seit dem 16. Jahrhundert wird das öffentlich ausgestellt", fragt eine TV-Moderatorin, "warum ist das plötzlich ein Problem?" Tatsächlich sieht Michelangelos "David" aus wie immer: Über fünf Meter groß ist die Statue, sehr schön und sehr nackt. Aber ist dieser Anblick elf- und zwölfjährigen Schulkindern zuzumuten? Die Leiterin einer christlichen Privatschule in Florida hatte ein Bild des "David" im Unterricht gezeigt. Eltern beschwerten sich, der Begriff "pornografisch" fiel, und nun ist sie ihren Job los. Das ist ihre Version der Geschichte. Der Vorsitzende des Schulrates, Barney Bishop, stellt es anders dar. Wann immer etwas Kontroverses unterrichtet werde, müssten die Eltern vorher informiert werden, sagte Bishop beim Sender CNN. Das sei aber nicht passiert. Und tatsächlich hätten sich drei Eltern beschwert, dass das Bild nicht altersgerecht sei. Die Tallahassee Classical School ist eine christlich ausgerichtete Privatschule in Florida. Leiterin Hope Carrasquilla war offenbar noch kein Jahr im Amt. Vorige Woche wurde sie dann vom Schulrat vor die Wahl gestellt, freiwillig zu gehen oder gefeuert zu werden. - Da sieht man doch wieder, wie wichtig es ist, dass Eltern sich bei derlei Gefahren für ihre Kinder engagieren. Und was ja auch diesen Eltern zupass kommt, dass es da in ganz Florida kein Internet gibt. Und keine Handys und keine Freunde, die ein Handy haben, auf denen man sich das ein oder andere verbotenerweise anschauen könnte, wenn es in den USA Internet gäbe.

Justamente zur selben Zeit hörten wir in den Medien aus den USA Folgendes: Grundschule in Nashville - Kinder erschossen: Eine bewaffnete Angreiferin hat an einer Grundschule in Nashville in den USA drei Kinder und drei Erwachsene erschossen. Die Kinder waren neun Jahre alt. Bei der Angreiferin soll es sich um eine 28-jährige Frau handeln, die in der Umgebung von Nashville wohnhaft ist und einst die private christliche Convenant School besucht hat. Sie soll mit zwei Sturmgewehren und einer Handfeuerwaffe bewaffnet gewesen sein. Die 28-Jährige besaß sieben legal erworbene Feuerwaffen und versteckte diese im Haus ihrer Eltern. Das Motiv für die Tat sei weiterhin unklar, sagte Polizeichef John Drake. Ihre Opfer in der Grundschule habe sie wohl zufällig ausgewählt.

Was für eine Katastrophe, die sich da abgespielt hat! Gott sei Dank aber an einer christlichen Privatschule. Gott sei Dank haben dort die Eltern ein Mitspracherecht. Können etwas bewirken. Was für eine Tragödie, man stelle sich vor, die armen Kinder hätten weiterhin den nackten David anschauen müssen! Wie ich immer sage, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Wenn man tatsächlich etwas ändern will. Ach ja, und das andere: welch ein Unglück. Aber da kannst du ja nichts machen - gegen die Waffenlobby.

Wo ich vorhin bei dem jungen, nackten Mann war. Neulich bei mir total krasses Kontrastprogramm. Also jetzt nicht mehrere junge, nackte Männer. Nein, leider, viele alte Männer! Ich hätte es auch gerne anders vorgefunden, aber machste nix. Unfasslich, wie alt Menschen werden können, gerade auch Männer. Was aber das Tolle war. Alle waren vollständig angezogen, also nichts mit nackt. Und da bist du schon froh, dass wir in einer Gesellschaft leben, wo du dir was überziehst, wenn du vor die Tür gehst. Also, alle Männer waren vollständig angezogen. Wobei ich jetzt natürlich nicht weiß, ob selbstständig angezogen, von der Gattin oder dem Pflegepersonal. Was aber toll war, wenn sich die alten Männer mal gepüngelt haben, also ausgehfertig sind, dann sind die so was von gesellig. Dann kannst du mit denen richtig Spaß haben. Gut, du musst ein bisschen lauter sprechen als sonst. Und langsamer sprechen ist vielleicht auch nicht verkehrt. Hatte ich eigentlich schon gesagt? Nein, hatte ich nicht. Ich habe noch gar nicht erzählt: Bis zum Dreißigsten haben wir uns alle zehn Jahre getroffen. Und dann alle fünf Jahre, weil ja jetzt doch schneller weggestorben wird. Genau, ich spreche vom Abitreffen: 45igjähriges Abitreffen. Da rechnen meine Schüler schon (also die ohne Zertifikat Dyskalkulie), ob so was überhaupt noch lebt. Ich kann nur sagen - und wie! Aber der Reihe nach: Weil mein Göttergatte und ich dieses Treffen organisieren, sind wir schon immer früher vor Ort, um zu schauen, ob die Location noch steht. Dann haben wir die Wartezeit auf dem Parkplatz davor im Auto sitzend verbracht. Was jetzt schon komisch war, im Laufe der folgenden Minuten parkten um uns herum Autos, aus denen so was von alte Menschen stiegen und sich in Richtung unseres Restaurants bewegten. Mensch, denke ich, gleich zwei Gruppen gleichzeitig. Die können sich wirklich nicht beklagen: Seniorenstift und Abitreffen. Du ahnst es schon, es waren alles unsere Ehemaligen. Aber weißt du, an mein eigenes altes Gesicht habe ich mich ja gewöhnt, aber wenn du so ganz ohne Vorwarnung.

Die gemeinsamen Stunden waren so was von tiefenentspannt. Früher, du kennst die Werbung der Sparkasse von damals, 1995, noch: Treffen sich zwei Männer, der eine sagt: Mein Haus, mein Auto, mein Boot. Der andere hat natürlich ein noch größeres, und Pferde und viele Pferdepflegerinnen (nebenbei, könntest du dir heute als Sparkasse auch nicht mehr leisten - so was von sexistisch). Schau es dir trotzdem aber noch mal an. Es bringt die Sache auf den Punkt. In frühen Jahren war bei unseren Treffen Kinder und Beruf ein Thema (bei dem ein oder anderen natürlich nicht der Beruf, sondern die Karriere). Dann wurden es die Enkel. Und letztens gab es nur eine Frage: Wer ist schon in Rente? Mein Traummann und ich sind nicht bis zum Schluss geblieben. Aber es soll noch lange lustig zugegangen sein. Eine Rückmeldung: „Du, ich habe noch lange mit Lars gesprochen!“ Darauf ich: „Kann nicht sein, der ist schon lange tot.“

Ich vergaß die Frauen. Da gibt’s aber nichts wirklich Neues zu berichten: Tolle Frauen und die Zeit ist spurlos an ihnen vorbeigegangen.

LeserReporter/in:

Adelheid Bennemann aus Bonn

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