VFG-Wohnheim
Die Bewohner des VFG-Wohnheims am Dickobskreuz arbeiten sich zurück i ...
Bonn - (we) „Wenn Du da auf dem Boden sitzt, guckst Du nur nach unten. Du
siehst die Bodenplatten, den Dreck und die Waden der Passanten. Und
sonst nichts.“ Werner ist fast 52. Er hat sein Leben wieder
gefunden, nachdem er es für 37 lange Jahre verloren hatte. Alles fing
mit dem Kiffen an. Dann starb sein Großvater, der mehr für ihn war
als nur sein Opa. Um sein Gehirn auszuschalten, fing er mit dem Koks
an. Ecstasy und anderes hartes Zeug kam dazu. „Du nimmst Drogen, um
Dich von den Problemen zu lösen. Hast Du Koks, hast Du kein Problem
mehr.“ Aber nicht nur die Probleme sind weg, auch das Leben. Man
nimmt an nichts teil, interessiert sich für nichts, ist stumpfsinnig
und vegetiert lediglich dahin. Man ist halt nicht tot, aber existiert
quasi als Zombie.
Und warum will man da raus? „Weil da noch mehr sein muss.“ 9
Monate an Therapie hat Werner hinter sich. „Das war die Hölle. Die
erste Zeit hatte ich eine Lungenentzündung nach der nächsten. Dann
habe ich gelernt, über Dinge zu sprechen, über die man nicht gern
spricht. Und so habe ich Hinweise bekommen, wie ich diese Probleme
lösen kann. Und allmählich bin ich wieder Teil einer Gemeinschaft
geworden. Habe Freunde gewonnen, normale Menschen kennengelernt.“
Jetzt will er seinen Führerschein wiederhaben. Den Badmintonverein im
Haus hat er schon gegründet. Er nimmt wieder am Leben teil: „Ich
gehe morgens lächelnd aus dem Haus und komme abends mit einem
Lächeln zurück.“ Werner hat sich hoch gearbeitet und arbeitet
heute als Maler in einer Festanstellung.
Was in den 37 Drogen-Jahren auf der Strecke blieb? „Mein Leben.
Meine Ehe kaputt, meine Kinder wollen nichts mehr mit mir zu tun
haben.“ Auf der Strecke geblieben ist aber auch seine Sucht. „Ich
habe Spaß am Leben, erledige viele Dinge wie Termine oder andere
alltägliche Aufgaben allein und selbständig.“ Werner ist also auf
dem Weg nach oben. Das gilt für viele der 29 im Wohnheim Lebenden.
Sie bilden Wohngemeinschaften in einer festen Tagesstruktur. Wenn sich
die Zeit im Wohnheim dem Ende zuneigt und Werner will, kann er eine
eigene Wohnung beziehen. Und wieder ganz normal ohne Restriktionen
leben. „Ich habe wieder gute Träume, im Gegensatz zu früher. Ich
habe gelernt, dass viele sogenannte Freunde nur auf sich selbst
fixiert sind. Und das man vielfach allein ist. Aber das will ich jetzt
anpacken. Selbst für mich verantwortlich sein. Meine Arbeit tun.
Echte Freunde haben, die mich im Zweifel aus der Gosse holen könnten.
Ich freue mich auf mein neues Leben.“
Der Verein für Gefährdetenhilfe (VfG) bietet Suchtgefährdeten und
anderen Wohnungslosen vielfache Hilfen. Eine davon ist das Wohnheim am
Dickobskreuz. Zudem gibt es betreutes Wohnen, Krankenbehandlung, eine
Autowerkstatt, ein Dienstleistungsunternehmen sowie etliche
Beratungsangebote und Unterstützungsangebote. Mi t dem VfG haben in
Bonn der Caritas-Verband und die Johannesbund gGmbH mit deren Haus
Maria Königin vergleichbare Angebote.
Für Menschen, denen es so geht wie Werner: In die Hölle und zurück.
Zurück ins Leben.Mehr Infos auf www.vfg-bonn.de/
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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